Wenn es bei mir ums Thema Autofahren geht, ist das immer mit einer Prise Drama verbunden. Nach meinem Mini-Florida-Roadtrip mit einem Fiat 500 (sozusagen das Anti-Ami-Auto schlechthin ;)), habe ich zwar etwas Vertrauen in die motorisierten Gefährte gefasst, aber so ganz Geheuer sind sie mir immer noch nicht. Wenn man aber die Möglichkeit bekommt, ein 100% elektrisches Fahrzeug zu testen, dann kann selbst ich schlecht nein sagen. Zudem gleicht der Twizy mehr einem Roller mit Dach denn einem richtigen Auto.
Unser Plan war, mit dem Twizy einen kleinen Ausflug von Stegersbach bis zur Burg Güssing zu unternehmen. Schliesslich möchten wir uns auch eine Burg ansehen, wenn wir schon im Burgenland unterwegs sind. Der Twizy schafft voll aufgeladen knappe 60 Kilometer. Von Stegersbach nach Güssing beträgt die Distanz rund 20 Kilometer – soweit so gut. Der Twizy bietet zwei Sitzplätze hintereinander. Fenster gibt es keine. Der Freund nimmt hinten Platz und ich versuche mir einen Überblick über die einzelnen Knöpfe im Cockpit-Bereich zu verschaffen. Das System ist eigentlich ganz simpel – einen Knopf zum Vorwärtsfahren und einen Knopf zum Rückwärtsfahren. Los geht’s.
Bei einer Geschwindigkeit bis zu 80 km/h wird es aufgrund der fehlenden Fensterscheiben rasch etwas kühl. Insbesondere der Freund auf dem Rücksitz bekommt eine ordentliche Dosis Fahrtwind ab. Mir macht das Fahrerlebnis aber erstaunlicherweise Spass. Nach rund 20 Minuten sind wir dann auch schon am Ziel. Auf der Suche nach einem Parkplatz kurven wir einmal quer durch Güssing und merken, dass insbesondere diese „Suchfahrten“ einen erheblichen Einfluss auf die Reichweite haben. Bevor die übrigbleibende Distanz kritisch wird, parkieren wir den Twizy und nehmen den Weg hinauf auf die Burg zu Fuss in Angriff.
Die Burg Güssing gehört zu den ältesten Burganlagen im Burgenland und thront hoch über der Stadt auf einem längst erloschenen Vulkankegel. Das Burgmuseum hat von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10:00 bis 17:00 geöffnet. Wir erreichten die Burg leider knapp nach 17:00 Uhr. Da sich aber innerhalb der Burganlage ein Restaurant befindet, ist der Innenhof auch nach 17:00 Uhr noch zugänglich. Die Aussicht von der Burganlage ist selbst bei bedecktem Himmel toll. Wie weit würde man wohl bei klarem Wetter sehen?
Anschliessend machen wir noch einen kleinen Abstecher zu den Weihern vor Güssing. Bei Windstille spiegelt sich hier die Burg wunderbar im Wasser. Die einbrechende Dämmerung und der hartnäckige Hochnebel bieten uns eine tolle Fotokulisse.
Zurück beim Parkplatz machen wir uns bereit für die Rückfahrt. Doch oh Schreck! Die Handbremse möchte sich einfach nicht lösen lassen. Nach einigem Drücken und Ziehen, werfen wir einen Blick in die Bedienungsanleitung. «Okay, alles klar», man muss das Bremspedal runterdrücken, währen die Handbremse gelöst wird. Der Lichtblick ist jedoch nicht von langer Dauer – die Handbremse bleibt stur. Irgendwann wissen wir uns nicht mehr zu helfen und rufen dem Hotel an, dass wir in Güssing feststecken. Peinlich, peinlich. Wie gesagt, die Summe aus einem Auto und mir ergibt meistens ein kleines Drama.
Es kommt aber noch besser. Nach dem Telefonat probieren wir es nochmals und plötzlich – oh Wunder – lässt sich die Handbremse problemlos lösen. Also nochmals das Hotel anrufen und mitteilen, dass wir einfach zu dumm waren, die Handbremse zu lösen und nun alles wieder tadellos funktioniert. So geht das. Ein Tipp für alle zukünftigen Twizy-FahrerInnen: ihr müsst unglaublich fest (also so richtig mit aller Kraft) auf das Bremspedal drücken, dann gelingt das Lösen der Handbremse auf anhieb.
Alles in allem aber ein gelungener und ereignisreicher Ausflug.
(p.s. den Teil, wo mir der Twizy rückwärts den Hang runterrollte, weil ich vergas den Vorwärtsfahren-Knopf zu drücken, lasse ich mal weg ;))
Hinweis: Vielen Dank an Falkensteiner für die Einladung ins Burgenland. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.