Etwas überrascht sind wir schon, als wir in Adelboden aus dem Postauto steigen und entlang der gut besuchten Dorfstrasse zum Parkhotel Bellevue spazieren. Ich kannte das Dorf bisher nur in «seiner Winter-Ausgabe». Eines meiner liebsten Skigebiete und damit verbunden viele Erinnerungen an Schullager. Im Sommer hat es mich noch nie dahin verschlagen. «Wieso wohl? Und wofür steht Adelboden überhaupt?», habe ich mit dem Freund bei der Hinfahrt philosophiert und unbewusst damit gerechnet, eine ausgestorbene Dorfstrasse vorzufinden. Ganz falsch. Adelboden lebt! Und erst bei diesem Besuch wird mir bewusst, dass Adelboden mit seinen vielen lokalen Geschäften sowohl für Einheimische als auch für nationale und internationale Gäste auch im Sommer ein Anziehungspunkt ist. Die Schaufenster zieren kaum kitschigen Souvenierauslagen, sondern feiner Alpkäse und süse Verführungen der Bäckerei Konditorei Haueter.
Adelboden auf dem Serviertablett – Ankunft im Hotel
Seit anfangs des 20. Jahrhunderts empfängt das Parkhotel Bellevue Adelboden Gäste aus aller Welt. Trotz seiner langen Geschichte präsentiert sich das Bellevue Adelboden jugendlich und frisch. Das steile Wegstück von der Dorfstrasse zum Hotel verlangt uns zwar Schnauf ab, belohnt dafür mit einem Traumblick über den Dorfkern und den Talabschluss Richtung Engstligenalp. Und könnte ein Tag in den Bergen besser starten als mit dieser bezaubernden Morgenstimmung, die sich direkt vor unserem Bett im «Classic» Zimmer mit Südblick abspielt?
Das Hotel Bellevue vermag uns nicht nur mit der Aussicht zu begeistern, sondern überzeugt mit geräumigen, hellen Zimmern inklusive gekonnt gesetzten Akzenten mit Möbelklassikern. Bei der letzten Umbauetappe diente der ursprüngliche Stil der 1930er Jahre als Leitlinie für die Inneneinrichtung. Das Resultat lässt sich sehen.
Regenwetter in Adelboden – was tun?
Auch wenn uns die Morgenstimmung kurz verzauberte, war uns das Berner Oberland nicht freundlich gesinnt. Regenwetter war angesagt. Einerseits schade, da wir die Wanderwege der Region erkunden wollten. Andererseits eine gute Ausrede um den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück zu starten und nicht gleich davon zu eilen. Erwähnenswert ist die hervorragende Brotauswahl, die regionalen Käsesorten und die Lenker Butter.
Eigentlich könnte man sich als Schlechtwetteroption direkt nach dem Frühstück im Wellnessbereich verkrümeln oder es sich in einer Sitzecke der Lobby mit Blick aufs wolkenverhangene Adelboden mit einem spannenden Buch gemütlich machen. Doch das schien uns etwas gar faul. Und so machten wir uns im Tropenhaus Frutigen auf die Suche nach der Wärme. Der Abstecher an den Ort, wo das warme Wasser aus dem Lötschberg zur Fischzucht und zur Produktion von tropischen Früchten genutzt wird, war längst überfällig. Diesen Frühling wurde die Ausstellung zu den fünf Themenwelten Wasser, Stör, Kaviar, Genuss und Energie neu konzipiert eröffnet und das Resultat lässt sich sehen. An jeder Ecke gibt es etwas zum Anfassen, Ausprobieren, Testen oder Spielen. Es wird spannendes Wissen zum Stör vermittelt, gezeigt, wie die Kaviarproduktion funktioniert und die Besucher werden eingeladen, selber einen Fisch mit der richtigen Dosis aus Frischwasser, Futter, Licht und Sauerstoff grosszuziehen. Dabei kam ich schön ins Schwitzen. Auch im Tropengarten gibt es viel zu entdecken. Fürs leibliche Wohl wird im hauseigenen Restaurant gesorgt. So ist ein halber Regentag Schwups rum.
Aber wie sagt man so schön «es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung». Wer regenfest ausgerüstet ist, findet in Adelboden schöne kurze Wanderrouten, die auch bei Schlechtwetter gut machbar sind. So eine Route führt beispielsweise eine einstündige Rundwanderung durch die imposante Cholerenschlucht. Ein kurzer, aber empfehlenswerter Ausflug.
Eine Runde Wellness in Adelboden
Danach hat man sich das Faulenzen im Wellnessbereich vom Bellevue Adelboden richtig verdient. Mir haben der Gartenpavillon und die Aussensauna besonders gut gefallen. Mit Blick auf das grüne Dickicht der knorrigen Bäume die Seele baumeln zu lassen ist ein herrlich entspannendes Gefühl. Und das Aussensolbad kann mit Blick auf die Engstligenfälle locker mit dem Poolblick vom viel zitierten Cambrian-Pool mithalten. Bei schönem Wetter werden die Liegestühle im Gartenpavillon mit denjenigen draussen im Park getauscht. Und da ausgiebiges Nichtstun den Magen auch knurren lässt, versüsst das Bellevue Adelboden seinen Gästen den Nachmittag mit einem köstlichen Kuchenbuffet.
Mit Aussicht schmausen
Im hauseigenen Restaurant «Belle vue» ist der Name Programm. Sowohl Aus- als auch Einblick überzeugen. Während es draussen langsam eindunkelt, werden wir im Innern im gemütlichen Ambiente mit dem «Ménu Marché» verwöhnt. Die Küche, die mit 14 Gault-Millau Punkten ausgezeichnet ist, vermag uns mit ihren Kreationen zu begeistern. Ein besonderes Highlight war am ersten Abend das Käsebuffet von Lokalmatador Manfred Schmid, der in der Dorfstrasse ein Käsespezialitätenladen führt. Seine Passion sind die Weichkäse und zu jedem einzelnen Stück weiss er etwas Spannendes zu berichten. Das wahre Schlaraffenland für alle Käseliebhaberinnen.
Rundwanderung auf der Engstligenalp
Für den zweiten Tag war besseres Wetter gemeldet und so machten wir uns auf den Weg, den «Hausberg» von Adelboden zu erkunden. Zuallererst werfen wir einen Blick auf die Wassermassen des zweithöchsten Wasserfalls der Schweiz. Die Engstligenfälle stürzen imposante 600 m in die Tiefe. Von hier führen drei Wege auf das idyllische Hochplateau vor dem Wildstrubel. Abenteuerlustige werden auf dem Klettersteig «Chäligang» herausgefordert. Für alle, die lieber festen Boden unter den Füssen haben, bietet sich der Saumweg an. Über diesen gehen jedes Jahr über 500 Kühe zur Alp. Wir wählen mit der Luftseilbahn ab Birg die bequemste Variante. Die Energie soll für die Wanderung Engstligenalp-Tschingellochtighore-Tällisee-Chindbettipass-Engstligenalp aufgespart werden. Die rund 12 Kilometer lange Rundtour mit einer Steigung von 1’000 Höhenmeter verspricht fabelhafte Ausblicke über die Berner Alpen bis zum Oeschinensee.
Leider ist das mit dem Wetter so eine Sache. Auf der Engstligenalp empfängt uns dickster Nebel und wir sind froh, zumindest den Wegverlauf zu erahnen. Zu Beginn besteht Hoffnung, dass sich der Nebel langsam verzieht. Als wir knapp 1.5 Stunden später den Engstligengrat erreichen, sind wir aber immer noch von der weissen Masse umhüllt. Und so halten wir statt schöne Fernblicke die mystische Nebelstimmung mit der Kamera fest und wandern wieder talwärts. Beim Dossenseeli hüpft uns noch ein junges Murmeli vor die Linse, und kurz bevor wir zurück auf dem Hochplateau sind, dünnen sich die Wolken endlich aus und geben Stück für Stück das prächtige Panorama frei.
Zu guter Letzt setzt sich die Sonne durch und wo lassen sich die wärmenden Strahlen besser geniessen, als auf der Gartenterrasse vom Bellevue Adelboden mit hausgemachtem Eistee und Blick in die Bergwelt?
Weitere Tipps rund um das Parkhotel Bellevue Adelboden
- Die Übernachtung im Doppelzimmer Classic Superior Süd gibt es inklusive Frühstück ab 280 CHF
- Attraktiv ist das «Schnupperangebot«: ab 350 CHF pro Person gibt es zwei Übernachtungen mit Halbpension und Wanderpass
- Gleich neben dem Bellevue Adelboden befindet sich die TschentenAlp Bahn, die hoch zum Schwandfeldspitz mit bester Sicht übers Engstligental führt. Auf einem schönen Weg wandert man in 1.5 Stunden zur Schermtanne.
- Ein einfacher Wanderklassiker ist der Höhenweg Hahnenmoss-Sillerenbühl
- Den Sommer durch findet am Freitagabend regelmässig der «Aabesitz» auf der verkehrsfreien Dorfstrasse statt.
Hinweis: Das Bellevue Adelboden hat mich zu diesem Aufenthalt eingeladen. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Hallo Anita
Bin gerade beim Stöbern auf deinen Blog gestoßen- Daumen hoch, er ist wirklich toll! Die Schweiz steht auf meiner Bucket-List ganz oben und auf travelita kann ich wahrlich im Fernweh schwelgen ;) Vor allem die Bilder sind Hammer – ich werd sicher noch öfter vorbeischauen.
Alles Liebe Vanessa
Danke für deinen Kommentar das freut mich :)
Liebe Anita
vor gut einem Jahr ist meine Frau auf Deinen schönen Artikel gestossen. Nun endlich konnten wir unser verlängertes Wochenende im Hotel Bellevue Adelboden buchen und freuen uns schon sehr darauf. Vielen Dank für die tolle Anregung – auf zu schönen Wanderungen.
Beste Grüsse
Wolfgang
Lieber Wolfgang vielen Dank für deinen Kommentar – freut mich, dass euch mein Beitrag angeregt hat, dem Hotel Bellevue einen Besuch abzustatten und ich hoffe, ihr werdet einen schönen Aufenthalt dort haben.