Ein cooles Designhotel, das sich auf 2’112 Meter über Meer in einer ehemaligen Gondelstation befindet und mit einem grandiosen Panorama über das Rhonetal begeistert; tönt vielversprechend, oder? Dies lockte uns bereits im Sommer 2015 während eines verlängerten Wochenendes in Crans-Montana zum Hotel Chetzeron. Gwundrig nahmen wir damals die wirklich imposante Lobby in Augenschein und gönnten uns danach eine Wanderzwischenstärkung auf der nicht minder einladenden Sonnenterrasse.
2001 sah die Zukunft für den markanten steingrauen Kubus noch nicht dermassen vielversprechend aus. Nachdem wenige Meter daneben ein neuer Lift in Betrieb ging, wurde die Gondelbahn überflüssig und stand längere Zeit leer. Der umtriebige Gastrounternehmer und Hotelier Sami Lamaa weckte die Anlage aus dem Dornröschenschlaf und verwandelte sie zu einem einzigartigen Rückzugsort mit 16 Zimmern.
Wenn Design und Bergwelt verschmelzen
Anfangs Oktober erhielten wir die Gelegenheit, ein Wochenende im Chetzeron zu verbringen. Da mir das Hotel seit unserem ersten Besuch vor drei Jahren in guter Erinnerung geblieben ist, freuten wir uns, diesmal einen umfassenderen Einblick zu erhalten. Trotz seiner imposanten Lage ist das Hotel gut an Crans-Montana angebunden und über die Cry d’Er Gondelbahn mit einem knapp 20-minütigen Fussmarsch erreichbar. Wer viel Gepäck dabei hat, kann dies an der Talstation abgeben, damit es direkt zum Hotel transportiert wird. Wer nicht gut zu Fuss ist oder einen Regentag tüpft, den chauffiert das Chetzeron auch von der Berg- oder Mittelstation direkt bis zum Hoteleingang – im Sommer mit dem Jeep im Winter mit dem Pistenfahrzeug..
Wir sind mit leichtem Gepäck unterwegs und nutzen den kurzen Fussmarsch als Aufwärmübung für die anstehende Yogalektion im Chetzeron. Doch bevor wir uns intensiv mit Asanas und Pranayamas beschäftigen, nehmen wir unser Zimmer unter die Lupe. Von den insgesamt drei Zimmerkategorien sind wir in der Mittleren – dem Doppelzimmer Deluxe Corner – untergebracht. Dieses punktet mit zwei grossen Fensterfronten, die innen und aussen verschmelzen lassen. Wir blicken vom Bett aus auf eine imposante Kulisse mit lauter schneebedeckter Viertausender und rätseln, wie wohl die markante Spitze direkt vor uns heisst. Später erfahren wir, dass der gesuchte Berg das Weisshorn ist und man unter all den Gipfelspitzen auch den Dom und den Mont Blanc findet. Jedes der 16 Zimmern ist nach einem Berg benannt – der Grösse entsprechend widmet sich unseres mit der Bezeichnung «Monte Rosa» gleich einem ganzen Massiv. Während sich draussen das Spektakel abspielt, wird im Innern Schlichtheit zelebriert. Die Materialisierung konzentriert sich auf drei Elemente: Holz, Stein und Beton. Mit einem frechen Grasgrün werden punktuell Akzente gesetzt. Mir gefällt diese Reduktion aufs Wesentliche gepaart mit hochwertigen Möbeln und zeitlosen Klassikern.
Yoga-Schnupperstunde auf 2’112 Meter über Meer
Anfangs Oktober führte das Chetzeron ein 5-tägiges Yoga Retreat als „Testlauf“ für eine mögliche zukünftige Angebotserweiterung durch. Mein Terminkalender liess leider eine Teilnahme am regulären Retreat nicht zu. Doch die Yogalehrerin – Maximilia Nitsche – anerbot, mir am darauffolgenden Samstag mit einer Schnupperstunde einen Einblick ins Retreat zu geben. Maxi stellte somit extra für uns eine individuelle Yoga-Session bestehend aus Yin Yoga, Meditation und einer Naturzeremonie zusammen. All unsere Programmpunkte waren Bestandteil des Retreats.
Ich hatte in den letzten Jahren zusammengezählt in den verschiedensten Formen an etwa fünf Yogalektionen teilgenommen. Ich merke zwar nach jeder Stunde, dass die Bewegungen meinem Körper guttun, kämpfe aber auch immer mit dem Part des bewussten Ein- und Ausatmens und der Konzentration auf sich selbst. Mich stresst das eher, als dass es mich beruhigt. Auch diese Schnupperstunde im Chetzeron war einmal mehr eine sehr interessante Erfahrung, aber auch herausfordernd. Da wir uns Ende Oktober aber nochmals über mehrere Tage mit Yoga beschäftigen werden, war dies ein gelungener Einstieg.
Sehr schön fand ich die Naturzeremonie, die Maxi an einem wunderbaren Aussichtsplatz etwas unterhalb des Chetzeron durchführte. Das Ziel dieser Zeremonie ist, eine Verbindung zwischen Mensch und Natur zu schaffen.
Eine Gondelstation neu interpretiert
Immer wieder erstaunlich, welche Muskeln nach einer Yoga-Stunde zwickend um Aufmerksamkeit ringen. Zum Glück findet sich im Chetzeron auf der Dachterrasse des Anbaus ein geheiztes Pool mit Sprudelliegen. Der perfekte Platz, um die Muskeln zu lockern und umgeben von einem herrlichen Panorama zu entspannen. Der Strom, um den Pool zu heizen, produzieren Sonnenkollektoren auf dem Dach des Hauptgebäudes. Das Chetzeron ist als Minergie-Gebäude konzipiert und im Betrieb legt man grossen Wert auf eine gute Ökobilanz. Nebst dem Aussenpool umfasst der kleine Spa-Bereich noch eine finnische Sauna sowie ein Dampfad. Einzig einen Ruheraum suche ich vergeblich – Doch wer braucht diesen schon, wenn sich direkt daneben das Herzstück des Chetzeron befindet. Im Lobby/Lounge-Bereich ist die Geschichte des Gebäudes deutlich lesbar. Die Strukturen der ehemaligen Gondelstation wurden übernommen und neu interpretiert. Die Gesamtkonzeption ist gelungen, wie ich finde. Und dank den grosszügigen Räumlichkeiten findet hier auch jeder ein ruhiges Plätzchen, um sich in ein spannendes Buch zu vertiefen oder eines der Spiele, die bereitstehen, auszuprobieren.
Wir suchen uns eine gemütliche Ecke, bestellen Apérohäppchen und fordern unsere Englischkenntnisse bei einer Runde Scrabble heraus. Später probieren wir uns durch die Menukarte des Restaurants. Das Chetzeron setzt bewusst auf eine kleine Karte mit wechselnden saisonalen Gerichten. Die schweizerisch-argentinische Küchenchefin Lucia Cordonier arbeitet eng mit lokalen Produzenten zusammen und lässt die Produkte für sich sprechen. Ihre Herkunft widerspiegelt sich im Menu. Mein Herz hüpft, als ich das Ceviche entdecke! Ich liebe das in Südamerika verbreitete Fischgericht und bin nun happy zu wissen, wo in der Schweiz richtig gutes Ceviche aufgetischt wird.
Logenplatz für Bergliebhaber
Zum guten Glück findet der Sonnenaufgang im Oktober nicht mehr in aller Herrgottsfrühe statt. Bei der Kulisse wollen wir das morgendliche Spektakel nämlich auf keinen Fall verpassen. Der Wecker klingelt uns gnädigerweise erst kurz vor sieben Uhr wach. Der Blick aus dem Fenster ist vielversprechend und als wir wenige Minuten später draussen stehen, leuchten die Gipfelspitzen der Viertausender bereits in einem warmen Orange. Was für ein toller Start in den Sonntag.
Fein in den Tag starten
Zurück im Hotel sind die Frühstückstische bereits gedeckt. Ich mag, dass auf den Tischen Brötchen, Konfitüre und Butter bereitstehen und wir uns den Rest am Buffet zusammenstellen können. Eines der Highlights am Frühstücksbuffet sind die hausgemachte Nutella sowie die frisch zubereiteten Waffeln.
Und dann neigt sich unsere Kurzauszeit in diesem wunderbaren Ort auch schon wieder zu Ende. Doch wie sagt man so schön: aller guten Dinge sind drei und somit gibt es bestimmt ein Wiedersehen.
Wir packen nach dem Frühstück unsere Sachen zusammen und machen uns zu Fuss auf den Weg zur Gondelbahn. Dank den wanderkundigen Mitarbeitern erhalten wir zum Abschluss einen genialen Tipp. Statt dem breiten (und langweiligen) Kiesweg zu folgen, werden wir auf einen schönen Bergpfad gelotst, der uns auf direktem Weg zur Mittelstation führt.
Praktische Tipps für deinen Aufenthalt im Chetzeron
- Das Chetzeron befindet sich unterhalb der Cry d’Er Gondelbahnstation und ist von dort aus in ca. 15-20 Minuten zu erreichen. Das Hotel bietet auch einen Transportservice an und holt die Gäste auf Wunsch bei der Gondelstation ab.
- Der Preis für eine Übernachtung im Doppelzimmer inklusive Frühstück beginnt bei 320 CHF. An Winterwochenenden sowie während der Hochsaison sind die Preise höher. Aktuelle Preisinformationen findet ihr auf der Website des Chetzeron.
- Mit seiner Lage ist das Chetzeron prädestiniert für ein aktives Bergwochenende mit Wanderungen oder Bike-Abfahrten. Im Winter ist es das perfekte Ski-in Ski-out Hotel. Für die nächste Saison sind zudem weitere Yoga Retreats in Planung.
- Für die An- und Abreise sowie für die Tage vor Ort erhält man einen QR-Code der die kostenfreie Nutzung der Gondelbahnen inkludiert (Sommersaison).
- Direkt beim Chetzeron startet die imposante Wanderung entlang der Bisse du Ro – definitiv empfehlenswert.
Hinweis: Der Aufenthalt wurde vom Chetzeron unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren.