„Are you going to Sölden?“ fragt mich ein junger Herr mit schwerem Koffer an der Bushaltestelle in Ötztal Downtown und fotografiert gleichzeitig die wenig idyllische Szenerie bestehend aus Sparkasse, Volg, Parkplatz, Brautmodengeschäft und Aktiv Hotel Ötztal. Zugegeben, auch ich habe im ersten Moment gezögert, als ich auf der Anschrift nur Obergurgl entziffern konnte. Ober-was? Aber doch, der ausgehängte Fahrplan bestätigt, dass der Bus auch in Sölden hält. Wir sind auf einer besonderen Mission auf den Weg nach Sölden. Zurzeit herrscht Action im längsten Seitental des Tirols. Januar und Februar stehen ganz im Zeichen der Dreharbeiten des neuen James-Bond-Film „Spectre“. Da wollen wir die möglichen Schlüsselszenen des Films natürlich vorgängig genauestens unter die Lupe nehmen. Für einen 007 konformen Aston Martin für die Anreise hat’s dennoch leider nicht gereicht und so stehen wir herzlich unglamourös an der Bushaltestelle am Bahnhof Ötztal und warten auf den Anschlussbus. Die Anreise mit dem ÖV wäre eigentlich absolut unkompliziert und mit einmal umsteigen in Ötztal auch mit Skigepäck problemlos machbar. Einziger Hacken, der Busbetreiber geht anscheinend von der Annahme aus, dass alle Skitouristen mit dem Auto anreisen, und befährt die Strecke mit einem Niederflurbus ohne Gepäckablage oder zusätzlichen Gepäckwagen. Etwas ungünstig. Doch wir meistern diese Challenge erfolgreich und erreichen nach einer knappen Stunden Fahrtzeit durch das Ötztal ein tief verschneites Sölden.
Alpiner Lifestyle
Sölden an sich als hübsch zu bezeichnen, wäre eine Übertreibung. Doch man sollte nicht zu vorschnell urteilen, denn abseits des Après-Ski Jubeltrubels bei der Giggijoch Talstation bietet der Wintersportort einige nennenswerte Restaurants und Unterkünfte sowie eine fantastische Ausgangslage für begeisterte Wintersportler. Uns erwartet Das Central, das einzige 5-Sterne Haus Söldens gehört als Betrieb zur Skiliftgesellschaft Sölden-Hochsölden, die 1955 von den Familien Falkner, Riml und Gurschler gegründet wurde. Seit seiner Eröffnung 1969 wurde das Hotel stetig erweitert und umgebaut. Die nächste Umbauphase steht schon in der Pipeline. Ab dem Frühling wird dem Haupthaus neuen Glanz verleiht.
Gastfreundschaft wird hier gross geschrieben und das bekommen wir ab der ersten Minute zu spüren. Nach dem zuvorkommenden Check-in und einem Willkommensgetränk nehmen wir unsere Juniorsuite in Augenschein, die im Rahmen der letzten Umbauphase erneuert wurden. Das zurückhaltend rustikal-moderne Design mit dem hellen Holzboden gefällt mir auf Anhieb. Highlight ist die geschickt inszenierte Badewanne hinter einer Glaswand mit Blick aufs Zimmer. Für den grösst möglichen Schlafkomfort wird ebenfalls gesorgt, steht doch dem Gast ein Polstermenü zur Auswahl. Ich lasse die Gelegenheit nicht ungenutzt und ordere ein Arvenholz-Kissen für besonders süsse Träume.
Durch den stetigen Wandel und das Wachstum bietet Das Central ein buntes Potpourri an verschiedenen Zimmerkategorien und Stilen. Wer es exzentrisch mag, dem empfehle ich, die „Juniorsuite Surprise“ zu buchen.
In der Regel werden die Zimmer mit Halbpension angeboten. Die Kulinarik ist nebst der Gastfreundschaft der zweite wichtige Pfeiler im Central. In der gemütlichen Ötztaler Stube verzaubert Haubenkoch Gottfried Prantl die Gäste mit raffinierten Gerichten. Wer Halbpension gebucht hat, kommt mit einem Aufpreis von sagenhaft günstigen 16 Euro in den Genuss dieser exquisiten Kochkunst. Mein Tipp an alle Gäste: Reserviert unbedingt an einem Abend in der Ötztaler Stube. Im Restaurant Feinspitz werden die Halbpensions-Gäste mit einem 5-Gang Wahlmenü sowie einmal die Woche mit einem 6-Gang Gourmetmenü aus der Haubenküche verwöhnt. Einziger Kritikpunkt an diesem Restaurant ist die Grösse des Saals. Etwas mehr Intimität würde das kulinarische Erlebnis sicher beflügeln. Absolut Spitzenklasse ist dafür das Dessertbuffet, das jeweils am Freitag aufgetischt wird. Mamma Mia, welch ein Genuss!
Der nächste Morgen startet dort, wo wir am Vorabend aufgehört haben – im Restaurant Feinspitz. Das Frühstücksbuffet ist dermassen umfangreich, dass ich zu Beginn etwas überfordert bin, was ich nun auf meinen Teller tun soll. Bei prächtigstem Winterwetter wollen wir nämlich die Zeit nicht unnötig lange mit Frühstück vertrödeln sondern rasch auf die Pisten. Doch bei dieser Auswahl an Köstlichkeiten, fällt die Entscheidung schwer. Sensationell finde ich, dass ein grosser Wert auf die Frische der Produkte gelegt wird und sowohl Früchte, Gemüse als auch Eispeisen und Fleischwaren frisch vor dem Gast zubereitet werden.
3 Dreitausender auf einen Schlag
Gut gestärkt sind wir bereit, die mächtigen Dreitausender der Ötztaler Alpen in Angriff zu nehmen. Bei unserem ersten Besuch in Sölden, im November 2013, hatten wir nämlich aufgrund wolkenverhangener Berghänge rein gar nichts vom Panorama gesehen. Das Central bietet seinen Gästen einen kostenlosen Shuttleservice zu den beiden Bergbahnen Gaislachkogel und Giggijoch an. Zudem hat jedes Zimmer einen eigenen Skischrank. Beste Organisation für unkomplizierte Skiferien.
An schönen Tagen lohnt es sich, früh aufzustehen. Wir sind kurz nach acht an der Gaislachkogelbahn und kein Mensch weit und breit. Es kann auch Vorteile haben, Urlaub im Après-Ski-Mekka zu verbringen. Die meisten Partywütigen mögen nämlich erst gegen Mittag zurück auf die Pisten. Wir dagegen kommen in den Genuss, die frisch präparierten Pisten im Alleingang zu erobern. Welche Piste wohl James Bond genommen hat? Zumindest die Gaislachkogelbahn, die Gletscherstrasse und der Rettenbachferner gehören mit zu den Schauplätzen der Dreharbeiten. Für uns geht’s noch etwas höher hinauf zur Schwarzen Schneid und dem Tiefenbachkogel, zwei von Sölden’s BIG 3 – drei Dreitausender, die mit Seilbahnen erschlossen sind. Bei der Fahrt zurück ins Tal lohnt sich ein Schwenker via Rotkogljoch, um von dort die Piste 11 zur Gampe Thaya anzupeilen. Die Almhütte wurde 2014 mit dem Gütesiegel „Genuss Hütte“ der Genuss Region Österreich ausgezeichnet und lädt zu einer entspannenden Verschnaufpause ein (mein Bestelltipp: Heisse Schokolade mit frischer Almmilch).
Kulinarischer Hochgenuss
Anfangs Januar war das spektakuläre ice Q – der Dritte im Bunde der BIG3 – ein paar Tage für die Dreharbeiten des James Bond Filmes geschlossen. Doch Restaurantleiter Valentino Schwarz nimmt sein Schweigegelübde ernst und will mir partout nicht verraten, welche dramatischen Szenen sich hier abspielen werden. Mein Kopfkino fantasiert sich schon mal wilde Geschichten zusammen. Vielleicht prostet ja Mister 007 hier mit einem Pino 3ooo seiner Bond-Lady auf den Sieg gegen den Bösewicht zu? Der Drei-Regionen-Wein (Österreich, Deutschland und Südtirol) wird hier im ice Q auf 3.048 m ü. M. in Barrique-Fässern gelagert. Nebst dem spektakulären Bergpanorama weiss der funkelnde Glasquader auch mit seiner alpinen Küche zu begeistern. Wer nur kurz Zeit hat, der besucht am besten die Lounge, wo schmackhafte Häppchen serviert werden. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, der macht es sich im Restaurant gemütlich und lässt sich zu einem kulinarischen Gipfeltreffen verführen. Ich gestehe, nach diesem Mittagessen bin ich mit der Gondel runtergefahren.
Kraft tanken
Wer nach einem actiongeladenen Tag ins Central zurückkehrt, der begibt sich am besten in die geübten Hände des Wellnessteams oder entspannt in der Wasserwelt Venezia. Als Purist ist mir die Wasserwelt etwas zu schwülstig gestaltet. Die Vielfalt an verschiedenen Saunen, Dampfbädern, Erlebnisduschen etc. ist zwar beeindruckend, hat aber auch ihre Tücken. Aufgrund der Internationalität der Gäste gibt es in der Saunalandschaft einen Nacktbereich und einen Nicht-Nacktbereich. Wir treten natürlich gleich voll ins Fettnäpfchen und werden vom Bademeister mit erhobenem Zeigfinger aus der Saune geholt – ich hatte unter dem Badetuch den Bikini an und übersehen, dass hier der Nacktbereich ist, um wenige Minuten später – wir befinden uns inzwischen korrekterweise im Nicht-Nacktbereich in der Dampfgrotte – vom einem Herr im Adamskostüm «gestört» zu werden. Irgendwie eine erheiterndes Konzept.
Wirklich Kraft tanken konnte ich in der Massage. Das Angebot der Spa Treatments ist umfangreich. Bei den Signature Treatments wird passend zum Hotelkonzept und der Begeistergun für edle Tropfen mit Vinoble Cosmetics gearbeitet. Ich entschied mich nach einem hin und her – die Qual der Wahl – für eine Alpienne Salzsteinmassage (118 Euro) mit vorgängigem Natursalzpeeling mit Arnika, Honig-Zirbe und Johanniskraut. Meine müden Muskeln schwelgten im siebten Himmel und meine Haut fühlt sich noch heute babyweich an.
Infos und Tipps rund um Sölden
- Juniorsuite während der Wintersaison inkl. Halbpension ab 242 Euro pro Person
- Tagesskipass Sölden 52 Euro (inkl. 2.50 Euro für Keycard)
- Es empfiehlt sich, für ein Mittagessen im ice Q zu reservieren
- Jeden Mittwoch findet im ice Q ein Fine Dining „Summit-Dinner» statt (Degustationsmenü 108 Euro pro Person).
- Wer weder Aston Martin hat, noch den äusserst praktischen Niederflurbus nehmen möchte, den holt Das Central selbstverständlich auch am Bahnhof Ötztal ab.
Hinweis: Ich wurde vom Hotel Das Central zum Winterausflug nach Sölden eingeladen – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Auch wir waren vor kurzem Gast im Das Central und können deine Begeisterung und das Geschriebene voll und ganz unterstreichen.
Das der Nacktbereich in der Spalandschaft nicht besser gekennzeichnet ist, haben auch wir erfahren als wir mit Badekleidung ins Sprudelbad steigen wollten. Wir haben den netten Bademeister somit auch kennen gelern :-)
Bei der Ankunft hätten wir zur Begrüssung gerne was zu knabbern gehabt. Hier und nur hier war der Aufenthalt nicht perfekt.
Hahaha, so guet! Der Bademeister scheint wohl einige in Erinnerung geblieben zu sein :)