Im Herbst 2013 reiste ich zum ersten Mal an die Nordsee. Wir haben damals die Halligen besucht und waren fasziniert ab dieser ebenen von den Gezeiten geprägten Küstenlandschaft. Ende Oktober machte ich mich erneut auf den Weg an die Nordseeküste. Diesmal Richtung Ostfriesland und auf dem Hinweg lag ein Bremen Intermezzo auf der Hand. Nicht nur die Stadtmusikanten, sondern auch der historische Stadtkern mit Rathaus und Schnoor haben mein Interesse an der Freien Hansestadt Bremen geweckt. Und sie liegt praktischerweise auf direktem Weg an die Ostfriesischen Inseln. Angereist bin ich mit dem Flugzeug etwas umständlich über München, dafür ist die Innenstadt von Bremen exzellent an den Flughafen angebunden. 15 Minuten Tramfahrt und ich stehe vor dem Bremer Rathaus. Ein Tipp dazu: die Tramtickets kann man im Tram lösen (ich suchte beim Hauptbahnhof erfolglos nach einem Ticketautomaten).
Seit 1935 Herzblut für Kaffee
Vorweg ist anzumerken, dass mir nach einem Tag Sightseeing in Bremen eins klar wird: die Stadt hat weit mehr zu bieten, als ich dachte. Eine dieser überraschenden Entdeckungen ist die Kaffeerösterei Münchhausen. Die Traditionsrösterei wird seit 75 Jahren in Familienbesitz geführt und ist die älteste noch in Familienhand befindliche bremische Rösterei. Ich lausche gespannt den Ausführungen von Natalie Prüße, die als Enkelin des Gründers August Münchhausen zusammen mit ihrer Mutter die Tradition fortsetzt. Der feine Röstduft begleitet uns auf dem Rundgang durch die Rösterei, der gleichzeitig eine Zeitreise in die 1970er Jahre ist. «Viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung» antwortet Nathalie auf meine Frage, was es braucht, um guten Kaffee zu rösten und macht mich auf das leise Knacken in der Röstmaschine aufmerksam. Als wäre Popcorn drin. «Gute Espressobohnen müssen zweimal den Knackpunkt erreichen», ergänzt sie. Ich koste frisch gebrühten Kaffee von der beliebten Festtagsmischung und verlasse die Rösterei um eine stark duftende Packung Espressobohnen reicher. Wer kann so viel Herzblut für Kaffee schon widerstehen?
Schöne Gassen #1 Schnoor
Von der Kaffeerösterei laufe ich zu Fuss der Weseruferpromenade entlang bis zum Schnoorviertel. Petrus meint es an diesem Tag nicht gut mit mir und überzieht Bremen mit einer grauen Wolkendecke inklusive Nieselregen. Das mittelalterliche Viertel «Schnoor» zwischen Wilhelm-Kaisen-Brücke und Kunsthalle präsentiert sich aber genauso adrett, wie ich das erhofft hatte. Ich liebe solche Gassen! Und der Schnoor bietet nebst den ältesten Fassaden der Stadt hübsche Hinterhöfe mit Designläden. Perfekt für einen entspannten Einkaufsbummel.
Schöne Gassen #2 Böttcherstrasse
Ebenfalls sehenswert ist die etwas jüngere Böttcherstrasse. Hier sind die meisten Backsteingebäude zwischen 1922 und 1931 entstanden und hauptsächlich dem Bremer Kaffeekaufmann Ludwig Roselius zu verdanken. Besonders markant ist das goldige Fassadenrelief am Eingang zur Böttcherstrasse und witzig die mini Version der Stadtmusikanten am Sieben-Faulen-Brunnen im Handwerkerhof.
Historisches Prunkstück
Im 15. Jahrhundert errichtet und im 17. Jahrhundert mit einer Renaissance-Fassade versehen gehört das Bremer Rathaus zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Das Rathaus und die Roland-Statue davor sowie der Ratskeller, wo über 650 Sorten deutsche Weine lagern, zählen zu den UNESCO Welterbestätten. Täglich (ausser bei speziellen Veranstaltungen) finden mehrere Rathausführungen statt, die spannende Einblicke in die faszinierende Geschichte und die prunkvolle Güldenkammer bieten. Ebenso interessant sind Führungen durch den Ratskeller (inklusive Blick in die Schatzkammer) und wer Hunger verspürt, plant im historischen Gewölbekeller den Mittagsstopp ein. Am wichtigsten ist aber, dass man beide (!) Beine des Esels der Bremer Stadtmusikanten umfasst. Nur dann geht ein Wunsch in Erfüllung. Und mein Stadtführer verrät mir mit Augenzwinkern, dass in Bremen alles angefasst werden darf, das goldig glänzt.
Zmittag in der Mühle
Eine weitere Option, den hungrigen Magen zu füllen, bietet sich in der Mühle am Wall. Wo früher Mehl gemahlen wurde, wird heute fein gekocht. Ich entschied mich bei diesem düsteren Herbstwetter für eine wärmende Mühlepfanne.
Schöne Gassen #3 Das Viertel
Im Gegensatz zum Schnoor war mir «Das Viertel», wie die Gegend zwischen Kunsthalle und Hamburgerstrasse genannt wird, kein Begriff. Beim Bummeln entlang dem Ostertorsteinweg bin ich aber sofort angetan von dem lebendigen Quartier und seinen zahlreichen Spezialitätenläden. Vom Schuhmacher über den Biohofladen bis zum Gewürzhändler findet man hier alles. Und gegen den Abend füllt sich die Strasse mit der ausgehfreudigen jungen Bremer Bevölkerung. Auch das Engel WeinCafé (Ostertorsteinweg 31/33) ist gut frequentiert. Mir hat das gemütliche Ambiente und die saisonal inspirierte Speisekarte gefallen.
Zentral schlafen
Geschlafen habe ich zentral mit direktem Blick auf die Rathausfassade im Hotel Classico. Jedes Zimmer ist individuell gestaltet. Die kopflose Uniform-Statue an meinem Bettrand sorgte auf Social Media für die eine oder andere Erheiterung. Wie mir die Besitzerin am nächsten Morgen verriet, handelt es sich hierbei um das Napoleon-Zimmer. Bleibt die Frage, welche Überraschungen euch in den anderen Hotelzimmern erwarten. Wer ein zentral gelegenes Hotelzimmer für einen Bremen-Kurzaufenthalt sucht, der trifft mit dem Hotel Classico aber sicher keine schlechte Wahl.
Hinweis: Bremens Schnoorviertel stach mir 2015 ins Auge und kam auf meine 16 Reiseideen für 2016 Bucket List. Der Kurzbesuch fand im Rahmen einer Recherchereise statt und wurde von der Deutschen Zentrale für Tourismus und Bremen Tourismus unterstützt. Vielen Dank. Alle Eindrücke / Meinungen sind wie immer die meinen.
Vor ein paar Monaten war ich auch in Bremen und es ist echt eine schöne Stadt :) und du hast es sogar geschafft die Bremer Stadtmusikanten «schön» zu fotografieren :) mein Bild ist mir damals leider nicht so gelungen.
Liebe Grüße Nole
Oh ja! Bremen ist einfach hübsch. und bei den Stadtmusikanten liegt die Challenge glaube ich darin, keine Selfie-Fotografen mitzuknipsen ;)