Das Sydney Opera House, die Great Ocean Road und das riesige rote Zentrum – diese drei Spots symbolisierten für mich vor meiner ersten Australien-Reise den «fünften Kontinent». Ich hatte keinen Schimmer davon, dass sich im tropischen nördlichen Zipfel von Queensland mit dem Daintree Rainforest einer der ältesten Regenwälder unseres Planeten befindet. Eine weitere mir nicht bekannte Besonderheit dieser Region ist, dass hier zwei UNESCO Weltnaturerbe aufeinandertreffen; die «Wet Tropics of Queensland» und das davorliegende «Great Barrier Reef». Mich hat der Daintree Rainforest vom ersten Moment an in den Bann gezogen und mich derart begeistert, dass dies garantiert nicht mein letzter Besuch in Tropical North Queensland war.
Wir haben die Gegend zwischen Port Douglas und Cape Tribulation während insgesamt vier Tagen mit dem Auto erkundet. In diesem Beitrag zeige ich euch meine Highlights rund um den Daintree Nationalpark. Der schnelle Leser / die schnelle Leserin findet am Ende dieses Beitrags die neune Highlights kurz & knackig zusammengefasst.
Von Cairns nach Cape Tribulation
Ausgangspunkt für unseren Abstecher in den Daintree Rainforest ist Cairns. Die Stadt im Nordosten von Australien gilt als das «Tor» zum Great Barrier Reef. Daneben bietet sie aber noch eine Fülle an weiteren spannenden Sehenswürdigkeiten und Erlebnissen rundherum. Wir sind von den Whitsundays aus nach Cairns gereist und der gut einstündige Flug mit Qantaslink von Hamilton Island nach Cairns gehört zu den Top 5 meiner schönsten Linienflüge. Auf dieser Strecke lohnt sich ein Fensterplatz definitiv! Das Flugzeug folgt dem Verlauf des Great Barrier Reef und bietet so eine phänomenale Aussicht auf das Korallenmeer.
Für australische Verhältnisse ist die Distanz zwischen Cairns und Cape Tribulation lächerlich gering. Gerademal 140 Kilometer Küstenstrasse trennen die beiden Ortschaften. Trotzdem lohnt es sich, die Reise gemächlich anzugehen, bei dem einen oder anderen Aussichtspunkt anzuhalten und in Port Douglas einen Zwischenstopp einzuplanen.
Zu den Hauptattraktionen des relaxten Ferienorts zählt das «Wildlife Habitat». Besucher erhalten hier einen Einblick in die Vielfalt der regionalen Flora und Fauna gibt. Die Anlage widerspiegelt die unterschiedlichen Klimazonen der Region und ist so konzipiert, dass wir durch diese einzelnen Landschaftsräume durchspazieren und so in direkten Kontakt mit den Tieren kommen (ähnlich wie eine Masoala-Halle im Zoo Zürich). Hier sehe ich zum ersten Mal ein Baumkänguru und einen Kasuar – der flugunfähige Riesenvogel ist als «Samentransporter» ein wichtiger Bewohner des Daintree Regenwalds. Leider ist der Bestand der Kasuare stark gefährdet – schnell fahrende Autos in der Dämmerung sind sein ärgster Feind. Ob wir wohl während unseres Aufenthalts im Daintree Regenwald einen frei lebenden Kasuar sichten werden?
Entspannung in Port Douglas
Vom Wildlife Habitat zu unserer Unterkunft ist es einen Katzensprung. Port Douglas hat einige echt tolle Ressortunterkünfte im Angebot, die alle in unmittelbarer Strandnähe liegen und so richtiges Ferienflair versprühen. Dazu zählt das Pullman Port Douglas Sea Temple Resort & Spa, wo wir eine Nacht verbringen. Mein einziger Kritikpunkt gilt dem Fakt, dass ich mich für die Nutzung des kostenlosen Internets für das Accorhotels Membership Programm anmelden musste. Bei fünf Sternen irgendwie lästig… nun ja. Viel Zeit, mich darüber zu ärgern, bleibt mir nicht. Nach einem kurzen Auffrischungsstopp in unseren Hotelzimmern geht es direkt weiter an den Hafen von Port Douglas. Dort erwartet uns die «Sailaway» Crew an Bord eines Katamarans zu einem stilechten «Sunset Cruise». Begleitet werden wir dabei von einer angenehmen Meeresbrise bei 25° und strahlendem Sonnenschein; ein typischer Wintertag in Australiens Nordosten.
Mit einem Aborigine in der Mossman Gorge
Am nächsten Morgen fahren wir zur Mossman Gorge. Dieses Gebiet ist die traditionelle Heimat des indigenen Volksstamms der «Kuku Yalanji». Ausgangspunkt für Erkundungen in der Mossman Gorge ist das Mossman Gorge Centre. Auf ausgeschilderten kurzen Rundwegen lässt sich der Regenwald auf eigene Faust erkunden. Wer mehr über die Sitten und Bräuche der Kuku Yalanji erfahren möchte, der sollte etwa zwei Stunden Zeit einrechnen und an einer der geführten «Nagadiku Dreamtime Walks» teilnehmen. Unser Guide Tom erklärt uns auf dem Rundweg durch den Regenwald nicht nur die einzelnen Pflanzen, sondern demonstriert auch gleich, wie sie von den Einheimischen genutzt werden. Da gibt es zum Beispiel grosse weisse Pilze, die als Wegweiser im Dunkeln dienen oder grüne Blätter, die sich in Seife verwandeln. Spannend! Ich lausche gebannt Toms Erzählungen und finde es wunderbar, dass mit diesen Touren das Naturwissen erhalten bleibt und all die Legenden weitererzählt werden.
Zwischenstopp im Daintree Discovery Centre
Wir fahren weiter nordwärts und nach der Überquerung des Daintree Rivers zeigt mein Smartphone deutlich, dass wir nun in der «Wildnis» angekommen sind. Kein Signal. Nun ja. So kann ich mich entspannt der Natur hier widmen, ohne ständig aufs Handy zu gucken (die Zivilisationskrankheiten der Generation Internet). Wer hier Richtung Cape Tribulation durchfährt, der sollte einen Stopp beim Daintree Discovery Centre einplanen. Und wenn ich euch nun als anti-Audio-Guide-Person die hier angebotene self-guided Audio Tour ans Herz lege, dann muss sie richtig gut sein! Die Tour leitet einem durch die Anlage, die in verschiedene Teilbereiche unterteilt ist, und bietet Unmengen an interessant aufbereiteten Hintergrundinfos rund um das Ökosystem des Daintree Regenwalds. Etwas, dass ihr auf keinen Fall verpassen solltet, ist der Abstecher auf die Aussichtsplattform des 23 Meter hohen Canopy Towers – hier gibt es den schönsten Blick über das in allen Grüntönen schimmernde Blätterdach des Regenwalds.
Magische Begegnungen im Daintree Rainforest
Ausgangspunkt für unsere Erkundungen rund um Cape Tribulation ist die mitten im Regenwald gelegene Heritage Lodge. Die Anlage besteht aus einem Hauptgebäude mit Restaurant sowie einzelnen Kabinen, die sich schön ins Grün des Regenwalds eingliedern. Das Hauptgebäude befindet sich direkt neben einem «Billabong» – einem Flussarm, wo je nach Saison und Regenfall mehr oder weniger Wasser durchfliesst. Rund um den Billabong sind schöne Waldwege angelegt, die zu Erkundungsspaziergängen einladen. Kurz vor dem Einsetzen der Dämmerung folge ich einem dieser Wege und bleibe irritiert stehen, als ich im Dickicht ein Geräusch vernehme. «Wer läuft denn hier mitten durch den Regenwald», frage ich mich und äuge neugierig zur näherkommenden Lärmquelle. Was dann plötzlich hinter einem Busch hervorkommt, lässt mich für eine Millisekunde den Atem anhalten – ein Kasuar! In freier Wildbahn! Wir mustern uns kurz, bis der edle Vogel aufgrund meiner Regungslosigkeit beschliesst, dass ich für ihn keine grössere Gefahr darstelle und er sich entspannt der weiteren Nahrungsaufnahme widmen kann. Ich wünsche jedem, der den Daintree Regenwald besucht, einen solch intimen Moment mit diesem faszinierenden Geschöpf!
Dreierlei Regenwald-Abenteuer
Nebst dem Daintree Discovery Centre gibt es weitere abwechslungsreiche Tourenangebote, die einem den Regenwald und seine Flora und Fauna auf unterschiedliche Weise näherbringen. Dazu zählen die Jungle Surfing Canopy Tours, wo man mit einer Zipline über das Blätterdach des Regenwalds «düst» (wobei «düsen» relativ ist). Die Anlage mit fünf Zipline-Strecken zeigt mir den Regenwald aus einer besonderen Perspektive. Wer Zipline-Erfahrung mitbringt, wird eventuell konsterniert feststellen, dass man drei von fünf Fahrten zu zweit absolviert und dass das Tempo mit Ausnahme der letzten Fahrt «gemächlich» ist. Im Vordergrund steht effektiv das bewusste Regenwald-Erlebnis und weniger der Geschwindigkeits-Adrenalinkick.
Tropical North Queensland – und somit der Daintree Nationalpark – ist auch das zu Hause der grössten heute existierenden Krokodilart, den Leistenkrokodilen. Diese Krokodile fühlen sich am wohlsten in Bereichen, wo Flüsse in Ozeane münden. An allen Stränden gibt es Krokodilwarnsignale und wer sich am Strand aufhält, sollte immer ein Quäntchen Vorsicht walten lassen. Wer mit dem Daintree River Cruise Centre eine 1- bis 1.5-stündige Wildlife Cruise auf dem Daintree River unternimmt, hat gute Chancen, eines dieser mächtigen Reptilien zu sichten. Die Bootsführer halten auf der Tour ebenfalls nach weiteren spannenden Bewohner dieser Mangrovenlandschaft Ausschau – leider verstecken sich Python und Co bei unserer Tour im Dickicht.
Empfehlenswert ist auch der «Night Walk». Der Touranbieter dieser Regenwald-Nachtspaziergänge ist derselbe wie fürs Jungle Surfing. Susanne – eine quirlige Irländerin – führt uns mit derart grossem Enthusiasmus durch den dunklen Regenwald, dass ich mich dieser echten Begeisterung für allerlei Krabbelzeugs nicht entreissen kann. Wir entdecken im grellen Licht unserer Lampen diverse Riesenkrabbenspinnen, kleine Frösche, Mäuse und Ratten. Mit Glück sichtet man auf diesem geführten Nachtspaziergang auch mal ein Opossum, ein Baumkänguru oder eine Python. Da der Night Walk jeweils erst um 19:30 Uhr startet, lohnt sich vorher die Einkehr im Whet Café Bar and Restaurant. Der Fokus des familiär geführten Restaurants liegt auf exzellenten Rohprodukten, die gekonnt zu feinen Gerichten verarbeitet werden. Besitzerin Michelle Wenden erklärt uns dann auch ausführlich, dass es beim «Barramundi» (einem Fisch, der in vielen Restaurants in dieser Gegend auf der Karte steht) wichtig zu wissen ist, wo und wie er gefangen wurde.
Wo Regenwald auf Meer trifft
An unserem letzten Tag in Cape Tribulation reisst uns der Wecker zur frühen Morgenstunde aus dem Tiefschlaf. Draussen ist es noch stockfinster als wir uns zu der Stelle aufmachen, wo der Daintree Regenwald aufs Korallenmeer trifft. Unsere lokale Begleitung Tracy hat uns im Vorfeld von den wunderbaren Sonnenaufgängen hier am Cape Tribulation vorgeschwärmt. Dementsprechend sind unsere Erwartungen hoch (und irgendwie soll sich ja das frühe Aufstehen auch lohnen). Doch wir haben richtig grosses Wetterglück und dürfen an diesem Morgen einen traumhaften Sonnenaufgang am Cape Tribulation miterleben. Wenn ich diesen faszinierenden Landschaftszug nicht schon lange in mein Herz geschlossen hätte, dann wäre es spätestens in just einem Moment geschehen, wo die Sonne durch die Wolken bricht und das Meer golden Schimmern lässt.
Meine 9 Reisetipps rund um den Daintree Nationalpark
Für den schnellen Leser fasse ich an dieser Stelle die in diesem Beitrag erwähnten 9 Reisetipps rund um den Daintree-Nationalpark kurz und knackig – ohne unnötige Prosa – zusammen:
- Im Wildlife Habitat bei Port Douglas die lokale Flora & Fauna kennenlernen
- Den Luxus einer Sunset Cruise geniessen
- Auf dem Nagadiku Dreamtime Walk mehr über die Traditionen der Kuku Yalanji erfahren
- Eine self-guided Audio Tour im Daintree Discovery Centre unternehmen
- Vorsichtig fahren und Kasuare erspähen
- Den Regenwald auf Ziplines aus einer anderen Perspektive erleben
- Auf einer Bootstour auf dem Daintree River nach Krokodilen Ausschau halten
- Sich auf einem Night Walk von Spinnen faszinieren lassen
- Den Sonnenaufgang am Cape Tribulation erleben
Ich empfehle euch für den Abstecher in den tropischen Norden von Queensland ein Auto anzumieten. So seid ihr am Flexibelsten unterwegs. Die Strassen sind bis Cape Tribulation gut ausgebaut. Ab Cape Tribulation weiter nordwärts sind die Strassen nicht mehr durchgängig geteert ausgebaut.
Hinweis: zu dieser Recherchereise wurde ich von Tourism and Events Queensland eingeladen. Vielen Dank hierfür. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die meinen.