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Wandern in den Cinque Terre: Auf dem Küstenwanderweg von Dorf zu Dorf

Wandern in den Cinque Terre bedeutet historische Pfade mit spektakulären Ausblicken und die Magie der fünf bunten Fischerdörfer. Doch gerade in der Hochsaison zieht dieser malerische Küstenabschnitt Italiens massenweise Touristen an, was zu überfüllten Wegen und Umweltproblem führt. Heisst das, man sollte die Cinque Terre besser meiden? Oder gibt es Möglichkeiten, die Region authentisch und nachhaltig zu erleben? Wir haben uns Ende Dezember auf die Küstenwanderwege zwischen Monterosso und Riomaggiore begeben – und können Positives berichten.

Wanderferien in den Cinque Terre in Italien

Der Name «Cinque Terre» steht für fünf malerische Küstendörfer an der steilen, zerklüfteten ligurischen Küste zwischen Levanto und La Spezia. Im Jahr 1997 wurden Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore – zusammen mit dem etwas südlich gelegenen Porto Venere – von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Zwei Jahre später folgte die Gründung eines Nationalparks, um diese einzigartige Natur- und Kulturlandschaft zu schützen.

Doch die gute Erreichbarkeit der Cinque Terre von La Spezia und Levanto aus sowie die stetige Präsenz der pittoresken Dörfer auf Social Media haben in den letzten Jahren zu einem regelrechten Touristenansturm geführt. Wir waren daher unsicher, ob wir die Cinque Terre in unsere Reise einplanen oder bewusst darauf verzichten sollten. Rückblickend war die Entscheidung, im Dezember ein paar Tage vor Ort zu verbringen, genau richtig. Auch in der Nebensaison waren wir nicht die Einzigen, die das milde Klima und die atemberaubende Kulisse geniessen wollten – doch von den Menschenmassen der Hochsaison war, wenn überhaupt, nur punktuell etwas zu spüren.

Wanderferien in Vernazza Cinque Terre

Unsere Wandertipps für die Cinque Terre

Ein weiterer Grund, warum die Cinque Terre in der Nebensaison besonders reizvoll sind, sind die zahlreichen Wandermöglichkeiten. Rund 120 Kilometer markierte Wanderwege durchziehen den Nationalpark, allen voran der berühmte Küstenwanderweg (Sentiero Azzuro), der die fünf Dörfer miteinander verbindet. Monterosso, das nördlichste Dorf, liegt nur etwa 8,5 Kilometer Luftlinie vom südlichsten Ort, Riomaggiore, entfernt. Wer die Strecke zu Fuss zurücklegt, wandert jedoch rund 18 Kilometer und überwindet dabei 950 Höhenmeter – eine Distanz, die sich dank der guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr flexibel gestalten lässt. Ob an einem Tag, aufgeteilt auf zwei Etappen (unsere Variante) oder in vier Tageswanderungen – jede Option hat ihren eigenen Reiz.

Unser «Basislager» haben wir in Vernazza aufgeschlagen – nicht nur wegen der zentralen Lage, sondern auch wegen der Qualität unserer Unterkunft. Das La Malà (Partnerlink) liegt mitten im historischen Kern und bietet modern eingerichtete, komfortable Zimmer sowie eine private Terrasse mit Meerblick. Ein besonderes Highlight: In Zimmer Nr. 31 geniesst man sogar vom Bett aus den direkten Blick aufs Mittelmeer. Bei klarem Wetter reicht die Sicht bis nach Korsika. Der Bahnhof von Vernazza ist in weniger als fünf Minuten zu Fuss erreichbar, mit stündlichen Zugverbindungen in die übrigen Dörfer der Cinque Terre.

Wanderung Corniglia – Vernazza

Der Küstenwanderweg kann grundsätzlich in beide Richtungen begangen werden. Unser Gastgeber im La Malà gab uns jedoch den Tipp, die Etappe Vernazza – Corniglia in umgekehrter Richtung zu starten, also von Corniglia nach Vernazza. Der Grund: Corniglia ist das einzige der fünf Dörfer, das nicht direkt am Meer liegt, sondern rund 100 Meter über dem Wasserspiegel auf einem Felsen thront.

Vom Bahnhof Corniglia führen zwei Wege hinauf ins Dorf: Entweder man nimmt den Shuttlebus oder bewältigt den schweisstreibenden, aber lohnenden Aufstieg über 382 Treppenstufen zu Fuss – ein perfektes Warm-up für die bevorstehende Wanderung. Wir haben den Aufstieg gleich zweimal gemacht – und waren beide Male schneller oben als der Bus!

In Corniglia lohnt sich ein kurzer Zwischenstopp. Rein vom Charme und den Restaurants her hat mir dieser Ort im Quervergleich am besten gefallen. Logistisch ist es aber aufgrund der Distanz bzw. Höhendifferenz zum Bahnhof nicht sehr praktisch. Die Wege sind generell gut ausgeschildert und kaum zu verfehlen. Und so folgen wir dem Wegweiser durch Olivenhaine und kommen rasch in den Genuss von schönen Panoramablicken. Bis auf Höhe Prevo geht’s nochmals leicht bergauf. In den Sommermonaten kann man sich hier Wegrand in der Bar «il Gabbiano» mit einem Panini stärken oder eine kühle Granita al Limone geniessen.

Blick auf Corniglia
Wanderweg Corniglia Vernazza
Blick auf Corniglia
Küstenwanderweg Cinque Terre

Danach folgt ein relativ direkter Abstieg hinunter nach Vernazza. Insgesamt benötigen wir für die Strecke eine gute Stunde.

Blick auf Vernazza

Einkehrtipp in Corniglia: Bar Pan E Vino

Einkehrtipps in Vernazza: Grossartige frische Seafood-Gerichte (auch als take-away-Option) bietet das «il Gattaccio». Und es lohnt sich, dazu ein Glas lokalen Wein zu bestellen. Im 5 Terre Bistrot haben wir ebenfalls gut gegessen. Wer nur einen kurzen Zwischenstopp einlegt, der sollte sich das Eis der Gelateria Vernazza nicht entgehen lassen – köstlich!

Wanderung Vernazza – Monterosso al Mare

Je früher man mit der Wanderung startet, desto weniger ist man mit «Gegenverkehr» konfrontiert. Da wir die Strecke Vernazza – Corniglia so rasch zurückgelegt haben, entscheiden wir uns, ohne Pause auf der Folgestrecke nach Monterosso al Mare weiterzuwandern. Diese Etappe zählt zu den meistfrequentiersten Strecken und je nach Tageszeit kann es bei Gegenverkehr zu «Stausituationen» kommen. Bereits kurz nach dem Wanderstart lohnt sich der Blick zurück auf Vernazza – von dieser Seite präsentiert sich das Fischerdorf besonders fotogen. Danach geht’s über Steinstufen Schritt für Schritt erneut rund 200 Höhenmeter bergauf. Auf den Aufstieg folgt – wie könnte es auch anders sein – der Abstieg nach Monterosso. Dieser ist gefühlt fast noch etwas steiler und bei nassem Terrain ist Vorsicht geboten, da die Steinstufen schnell rutschig werden können.

Wanderung Vernazza Monterosso
Aussicht vom Wanderweg nach Monterosso
Wanderung Cinque Terre Monterosso

Der bekannte Badestrand von Monterosso wirkt im Dezember ausgestorben. Die meisten Restaurants haben aber auch in der Nebensaison geöffnet und entlang der Via Fegina, der Promenade, die zum Bahnhof führt, sind die Sitzbänke gut besetzt.

Blick auf Monterosso

Einkehrtipp in Monterosso: Im «Il Frantonio» richtig gute Focaccias «to go» besorgen und diese auf einer Sitzbank an der Strandpromenade geniessen.  

GPX-Track der Wanderungen: Wir haben die Wanderung von Corniglia nach Vernazza mit derjenigen von Vernazza nach Monterosso kombiniert. Hier geht’s zu Routenbeschrieb auf Komoot.

Wanderung Corniglia – Manarola

Unser zweiter Wandertag beginnt erneut mit dem Aufstieg nach Corniglia. Dieses Mal folgen wir jedoch den Wegweisern in die entgegengesetzte Richtung.

Unser Gastgeber hatte uns vorab gewarnt: Der Weg sei «streng». Als ich ihn fragte, ob man die gesamte Strecke von Corniglia bis Riomaggiore an einem Tag zu Fuss bewältigen könne, blieb er zurückhaltend. Er meinte, bereits die Etappe von Corniglia nach Manarola könne einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Entsprechend gespannt waren wir, wie lange wir tatsächlich für die rund acht Kilometer bis Manarola brauchen würden.

Und tatsächlich: Ab Corniglia windet sich der Pfad kontinuierlich bergauf. Ein grosser Teil der Strecke verläuft durch schattigen Wald und ist angenehm zu gehen. Nach rund einer Stunde erreichen wir den höchsten Punkt, etwa 400 Höhenmeter über dem Startpunkt am Bahnhof Corniglia, und bewundern die Aussicht. In der Ferne ist bereits unser Ziel, Manarola, zu erspähen.

Auf dem Weg dorthin, führt der Wanderpfad durch steile und teils ausgesetzte Rebberge. Wer sich an abschüssigen Passagen unwohl fühlt, könnte hier stellenweise gefordert sein. Im Vergleich zu den anderen Etappen wird dieser Abschnitt deutlich seltener begangen – in die Gegenrichtung sind uns nur eine Handvoll Wanderer begegnet.

Blick auf Corniglia
Blick auf Manarola

Ab dem Dorf Volastra beginnt ein steiler (und gefühlt ewig langer) Abstieg nach Manarola. Dort folgt man dem Wanderweg am besten entlang des Dorfrands direkt zum «Viewpoint» auf der rechten Seite der Bucht. Das dort gelegene Ausflugslokal «Nessun Dorma» hat in der Nebensaison jedoch geschlossen.

Viewpoint in Manarola

Wir brauchten für die Strecke Corniglia – Manarola ohne Pause gut 2 Stunden und 15 Minuten. Da die verbleibende Wanderzeit bis zum fünften Küstendorf, Riomaggiore, mit rund einer Stunde relativ kurz war, beschlossen wir, direkt weiterzuwandern.

Wanderung Manarola – Riomaggiore

Zwischen Manarola und Riomaggiore gibt es zwei Wegoptionen. Die bekannteste ist die Via dell’Amore, ein etwa ein Kilometer langer ebener Weg, der der Küste folgt und mit fast jedem Schuhwerk begehbar ist. Bei unserem Besuch war der Weg jedoch temporär geschlossen. In der Regel ist die Via dell’Amore im Zeitraum zwischen dem 15. Februar und 25. Oktober zugänglich.

Wichtig: die Via dell’Amore wird im Einbahnsystem betrieben und kann nur von Riomaggiore nach Manarola begangen werden. Der Zugang ist auf bestimmte Öffnungszeiten beschränkt und es muss ein Eintrittsticket gekauft werden. Weitere Informationen findet ihr hier: viadellamore.info

Der deutlich anstrengendere Weg folgt der ursprünglichen Verbindung der beiden Dörfer, der «Via Beccara». Bevor die Via dell’Amore aus dem Fels geschlagen wurde, musste nämlich der Hügel, der die beiden Dörfer voneinander trennt, überwunden werden. Der Routenverlauf ist dann auch einfach beschrieben: Zuerst geht’s unzählig steile Treppenstufen 250 Höhenmeter bergauf und direkt im Anschluss wieder hinunter. Für diesen sportlichen Schlussspurt benötigten wir nochmals eine knappe Stunde. Insgesamt legten wir die Strecke Corniglia – Riomaggiore somit in etwas über drei Stunden Gehzeit zurück – sie ist somit meiner Meinung nach bei entsprechender Grundkondition gut miteinander kombinierbar.

Wanderwege in Manarola
Aussicht ligurische Küste
Riomaggiore CInque Terre
Schiffe im Hafen von Riomaggiore

Einkehrtipps in Riomaggiore: Wir hätten gerne das Rio Bistrot ausprobiert. Das war aber zu. Das Da Dulin war ein valabler Ersatz. Als weitere Alternative stand der Fish-&-Chips-Takeaway «Tutti Fritti» zur Diskussion.

GPX-Track der Wanderungen: Wir haben die Wanderung von Corniglia nach Manarola mit derjenigen von Manarola nach Riomaggiore (Variante Via Beccara) kombiniert. Hier geht’s zu Routenbeschrieb auf Komoot.

Praktische Tipps für deine Wanderferien in den Cinque Terre

  • Meiner Meinung nach lohnt es sich, eine Unterkunft direkt in den Cinque Terre zu wählen. So erlebt man die Dörfer auch in den Morgen- und Abendstunden, wenn die Tagestouristen abgereist sind.
  • Die Wanderwege in den Cinque Terre sind in der Regel ganzjährig geöffnet. Es kann jedoch vorkommen, dass einzelne Abschnitte zu Unterhaltszwecken oder nach Unwettern geschlossen werden. Mit Ausnahme der Via dell’ Amore sind die Wanderwege in der Nebensaison zwischen dem  4. November bis 14. März, gebührenfrei begehbar.
  • Zwischen dem 15. März und 3. November ist eine Gebühr zu entrichten, deren Höhe je nach Saison und Wochentag variieren kann. An den Bahnhöfen und bei den Touristeninformationen können zwei Varianten der Cinque Terre Karte erworben werden. Übersichtlich zusammengestellte und aktuelle Informationen hierzu finden sich auf dieser Website.
  • Der Küstenwanderweg ist von der Wegbeschaffenheit/Schwierigkeitsgrad mit einem Bergwanderweg (T2/T3) vergleichbar. Dementsprechend ist festes Schuhwerk eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Unbedingt auch Sonnenschutz und genügend Wasser in den Tagesrucksack packen.
  • Ich empfehle, die Wanderungen möglichst früh zu starten. Am Morgen ist es einerseits noch weniger heiss und andererseits sind noch deutlich weniger Tagestouristen unterwegs. Ab 10/11 Uhr wird es in den Dörfern jeweils deutlich voller. Man merkt jeweils gut, wenn gerade ein Zug angekommen ist.
Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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