Frühling und Spätherbst sind meine liebsten Jahreszeiten für Städtetrips. Letztes Jahr erkundete ich anfangs Mai Lyon und verreiste über die Auffahrtstage nach Liverpool. Dieses Jahr fiel die Wahl – getreu meinen 16 Reiseideen für 2016 – auf Bordeaux und die Niederlande. Ich war während meiner Gymnasiumszeit eine Woche mit dem Segelschiff auf dem IJsselmeer unterwegs. Am Schluss der Projektwoche blieben uns exakt zwei Stunden, um einen Blick in die Grachten von Amsterdam zu werfen. Dieses Mal wollten wir uns mehr Zeit lassen. Die ursprüngliche Idee, mit dem Velo durch Tulpenfelder zu radeln, warfen wir zugunsten eines entspannten Städtetrips über den Haufen. Beim nächsten Mal dann. Dafür ergänzten wir unser Programm mit einem 24-Stunden Abstecher nach Rotterdam. Eine gute Idee. Im Gegensatz zum total überfüllten Amsterdam (ja, das war zu erwarten), präsentierte sich Rotterdam angenehm unaufgeregt.
10:00 – schräg, schräger, Rotterdam
Nach der Ankunft am Flughafen Shiphol machten wir uns direkt auf den Weg nach Rotterdam. Die Fahrt dauert mit dem direkten Intercity rund 30 Minuten bis nach Rotterdam Centraal. Unsere Unterkunft lag gleich neben dem Bahnhof Blaak, der entweder mit dem Zug oder dem Tram ab Centraal erreicht werden kann. Der Bahnhof Blaak ist sowieso eine gute Anlaufstelle, um einen ersten Eindruck der kunterbunten architektonischen Vielfalt von Rotterdam zu erhalten. Backsteingebäude wechseln sich hier mit Betonbauten. Eine futuristisch anmutende Markthalle und die berühmten Kubushäuser von Piet Blom komplettieren das schräge Platzensemble.
12:00 Picknick – Bevor wir uns die Sehenswürdigkeiten in Rotterdam anschauen
Der frühe Morgenflug und die ersten Erkundungen zu Fuss machen sich gegen den Mittag mit lautem Knurren bemerkbar. Zeit für eine Stärkung. Wir stoppten im Picknick (Mariniersweg 259), wo feine Brunchmenüs, Croque Monsieurs und sonstige frisch zubereitete leichte Speisen auf der Karte stehen.
14:00 gelbes Band
Unser Stadtspaziergang führt uns weiter Richtung Bahnhof Centraal. Mittels Crowdfunding wurde hier ein tolles Projekt realisiert. Eine knallgelbe «Luftgracht» verbindet ein durch Eisenbahn und mehrspurigen Strassen isolierter Stadtteil mit dem Bahnhofsviertel. Meinen ehemaligen Urban Design Professoren hätte ja dieser temporäre und gemeinschaftliche Ansatz der Gestaltung und Verknüpfung des öffentlichen Raums schampar gut gefallen.
16:00 – Parkpause
Für eine Verschnaufspause im Grünen bietet sich der Museumspark in der Innenstadt an. Der Park liegt zwischen dem Boijmans van Beuningen Kunstmuseum, dem Niederländische Architekturinstitut, dem Naturhistorische Museum und der von Rem Koolhaas entworfenen Kunsthalle. Wir haben die Museumsbauten nur von Aussen bewundert und dabei die blühenden Bäume und die sommerlichen Temperaturen genossen.
18:00 – Kop van Zuid und Katendrecht – Hafen Rotterdam
Die markante Erasmusbrug, die das Stadtzentrum mit den ehemaligen südlichen Docks verbindet, ist das Wahrzeichen von Rotterdam. Beeindruckend sind die hohen, schlanken Baukörper, die entlang der Nieuwe Maas in den Himmel wachsen. Zufälligerweise waren wir exakt an dem Tag in Rotterdam, an dem die Aida Prima auf dem Weg an die eigene Taufe in Hamburg einen Stopp vor dem KPN Telecom Building einlegte. Die Grössenverhältnisse sind beeindruckend. Wer genug Zeit mitbringt, kann in Kop van Zuid und Katendrecht spannende historische und moderne Bauten entdecken. Sehenswert ist zum Beispiel «De Peperklip». Das Wohnungsgebäude hat von oben betrachtet die Form einer Büroklammer. Sehr cool ist die Fenix Food Factory (Veerlaan 19D) mit Aussenterrasse und Blick auf das gegenüberliegende legendäre New York Hotel.
20:00 – Fisch oder Fleisch? – Restauranttipp Rotterdam
Fürs Nachtessen reservierte ich im Vorfeld einen Tisch im Fjord Eat & Drink (Blaak 776), das zentral an der Uferpromenade liegt. Keine schlechte Entscheidung. Die proppenvolle Terrasse leerte sich nämlich erst, als sich die Sonne hinter den Gebäuden verabschiedete. Fisch, Krabben oder doch lieber ein gutes Stück Fleisch? Solange man nicht Vegetarier oder Veganer ist, findet man auf der Karte bestimmt etwas Passendes.
22:00 – Goede nacht! – Hoteltipp Rotterdam
Übernachtet haben wir im CitizenM Rotterdam, direkt vis-à-vis der Tramhaltestelle Blaak. Super erschlossen und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir haben für unser Doppelzimmer 80 Euro pro Nacht (ohne Frühstück) bezahlt und waren ab der Grösse des Bettes überrascht. Ansonsten sind die Zimmer funktional, aber hübsch eingerichtet.
8:00 – süsses Aufstehen
Am nächsten Morgen starten wir süss in den Tag. Die Brasserie Dudok (Meent 88) ist für ihre Frühstückskarte und den feinen Apfelkuchen bekannt. Die Variante Zimteis, Rahm und warmer Apfelkuchen erfüllt unsere hohen Erwartungen problemlos. Ein schöner Abschluss unserer kurzweiligen 24 Stunden in Rotterdam. Das Fazit: Eine vielseitige Stadt, nach meinem Geschmack!
Weitere Rotterdam-Tipps findet ihr unter anderem bei Nina und Elke. Ich liess mich zudem vom Wallpaper City Guide inspirieren – meine Lieblingsreiseführer-Reihe für Städtetrips.
Ganz tolle Bilder, Anita!
Rotterdam ist wirklich eine mega Stadt und es sieht so aus als hätte ich ein paar kulinarische Highlights verpasst. Muss also baldmöglichst wieder hin :)