«Warst du schon einmal in Vals?» «Nein?!» «Wenn du mal dahin reist, musst du unbedingt zu Ruth und Thomas in die Brücke 49» «Ein Bijou».
Wenn eine Südtirolerin ab einer Schweizer Unterkunft dermassen ins Schwärmen kommt, muss was dran sein. Zumindest in Anbetracht der Gastgeberqualitäten von Eva, die uns vergangenen August in der Villa Bergmann mit Köstlichkeiten zum Frühstück verwöhnte.
Man nehme eine Portion Geschmack und ganz viel Liebe
Zurück in der Schweiz klickte ich mich durch die Webseite der Brücke 49. Da muss ich hin! Das war bereits nach kurzem Stöbern klar. Die Brücke 49 ist ein kleines Bed & Breakfast mit nur vier Zimmern und einem grossen Wohnbereich. Badezimmer sowie Toilette werden jeweils pro zwei Zimmer miteinander geteilt. Die Gastgeber Ruth Kramer und Thomas Schacht zog es von Dänemark ins beschauliche Bergdorf Vals, das dank Peter Zumthors Thermenbau zumindest in Architekturkreisen ein Begriff ist. An zentralster Lage haben sie sich ein über 100-jähriges Haus gekauft und dieses mit viel Liebe und einem Sinn für guten Geschmack zu einem Bijou verwandelt. Es ist ein bisschen so, als wäre man inmitten eines Katalogbildes von «schöner wohnen» gelandet. Wohnzimmer und Garten sind nicht nur zum Anschauen da, sondern sollen von den Gästen so genutzt werden, als sei man bei sich zu Hause. Einzig beim Kochen sei – mit Rücksicht auf die anderen Gäste – auf zu Knoblauch lastige Speisen zu verzichten, meint Ruth bei der Hausführung. Und wenn man sich die schönen Räume mit ihren gemütlichen Ecken so anschaut, dann wünscht man sich insgeheim eine Schlechtwetterfront herbei. Hier in der Brücke 49 kann man nämlich hervorragend einen Tag auf dem Sofa herumfläzend verbringen. Aufstehen macht in der Brücke 49 ebenfalls viel Freude. Am Frühstückstisch werden wir mit frischen Brötchen, hausgemachten Marmeladen und Granola, regionalen Produkten und frischen Eispeisen verwöhnt. Da kann so manches 5-Sterne Hotel einpacken.
Winterwandern in Vals
Mit Sonnenschein begrüsste und Vals am Freitag bei der Anreise. Wir nutzten die Gelegenheit für eine gemütliche Winterwanderung von der Gondelstation Gadastatt via Weiler Leis zurück nach Vals. Wir stapften an idyllischen Chalets vorbei und genossen die Stille im frisch verschneiten Tannenwald. Der Weiler Leis ist mit seinem Mix aus alten Walserhäusern und neu mit grossen Fensterfronten renovierten Gebäuden durchaus sehenswert. Für den kleinen Hunger zwischendurch kann ich einen Stopp im Restaurant Ganni empfehlen.
Der Klassiker zum Zervreilasee fiel am Sonntag der Schlechtwetterfront zum Opfer. Ebenso das Skivergnügen bis auf beinahe 3’000 m ü. M. auf dem Dachberg. Wir waren am Samstagmorgen für rund zwei Stunden auf den Ski unterwegs. Aber wenn nur eine Piste offen hat und die Sicht schlecht ist, bleibt der Spassfaktor auf der Strecke. Immerhin gewährte Vals 20% Reduktion auf das Skibillett, da der grösste Teil des Skigebietes geschlossen war.
Die legendäre Zumthor Therme
Von der Therme Vals haben mir schon viele Gspänli vorgeschwärmt. Der Thermeneintritt kostet stolze 80 CHF. Wenn man in der Brücke 49 übernachtet, erhält man 50% Rabatt. Die Therme an sich ist ein faszinierendes Bauwerk und die Übergänge zwischen dem kubischen Valser Gneis und den Wasserelementen faszinierend. Und wer im Aussenbecken vom Dampf des warmen Wassers umhüllt den Schneeflocken beim Tanzen zuschaut, kommt im Nu zur Ruhe.
Vals Deluxe
Doch die Therme ist nicht nur Entspannungsort, sondern hat die Valser Bevölkerung in zwei Lager gespalten. Die Peter-Zumthor-Unterstützer und die Remo-Stoffel-Anhänger. «Gewonnen» haben die Letzteren und so hat der Immobilienhändler Remo Stoffel 2012 Hotel und Therme gekauft und anfangs dieses Jahres mit seinen Hochhaus-Ideen wahnwitzige Pläne präsentiert. Ich halte wenig davon und hab mich damals auch masslos darüber geärgert, dass jedes «Käsblatt» darüber berichtete. Zusammen mit dem Besitzerwechsel kamen auch die Änderungen in der Preisgestaltung. Viele der ehemaligen Thermengäste haben dem Hotel den Rücken gekehrt und buchen nun ihr Zimmer in bezahlbaren Unterkünften wie die Brücke 49 oder das Alpina (ebenfalls von einem bekannten Bündner Architekten – Gion A. Caminada – renoviert und umgebaut).
Trotz meiner Abneigung lockte mich doch etwas ins Hotel. Sven Wassmer – vom Gault Millau als «Entdeckung des Jahres» gekürt, schwingt der Koch im Restaurant Silver das Zepter. Und das äusserst erfolgreich. Spontan, wie ich bin, fragte ich am Freitag gegen 16:00 an, ob es noch freie Tische für den Abend gibt. Gab es. Bei einem Menupreis ab 180 CHF auch nicht so verwunderlich. Doch ich würde meinen, es lohnt sich, für dieses Abendessen etwas tiefer in den Geldbeutel zu greifen. Wir waren durchwegs positiv überrascht. Insbesondere in puncto Regionalität. Viele der aufgetischten Produkte stammen aus Vals oder dem Val Lumnezia. Begeistern konnte uns auch der Service, der in einem angenehmen Tempo und mit vielen interessanten Zusatzinfos zu den Produkten über die Bühne ging. Und zu guter Letzt fand ich es sympathisch, dass mich trotz meiner äusserst undamenhaften Winterschuhe und der sehr legeren Kleidung niemand schräg angeschaut hat.
Die vier Bilder zeigen einen Auszug aus dem Menü von oben rechts nach unten links:
- Rouget / Wurzelgemüse / Lorbeer
- Maldonado Secreto / Fermentierte Kastanien
- Hausgemachter Ziger / Baumnuss / Birne
- 7132 Butter / Pastinake
Einzig die fermentierten Kastanien waren so gar nicht nach meinem Gusto.
Update 2018: Sven Wassmer kocht zwischenzeitlich nicht mehr in Vals.
Hach, so hübsch! Wie schon mal erwähnt, das steht auch bei mir seit einem Websitebesuch hoch im Kurs ;)
Verwundert mich nicht ;)
Ich war letztes Jahr schon dort und fand die Brücke 49 sehr zauberhaft. Guckstu hier: https://www.facebook.com/textonia.texteuse.3/media_set?set=a.587371311407191.1073741859.100004029828519&type=3
Dein Bericht und die Fotos sind wunderbar.
Hoi Anita
So schön dieses B&B! Vielen Dank für Deinen tollen Bericht! Ruth & Thomas können sicher sein, dass ich auch irgendwann mal bei Ihnen vorbei schauen werde. Vals sieht ja auch ganz putzig aus und natürlich gut zu wissen, dass man bei Sven Wassmer mit etwas Glück auch ganz spontan noch einen Tisch kriegen kann. Da werde ich mir dann vielleicht auch so ein leckeres Dinner gönnen.
Liebe Grüsse
Esther
Danke dir Esther – Vals ist definitiv ein schönes Schweizer Reiseziel :)
Die Pension sieht super aus und ist gespeichert für eine allfällige mehrtägige Biketour mit Übernachtung in Vals. Dank für den super Tipp! Und wie immer bei Dir: Klasse Bilder!!!
Dankeschön :)
Was für ein Bijou von Unterkunft! Ist vorgemerkt.
und wie immer tolle Bilder :)