Unser Exkurs in die Kunst der Lombardischen Küche findet auf dem kleinen Gehöft Locanda Al Carrobbio rund 3.5 Kilometer ausserhalb von Cremona statt. Da uns diesen Nachmittag einige Kalorien erwarten, haben wir die Strecke vorsorgerlich mit dem Fahrrad bewältigt. Hier in einem der flachesten Bereiche Italiens, der Po ist nur wenige Kilometer entfernt, ist Radeln ein wahres Vergnügen. Vorbei an weiten Feldern, einsamen Häuschen und schmucken Zitronenbäumen erreichen wir im Nu unser Schauplatz für den Nachmittag. Das Locanda Al Carrobbio (Via Castelverde 54) ist sowohl Restaurant als auch Herberge und wird seid über 20 Jahren im Familienbesitz geführt.
Willkommen mit Salame di Cremona
Heute wird uns das Essen nicht einfacht aufgetischt, sondern unsere aktive Mitarbeit gefordert. Doch Monica, die Besitzerin, möchte uns natürlich nicht mit knurrendem Magen in Küche schicken. Bevor wir unser Können beim Schnipseln von Gemüse beweisen müssen, gibt es zur Einstimmung selbstgemachte Bruschetta (mit Tomaten aus dem Garten) und den aromatischen Salame di Cremona. Nach der willkommenen Stärkung heisst es aber «ran an die Arbeit». Wir schnüren uns die die Küchenschürzen um und folgen Monica in die Küche.
Antipasti – Tortelli di zucca
Als Vorspeise stehen Kürbisravioli auf dem Menu, ein weitherum bekanntes Gericht, das seinen Ursprung in der Gegend rund um Mantua hat. Bevor wir den Blätterteig mehrmals durch die Nudelmaschine durchlaufen lassen, damit er dünn wird, müssen wir die Füllung vorbereiten. Der vorgekochte Kürbis wird in einer Schüssel mit einer Gabel zu einer Paste zerdrückt und mit dem fruchtig-süssen Mostarda Cremona (ein bekanntes lokales Produkt) und etwas Amaretti verfeinert. Anschliessend folgt die Paradedisziplin – das Falten der Tortelli. Monica’s Hände sind sagenhaft flink. Während ich stolz mein erstes selbstgemachtes Tortelli feierlich von allen Seiten betrachte, hat sie das Blech bereits halb gefüllt. Da muss ich noch fleissig üben, bis ich mit italienischen Hausfrauenqualitäten punkten kann.
Währschafte Küche – Salsiccia-Eintopf als Hauptgang
Für den Hauptgang begeben wir uns zuerst in den grossen Garten hinter dem Restaurant. Hier wachsen verschiedene Kohlsorten, Tomaten, Salate, Brokkoli und anderes Gemüse bunt durcheinander. Die nährstoffreichen Böden rund um die Po-Ebene eignen sich hervorragend für den Anbau von Kohl. Da der Kohl als eines der wenigen Gemüse auch frostresistent ist, wird er schon seit vielen Generationen als Wintergemüse eingesetzt. Wir schnipseln den Kohl und Zwiebeln in feine Streifen und geben sie in eine grosse Pfanne. Dort schmoren sie während 1.5 Stunden zusammen mit einer hausgemachten Tomatensauce und der küstigen Salsiccia di Cremona. Als Beilage zum Eintopf serviert uns Monica mit Rosmarin verfeinerter Kartoffelstock. Selbstverständlich haben wir die Kartoffeln (auch aus dem Garten) selbst geschält und mit vollem Muskeleinsatz durch die Kartoffelpresse gedrückt.
Süsser Schluss – Bombonini di Cremona
Zum Schluss staune ich einmal mehr, was man nicht alles aus Mehl, Eiern, Zucker und Butter zaubern kann. Zur Masse wird Crema die Zabaione (Eierpunsch) und Amaretti beigefügt und anschliessend mit viel Mehleinsatz (damit es nicht klebt) zu einer ca. 1cm dicken Teigfläche flach gewalzt. Anschliessend werden die Bombonini mit verschiedenen Formen ausgestochen und auf ein Blech gelegt. Der Ursprung der verschiedenen Formen kommt von der Zeit, wo noch nicht jeder Haushalt einen Backofen hatte und die Ware zu zentralen Backöfen gebracht wurde. Jeder Haushalt nutzte damals seinen ganz eigenen Förmchen. Die Bombonini schmecken besonders gut, wenn dazu ein Schälchen mit einer Mascarpone-ähnlichen Masse serviert wird. Verzeiht mir, wenn mir der spezifische Namen entfallen ist, aber nach beinahe vier Stunden kochen und essen, habe ich mich gegen den Schluss in einem Essenskoma befunden. Ihr versteht mich, oder?
Zu einem solchen Mittagessen trinkt man in der Lombardei gerne einen Rotwein Frizzante. Prost Mahlzeit!
Hinweis: Meine Reise durch die Lombardei fand im Rahmen des #blogville Projekts statt und wurde von der Regione Lombardia unterstützt – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.