5 Jahre Latein. Satz für Satz Subjektive, Objektive und Verben ausfindig machen. Römische Geschichten und Weisheiten von Vergil, Ovid, Cicero und Casear entziffern. Und am Ende das Kleine Latinum im Sack und doch keine Ahnung von nichts. Mein Lateinlehrer tadelte mir zu viel Fantasie und zu wenig Geduld. Mich faszinierten halt die Geschichten des alten Rom und die Weisheiten seiner Denker. Das akribische Interesse am Latein kam erst an zweiter Stelle. Als ich als Teenager das erste Mal Rom besuchte, war die Faszination allerdings schnell weg. Rom war laut und dreckig. Zu viel Verkehr, zu viele Menschen. Und irgendwo mitten in diesem grossstädtischen Gewusel einige Säulen, die an ein längst vergangenes Imperium erinnern. Ich bin an Mauern vorbeispaziert, die den wilden Gladiatorenkämpfen Stand gehalten haben und bestaunte die Überreste alter Tempelanlagen, die zu Ehren der Götter errichtet wurden. Geblieben ist mir von dieser einen Reise nach Rom die Erinnerung an die ellenlange Menschenschlange vor der Sixtinischen Kapelle und die üppig ausfallenden Dekor Elemente in unserem damaligen Hotel irgendwo am Rande des Centro Storico.
Eigentlich peilte ich in diesem Jahr keine Reise nach Rom an. Prag war mein Wunschkandidat für eine vorweihnächtliche Städtereise. Doch meine Schwester, mit der ich diese Reise plante, hatte Prag schon gesehen. Zur Auswahl standen schlussendlich Amsterdam und Rom. Die Würfel fielen auf Letzteres. Spannend war vor allem eins, wie selektiv Erinnerungen über die Jahre gespeichert werden. Rom war auch bei diesem zweiten Besuch voller Autos und Menschen. Und nach über 20 Kilometer Fussmarsch quer durch die Stadt fielen wir am zweiten Reisetag erschöpft ins Hotelbett. Doch Rom ist auch schön. Schön anstrengend.
Getan – Sehenswürdigkeiten in Rom
Salve Roma |
Wir beginnen unseren Rundgang bei der Piazza Venezia am Fusse des mächtigen Kapitols. Direkt dahinter befindet sich das Epizentrum der übrig gebliebenen Zeitzeugen aus dem antiken Rom. Trajansforum, Forum Romanum, Colosseum und Circus Maximus. Bei all den verfallenen Säulenresten und herumliegenden Steinbrocken ist Fantasie gefragt, um sich das Alte Rom in seiner vollen Blüte während der Kaiserzeit vorzustellen. Die zahlreichen als Legionäre verkleideten Gestalten helfen mir da wenig. Bei den restlichen Touris scheint diese Attraktion aber zu ziehen.
Südwestlich vom Circus Maximus, auf dem höchsten Punkt des siebten Hügels von Rom – dem Aventin – gibt’s was für Schlüssellochgucker. Das «Buco di Roma» ist ein kleines, eisenbeschlagenes Schlüsselloch in einer grossen grünen Pforte. Wer durchschaut, erblickt in der Ferne überraschend den Petersdom. Auch wenn dieser Spot noch immer als Geheimtipp gehandelt wird, ist er es leider nicht mehr. Doch wo steht man schon rund 15 Minuten in Reih und Glied, nur um durch ein unscheinbares Schlüsselloch zu «glüsslä»?
Durchs Centro Storico flanieren |
Das Centro Storico entspricht ziemlich genau der Vorstellung, die ich in Erinnerung hatte. Vor dem Trevi Brunnen drängen sich die Menschen selbst an diesem Dezember-Wochenende Schulter an Schulter, um das beste Bild zu knipsen. Zwischen Trevi-Brunnen, Pantheon und Piazza Navona haben Touristenläden mit Ramsch und billige Restaurants die Überhand.
Doch als wir zum westlichen Teil des Centro Storico hinter der Piazza Navona vordringen, finden wir die hübschen, weniger begangenen Gassen. Zu entdecken gibt es kultige Bars wie di Bar del Fico und schöne Plätze wie diesen bei der Chiesa die San Salvatore in Lauro. Dem Trevi Brunnen statten wir dann um neun Uhr in der Früh einen zweiten Besuch ab. Um diese Zeit ist selbst dieser Hotspot angenehm ruhig.
Trastevere und Testaccio – hübsch und hip |
Als Nächstes überqueren wir die Tiberinsel, um uns den wohl hübschesten Stadtteil anzugucken. An pittoresken Gassen und Piazzas sowie netten Restaurants mangelt es Trastevere definitiv nicht. Doch diese Tatsache hat schon die Runde gemacht. Am besten nimmt man sich etwas Zeit und erkundet die verwinkelten Gassen abseits der Hauptwege. Als Belohnung locken authentische Hinterhöfe mit roten Vespas, rausgehängter Wäsche und schlafenden Katzen.
Doch hip ist Trastevere nicht mehr. Die Mieten sind in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt. Künstler und Studenten sind weitergezogen. Unter anderem in das Quartier Testaccio. In der Nähe des Bahnhofs Roma Ostiense wurden zum Beispiel Gewerbegebäude zu coolen Bars, Clubs und Restaurants umgenutzt. Flohmärkte neben hippen Kneipen. Ehrlich, hier ist’s richtig lässig. Und wer’s gerne gediegen mag, der steuert für einen Aperitivo das Restaurant Stazione die Posta an.
Die Aussicht von der Piazza Guiseppe Garibaldi geniessen |
Unser Spaziergang führt uns von Trastevere weiter Richtung Vatikan. Dafür wählen wir den Weg via Piazza Garibaldi. Die wenigen Höhenmeter lohnen sich, denn von der Piazza gibt es einen Vogelblick auf den historischen Kern von Rom.
Hoch hinaus |
Der Abstecher in den Vatikan gehört bei einem Rom-Besuch einfach dazu. Wir liessen dieses Mal das Vatikanmuseum und die Sixtinische Kapelle aus. Stattdessen wollten wir hoch hinaus. Um die langen Warteschlangen zu umgehen, organisierte ich im Vorfeld bei GetYourGuide Tickets, um ohne Anstehen auf die Kuppel und in dem Dom zu gelangen. Hat tadellos geklappt und ist meiner Meinung die Kosten von rund 30 CHF wert.
Im Grünen entspannen |
Empfehlenswert ist ein Abstecher in den Parco degli Acquedotti. Die Grünfläche liegt im Munizipio VII und ist mit der Metrolinie Anagnina – Battistini in zwanzig Minuten ab Termini erreichbar (Einzelfahrt 3 Euro / Tageskarte 7 Euro). Es fühlt sich hier so an, als wäre man weit ausserhalb einer Grossstadt. Perfekt, um den Verkehrslärm und die Hektik hinter sich zu lassen und entlang der Ruinen römischer Aquädukte zu spazieren
Moderne Prunkbauten |
Die Gegend nördlich der Villa Borghese bietet Highlights für Architekturfans. Das neuste architektonische Aushängeschild ist das Museum für zeitgenössische Kunst – MAXXI. Der Sichtbeton-Bau mit wenig geraden, dafür ganz vielen schrägen Fassadenteilen stammt aus der Feder von Zaha Hadid. Wer vom Zentrum her durch die Parkanlage Villa Borghese spaziert, kehrt auf halbem Weg beim 20MQ ein. Das Restaurant ist gleichzeitig Designstore und hat unter anderem tolle Smoothies sowie vegane Gerichte auf der Karte. Und fürs süsse Glück steuert man die Gelateria Settimo Gelo (
). Das Erdbeer-Eis ist göttlich!Gegessen – Restaurants in Rom
… haben wir extremst gut!
Kaffeepause | Bar del Cappuccio, Via Arenula 50
Mittagsstärkung | Terre d’Acqua,
Für Zwischendurch | Trapizzino,
Was Süsses | im Zentrum: Gelateria del Teatro / im Norden: Settimo Gelo
Für den grossen Hunger | Urbana 47, Via Urbana 47
Geschlafen – Hotel in Rom
Hotel Victoria | Via Campania 41
Übernachtet haben wir im Hotel Victoria direkt angrenzend an die nördliche Stadtmauer vor der Villa Borghese. Das Hotel ist vom Bahnhof Termini aus in ca. 15 Minuten zu Fuss erreichbar und liegt praktisch, um die nördlichen Stadtteile sowie die Gegend rund um die Spanische Treppe bis hin zum Vatikan zu erkunden. Sehr schön ist die lauschige Dachterrasse mit Blick über die Dächer von Rom. Das Viersterne Haus gehört zu den Swiss Premium Hotels und bietet den Gästen einen zentrumsnahen, ruhigen Rückzugsort. Sensationell gut (und unkompliziert) war die kostenlose Internetverbindung. Noch selten hat der Upload von raw-files in die Cloud so schnell funktioniert. Und das ist für mich bei einer Städtereise eines der wichtigsten Kriterien bei der Hotelwahl. Weniger meinem Geschmack entspricht die überladene Zimmereinrichtung. Zumindest der Blümchen-Bettüberwurf müsste gegen etwas Dezenteres getauscht werden. Dann wäre es perfekt.
Weitere praktische Tipps:
- Vom Flughafen Rom-Fiumicino gelangt man mit dem Direktzug (14 Euro) in 25 Minuten an den Bahnhof Termini
- In der Nähe des Hotels Victoria kann ich die Osteria Barberini (Via della Purificazione 21) für ein Nachtessen empfehlen. Hervorragende saisonale Trüffel-Gerichte
- Für ein süsses Frühstück lohnt sich der Abstecher in die Bar Pompi (v )
- Coole Bars, Restaurants und Shops findet ihr entlang der Via Urbana – vom italienischen Spezialitätengeschäft bis hin zur Chocolateria, die vegane Brownies verkauft
Hinweis: Der Aufenthalt wurde von Swiss Premium Hotels unterstützt – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Das Hotel ist chic!
Die Architektur der Stadt hat schon etwas einmaliges, deine Bilder sind wieder einmal sehr überzeugend.
sehr interessant geschriebener und mit tollen bildern geschmückter reisebericht. waren schon 2x in rom, haben noch nie was vom buco di roma gehört oder gelesen. was den direktzug vom flughafen betrifft: der einzige vorteil dieses zuges besteht darin, das er halt nicht bei jeder station stehenbleibt, die regionalzüge sind billiger, bleiben zwar öfter stehen und die fahrtzeit ist natürlich dementsprechend länger, der vorteil des regionalzuges: er fährt wesentlich weiter in den bahnhof hinein, der direktzug bleibt sehr weit ‹draußen› stehn (zumindest 2006 war es noch so) und so hat man einen weiten weg mit gepäck. glg aus wien in die schweiz und frohe weihnachten u+e
Dankeschön :) nebst dem Direktzug und den Regionalzügen gibt es auch noch die Möglichkeit mit Bussen ins Zentrum zu gelangen – das ist dann nochmals billiger. Bei uns hielt der Direktzug vorne am Kopfbahnhof, hatte nicht den Eindruck, dass ich so einen weiteren Weg hatte als bei den anderen Zügen :)
Beste Grüsse
Ich war vor 2 Jahren in Rom. Das erste Mal alleine weg. Das war aufregend und gerade Rom, was so viel zu bieten hat.
Ich habe soviel besichtigt und kam vor lauter Staunen gar nicht mehr zur Ruhe. Einen schönen Reiseartikel hast du hier verfasst :)
Mach weiter so, ich werde mal etwas weiter lesen und mich inspirieren lassen. Ich habe auch gleich deinen Blog bei mir verlinkt.
Bleib gesund und alles Gute… Grüße Marcel von https://meine-reisen.net/
Hoi Marcel danke für deinen Kommentar – freut mich, dass du meinen Blog entdeckt hast :)