SchweizWandern

Wanderung auf dem Chemin du Gruyère und Besuch in der Schoggifabrik

Das Wort „Genusswandern“ beschreibt am treffendsten, wie es uns auf dem rund dreistündigen Chemin du Gruyère ergangen ist. Am Wegrand folgt eine kulinarische Versuchung auf die andere und auch sonst bietet die Wanderung allerhand Überraschendes. So beginnt unsere Tour nicht wie sonst üblich mit einem anstrengenden Aufstieg, sondern mit einem Abstecher in die Schaukäserei „La Maison du Gruyère“. Um nachfolgend Verwirrungen zu vermeiden, noch ein kurzer orthografischer Exkurs. Die Region heisst la Gruyère – ännet dem Röstigraben Greyerzerland genannt – und schreibt sich ohne „s“. Das hübsche Städtchen, nebst dem Käse quasi das Flagship-Produkt der Region, schreibt sich dagegen mit „s“ am Schluss – Gruyères.

Besuch im Maison du Gruyère

Hier direkt neben dem Bahnhof Gruyères wird der legendäre Gruyère AOP hergestellt. Der traditionsreiche Käse ist weit über die Schweizer Landesgrenzen bekannt und verdankt seinen Geschmack der hochwertigen Milch von Kühen aus der Region und dem handwerklichen Geschick, das seit Generationen von Käsermeister zu Käsermeister weitergegeben wird. Wir setzen uns hinter die grosse Glasscheibe der Schaukäserei und beobachten das Treiben. Ganz so spannend, wie auf einer Alp ist es im Maison du Gruyère nicht. Alles läuft voll automatisiert ab. Dennoch bietet die interaktive Ausstellung rund um die Schaukäserei spannende Einblicke in die Welt der Käseherstellung. Hättest du zum Beispiel gewusst, dass eine Kuh pro Tag 100 kg Gras frisst und 85 Liter Wasser trinkt.

Chemin-de-Gruyeres
Schaukäserei-Gruyeres-1
Schaukäserei-Gruyeres-2
Greyerzer-Käse

Nach einem Blick in den Käsekeller machen wir uns endlich auf die Socken. Schon fast Mittag und wir sind noch kaum vorwärtsgekommen. Bis zum malerischen Städtchen Gruyères sind einige Höhenmeter zu überwinden. Gruyères bildete mit seinen gepflasterten Gassen und dem prächtigen Schloss die perfekte Postkartenkulisse. Meist wuselt es hier nur so von Besuchern, doch wer etwas mehr Zeit mitbringt, der kann den Charme von Gruyères in den Randstunden in aller Ruhe geniessen. Der Wanderweg zweigt kurz vor dem Schloss nach rechts in Richtung Kirche ab. Je nach Lust und Laune kann man an dieser Stelle gut noch einen Abstecher zum Schloss einbauen oder sich die fantasievolle Kunst von HR Giger in dessen Museum anschauen.

Gruyers-Brunnen
Gruyeres

Richtiger Start der Wanderung Chemin du Gruyère

Wir lassen Gruyères hinter uns und wandern durch sattgrüne Weiden, wo sich die Kühe den Bauch vollschlagen. Auf einer Holzbrücke überqueren wir die Saane und nähern uns langsam Broc. Kurz nach dem Aussichtspunkt bei der Kapelle des Marches steht uns plötzlich eine dieser schwarz-weiss gescheckten Freiburger Kühe im Weg. Wahrscheinlich ist sie aus der Weide ausgebüxt, weil das Gras auf der anderen Seite halt doch noch saftiger erschien. Die Kuhdame steht direkt vor dem Panoramablick auf das Schloss Gruyères hinter dessen mächtigen Mauern sich das Städtchen versteckt und den Hausberg Moléson. Mit dem Bild im Kasten marschieren wir fröhlich weiter. Manchmal darf’s auch einfach mal Klischee-Schweiz sein, oder?

Wanderung-Greyerzerland
Saane-Broc
Wald-Broc
Gryueres-Region
Broc-Wanderung
Wildblumen

Maison Cailler – Besuch in der Schoggifabrik

Wenn wir schon bei den Klischees sind, dann gehört natürlich auch die Schoggi dazu. Wer wie wir auf Höhe Broc ein leichtes Hungergefühl verspürt, der biegt nach dem Überqueren des Jaunbachs linkerhand in Richtung Maison Cailler ab. Seit 1898 wird die Schokoladentradition in Broc gelebt. Die Ursprünge der Schweizer Milchschokolade und der feinen Pralinen sind eng mit Broc, der Familie Cailler und dem Milchschokoladen-Erfinder Daniel Peter verbunden. Im Maison Cailler kann man auf einem rund einstündigen Rundgang in die süsse Welt der Schokolade eintauchen. In der ersten Hälfte wird auf lebendige Art und Weise erzählt, wie die Kakaobohne ihren Weg nach Gruyère gefunden hat. Im zweiten Teil dreht sich alles um die heutige Produktion und woher die verschiedenen Zutaten stammen. Ganz zum Schluss dürfen wir uns noch durch das Pralinensortiment von Cailler durchprobieren. Für 10 CHF Eintrittspreis (Kinder bis 16 Jahren gratis) ist das ein vergnüglicher Zwischenhalt und im Fabrikladen kann man sich danach noch mit allerhand Schoggi eindecken – aber Achtung, das müsst ihr dann alles selbst nach Charmey hochschleppen.

Maison-Cailler
Cailler-Schoggi-Museum
Cailler-Schoggi-Testen

Wandern auf dem Chemin du Gruyère

Leider ist der spektakulärste Wegabschnitt nach Broc durch die Jaunbachschlucht vorübergehend geschlossen. Als Alternativroute bietet sich der Wanderweg via Châtel an. Der steigt zuerst steil an und durchquert einige Weiden, wo die Bauern den Wanderern gegenüber offensichtlich nicht so freundlich gesinnt sind. Wir kriechen unter Zäunen hindurch und erreichen schlussendlich den Aussichtspunkt bei der Ruine de Montsalvens. Anschliessend führt der Weg über Nebenstrassen durch das langgezogene Dorf Châtel-sur-Montsalvens bis man den gleichnamigen See erblickt. Auf Höhe See angelangt, sticht der Wanderweg in Richtung Ufer runter.

Auch bei dieser Routenvariante lohnt sich der zusätzliche Schlenker zur Buvette Chez Boudji, die sich südlich vom Lac de Montsalvens auf einer Hochebene befindet. Wir haben ja erst etwas Käse und Schoggi geschnaust, höchste Zeit also, etwas Währschaftes zwischen die Zähne zu bekommen. Bei einer Käseschnitte oder einem Fondue geniesst sich der prächtige Ausblick über die Region am besten.

Jaunbauchschlucht
Panorama-Chemin-de-Gruyeres
Gruyeres-Alp
Buvette-Chez-Boudji

Die letzte Wegetappe führt uns in einem stetigen auf und ab dem Ufer des Lac de Montsalvens entlang und als letzter Höhepunkt folgt kurz vor Charmey eine Hängebrücke, die uns trockenen Fusses über den engen Seitenarm des Sees bringt.

Lac-de-Montsalvens
Fribourg-Region
gruyere-121
Wanderung-Lac-de-Montsalvens
Hängebrücke-Lac-de-Montsalvens
Charmey
Gastlosen

Wem nach den drei Stunden die Waden zwicken, der begibt sich am besten schnurstracks in die Bains de la Gruyère im Dorfzentrum von Charmey. Mit dem überraschend modernen Design hat der Architekt gekonnt die Voralpen in die Bäder integriert und eine Transparenz zwischen dem Innen- und Aussenbereich geschaffen. Der Einzeleintritt für drei Stunden kostet 26 CHF. Badetücher können für 6 CHF und einem zusätzlichen Depot von 20 CHF (ich konnte mir ein Schmunzeln an diesem Punkt nicht verkneifen) gemietet werden. So beenden wir unsere Wanderung entlang dem Chemin du Gruyère ins wohlig warme Sprudelwasser, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und träumen derweil bereits von unserem nächsten Aufenthalt in la Gruyère.

Bains-de-Charmey

Weitere Informationen und Tipps zum Chemin du Gruyère

Die Karte zeigt den Routenverlauf des Chemin du Gruyère. Die Strecke ist rund 12 km lang und beinhaltet eine Steigung von 530 Höhenmetern und ein Gefälle von rund 400 Höhenmetern. Die reine Laufzeit beträgt ca. 3.5 Stunden (gemütlich). Als Alternative zur Jaunbachschlucht kann der Weg via Châtel-sur-Montsalvens begangen werden, wo man an der Ruine de Montsalvens vorbeikommt. Den Ausgangspunkt Gruyères erreicht man ab Bulle mit dem Zug. In Charmey gibt es regelmässige Busverbindungen – entweder direkt nach Fribourg oder mit Umsteigen in Bulle.

Übernachtungstipps für la Gruyère:

  • Hotel de Gruyères (Rlle des Chevaliers 1) direkt vor den Toren der Altstadt
  • Hotel le Sapin im Dorfkern von Charmey

In beiden Hotels gibt’s zum Frühstück Meringues mit Greyezer Doppelrahm!

AusgangspunktGruyères
Länge12 Kilometer
Höhenmeter↗ 520 m ↘ 400 m
Dauer3:30 h
ZielortCharmey (Gruyère), village
EinkehrmöglichkeitBuvette Chez Boudji

Hinweis: Dieser Aufenthalt wurde von La Gruyère Tourisme unterstützt. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.

Über den Autor

Artikel

Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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