Wie wäre es, mit dem Zug eine Reise zu allen Hauptstädten der Länder rund um die Ostsee zu unternehmen? Die Idee zu dieser Reise formierte sich bereits im letzten Jahr. Einer der Auslöser war mein Wunsch, mal wieder ein paar Tage in Stockholm zu verbringen. Die schwedische Hauptstadt besuchte ich auf meiner ersten Solo-Reise mit 18 Jahren. Seither sind exakt 18 weitere Jahre vergangen. Das schreit förmlich nach einem Revival, oder?
Und da die Anfahrt von Zürich mit dem Zug bis nach Stockholm etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, resultierte aus der Idee eines simplen «Städtetrips» eine 16-tägige Rundreise rund um die Ostsee mit Stopps in Hamburg, Stockholm, Helsinki, Tallinn, Riga, Vilnius, Warschau und Berlin. Ganz nach dem Motto, die Reise ist das Ziel. Sechs von den acht Städten kannte ich bereits von früheren Besuchen – mit Vilnius und Warschau lagen aber auch zwei für mich «neue» Hauptstädte auf der Route.
Wer sich jetzt denkt, ein Städtetrip nach Stockholm wäre ja schon ganz lässig – aber 16 Tage? Geht das nicht schneller? Klar doch! Mit dieser Zugverbindung erreicht ihr die schwedische Hauptstadt von Zürich aus in weniger als 24 Stunden:
Abfahrt Zürich Hauptbahnhof 09:59 Uhr mit dem ICE Richtung Hamburg
Ankunft in Hamburg um 19:29 Uhr, Weiterfahrt um 22:03 Uhr mit dem Nachtzug des staatlichen schwedischen öV-Unternehmens SJ
Ankunft in Stockholm Central am folgenden Morgen um 09:37 Uhr
Als weitere Nachtzugoption wird die Strecke Hamburg – Stockholm zudem saisonal vom Snälltåget bedient. Bei der Suche nach Tickets / Verbindungen empfiehlt es sich, sowohl die Seite von SJ als auch diejenige vom Snälltåget nach passenden Angeboten zu durchsuchen.
Routenübersicht unserer Reise rund um die Ostsee
Für alle, die sich für eine ausgedehntere Zugreise interessieren, gibt’s in den nachfolgenden Zeilen den Beschrieb zu den einzelnen Reiseetappen inklusive praktischer Infos für die Organisation eine Reise mit Zug, Fähre und Bus rund um die Ostsee. Zu jeder besuchten Stadt habe ich euch kurz und knackig unsere Lieblingsplätze festgehalten und – wo vorhanden – alte Blogbeiträge mit weiteren Tipps verlinkt. Zu Stockholm und Vilnius werden zudem noch detaillierte Blogbeiträge folgen.
Doch starten wir mit einem Überblick.
Unsere Reiseroute rund um die Ostsee sowie alle Unterkünfte und ausgewählte Sehenswürdigkeiten und von uns besuchten Restaurants, Bars und Cafés sind auf nachfolgender Karte verortet. Die einzelnen Etappen teilten sich wie folgt auf:
- 1 Nacht in Hamburg
- 1 Nacht im Nachtzug nach Stockholm
- 4 Nächte in Stockholm
- 1 Nacht auf der Fähre nach Helsinki
- 1 Nacht in Helsinki
- 1 Nacht in Tallinn
- 1 Nacht in Riga
- 2 Nächte in Vilnius
- 2 Nächte in Warschau
- 2 Nächte in Berlin
Etappe 1: Von Zürich nach Hamburg
Unsere Zugreise rund um die Ostsee startet an einem Donnerstagmorgen um 05:59 Uhr am Bahnhof Zürich. Ganz nach dem Motto «der frühe Vogel fängt den Wurm», haben wir uns für die früheste mögliche direkte Zugverbindung nach Hamburg entschieden. Da es bei der Deutschen Bahn aktuell zahlreiche baubedingte Fahrplanänderungen gibt, dauert die Fahrt «planmässig» fast zwei Stunden länger, als dies ohne Baustellen der Fall wäre. Doch abgesehen davon, erreichten wir den Hauptbahnhof Hamburg nach 9.5 Stunden Fahrzeit pünktlich um 15:30 Uhr.
Fahrzeit: 9 h 30 min (direkt); baubedingt! Ohne Baustellen dauert die Reisezeit 7 h 40 min
Was haben wir bezahlt? 190 CHF pro Person für 1. Klasse inkl. Sitzplatzreservation
Hamburg Tipps
In Hamburg hatten wir einen Zwischenstopp von einer Nacht eingeplant. Da es am nächsten Tag mit dem Nachtzug weiter nach Stockholm ging, standen uns ein Abend plus einen vollen Tag für Sightseeing zur Verfügung. Ausreichend Zeit, um unsere Erinnerungen an Hamburg aufzufrischen – dieses Mal bei Sonnenschein.
Das sollte man in Hamburg nicht verpassen: Der kostenlos zugängliche Plaza der Elbphilharmonie und der Viewpoint beim Stage-Theater an der Elbe
Hier gibt’s in Hamburg guten Kaffee: Nördlich der Speicherstadt Sightseeing technisch zentral gelegen: Marshall Coffee Bar
Unser Hamburg top Tipp für Foodies: Legere, aber durchaus ausgefallene Spitzenküche im Restaurant 100/200
Hier haben wir in Hamburg geschlafen: 25hours Hotel Altes Hafenamt in der HafenCity (Partnerlink) | Osakaallee 12
Etappe 2: Von Hamburg mit dem Nachtzug nach Stockholm
Die Wartezeit auf die Nachtzugfahrt überbrückten wir im 25hours Hotel. Das Hotel Altes Hafenamt liegt direkt neben dem 25hours Hotel HafenCity, das im ersten Stock über einen sehr grosszügig gestalteten Loungebereich verfügt, den man mitbenutzen darf. Ziemlich praktisch, um ohne Konsumationszwang für ein paar Stunden gemütlich zu verweilen. Kurz vor 21:00 Uhr machten wir uns auf den Weg Richtung Hauptbahnhof, dieser ist von der HafenCity aus sowohl recht praktisch mit dem Bus oder alternativ mit der U-Bahn erreichbar.
Der schwedische Nachtzug, der in Berlin startet, erreichte Hamburg pünktlich. So hatten wir es uns kurz nach 22:00 Uhr schon gemütlich in unserem 2er-Schlafwagen-Abteil eingerichtet. Mit zwei grossen Gepäckstücken war der Stauraum wie vermutet etwas knapp – ansonsten war so weit alles tipptopp.
Fahrzeit: 11 h 54 min (direkt, über Nacht)
Was haben wir bezahlt? 212 CHF pro Person für ein 2er-Abteil im Schlafwagen
Stockholm Tipps
Wir hatten unsere Reise rund um die Ostsee so getaktet, dass uns für Stockholm fünf Sightseeing-Tage zur Verfügung standen. Ausreichend Zeit also, um ausgedehnte Streifzüge durch die auf verschiedenen Inseln verteilten Stadtviertel zu unternehmen und Tipps auszukundschaften. Sobald der separate Blogbeitrag fertiggestellt ist, wird er an dieser Stelle verlinkt.
Das sollte man in Stockholm nicht verpassen: Die fantastische Aussicht vom Mariaberget
Hier gibt’s in Stockholm guten Kaffee: An vielen Orten – diese haben wir ausprobiert: Pascal Kaffeebar, Drop Coffee, Komet Café, Volca Coffee
Unser Stockholm top Tipp für Foodies: Beste Drink & Food Kombi: Tjoget | Bucket List Foodie Spot: Restaurant Frantzén
Hier haben wir in Stockholm geschlafen: Bank Hotel (Partnerlink) an der Arsenalsgatan 6 im zentralen Stockholmer Stadtbezirk Östermalm
ps. wer noch etwas mehr Zeit mitbringt, der kann von Hamburg aus natürlich auch mit dem Zug zuerst weiter bis nach Kopenhagen fahren und von dort aus den Nachtzug nach Stockholm nehmen. Da unser letzter Besuch der dänischen Hauptstadt noch nicht so lange zurückliegt, haben wir zugunsten eines etwas längeren Aufenthalts in Stockholm bewusst auf diesen Stopp verzichtet.
Etappe 3: Mit der Fähre von Stockholm nach Helsinki
Nach vier entspannten und sonnenverwöhnten Tagen in der Hauptstadt Schwedens, ging es für uns weiter nach Helsinki. Hierfür fuhren wir aus der Stockholmer Innenstadt zuerst mit der U-Bahn Linie 13 bis zur Station «Gärdet», von wo aus das Fährterminal der Tallink Silja in 15 Minuten zu Fuss erreichbar ist. Nebst Tallink Silja bietet auch die Viking Line einmal täglich eine direkte Fährverbindung von der schwedischen Metropole in die finnische Hauptstadt an. Die Abfahrts- und Ankunftszeiten wie auch die Dauer der Überfahrt (16 h 45 Minuten (Tallink Silja) vs. 16 h 15 min (Viking Line)) sind vergleichbar. Die Angebote der Tallink Silja schienen uns im Quervergleich etwas günstiger. Das Boarding ist unkompliziert und geht zügig – einfach am Self-Checking-Schalter die Buchungsnummer eintippen und schon erhält man das Ticket, das gleichzeitig die Zimmerkarte ist. Der Vorteil einer Fährüberfahrt von Stockholm nach Helsinki ist, dass man damit eine Schärentour quasi «gratis» mitbucht und bis am späten Abend vom Schiff aus, den Stockholmer Schärengarten bewundern kann. Ein weiteres Highlight ist die Einfahrt in Helsinkis Südhafen am kommenden Morgen. Die Fahrt führt nur wenige Meter an der Festungsinsel Suomenlinna (UNESCO Welterbe) vorbei und bietet einen herrlichen Blick auf die «Skyline» der Hauptstadt Finnlands.
Bezüglich Verpflegung stehen auf dem Schiff verschiedene Gastrooptionen zur Auswahl. Alternativ kann man selbstverständlich auch etwas aufs Schiff mitbringen. Wir waren aber ab der Qualität auf der Silja Symphony echt positiv überrascht. Das Abendessen genossen wir im Grill House.
Fahrzeit: 16 h 45 min (Abfahrt 16:45 Uhr in Stockholm, Ankunft 10:30 Uhr in Helsinki); auf dieser Verbindung gibt es eine Zeitverschiebung
Was haben wir bezahlt? 182 CHF zu zweit in einer Doppelkabine der A-Klasse.
Helsinki Tipps
Wir haben in Helsinki nur einen Zwischenstopp von einer Nacht eingeplant. Bis zur Weiterfahrt nach Tallinn verbleiben uns exakt 24 Stunden, um unseren Eindruck der finnischen Hauptstadt aufzufrischen. Wir haben hier den Jahreswechsel 2013/2014 gefeiert und uns damals einige klassische Sehenswürdigkeiten angeguckt. Dieses Mal beschränken wir uns auf die fussläufige Innenstadt und staunten, wie viel man in einen halben Tag «reinpacken» kann. Unser Stadtrundgang führte uns durch den Design District, in die beiden Kunstmuseen Amos Rex und HAM und natürlich auf den Senatsplatz.
Das sollte man in Helsinki nicht verpassen: ein Besuch des Kunstmuseums Amos Rex, der sich im Glaspalast (Lasipalatsi) der 1930er-Jahre befindet
Hier gibt’s in Helsinki guten Kaffee: Eine gute Wahl im Design District ist das Andante Speciality Coffee
Unser Helsinki top Tipp für Foodies: Restaurant Grön an der Albertinkatu 36 – grossartig!
Hier haben wir in Helsinki geschlafen: Das direkt an der Esplanade gelegene Hotel Kämp (Partnerlink) | Pohjoisesplanadi 2
Mehr Helsinki Tipp findest du hier: Reise nach Helsinki. Zudem folgender Tipp für die Planung deiner Reise rund um die Ostsee. Die Fähre Stockholm – Helsinki legt einen Zwischenstopp in Mariehamn ein. Somit könnte man sich auch noch die Åland Inseln angucken. Ich war im Jahr 2017 dort und habe mich Hals über Kopf in die Inselwelt verliebt. Hier geht’s zum Blogbeitrag: Auf nach Åland
Etappe 4: Mit der Fähre von Helsinki nach Tallinn
Zwei Stunden dauern die schnellsten Fährverbindungen von Helsinki nach Tallinn. Damit lässt sich ein Abstecher in die estnische Hauptstadt auch gut als Tagesausflug von Helsinki aus unternehmen. Genau das haben wir auch bei unserem ersten Aufenthalt in Helsinki 2013/2014 unternommen. Diesmal haben wir eine Nacht in Tallinn eingeplant und damit mehr Zeit mitgebracht als die Mehrheit der übrigen Tallinn-Besucher/-innen. Auf der Strecke Helsinki-Tallinn sind drei grosse Fähranbieter unterwegs: Tallink Silja, Eckerö Line und Viking Line. Die schnellsten und häufigsten Verbindungen hat Tallink im Angebot. Alle zwei Stunden nimmt eine Fähre vom «Länsiterminaali» (West Terminal) aus Kurs auf Tallinn auf. Auch hier bezieht man sein Ticket mithilfe der Buchungsnummer an einem Self-Check-in-Automaten. Auf dem Schiff sucht man sich entweder auf dem Aussendeck (nur wenige Sitzmöglichkeiten) oder im Innern einen Sitzplatz. Auf dem Schiff gibt’s wiederum ein vielfältiges Gastro-Angebot und auch wenn’s am Anfang recht voll wirkt, findet man in der Regel problemlos irgendwo einen Platz. Wir waren mit der MyStar unterwegs und haben uns unweit des Selbstbedienungsrestaurants «Fast Lane» hingesetzt und dort Kaffee und ein Gebäck-Stück geholt.
Mein Tipp: die meisten Sitzmöglichkeiten und Restaurants befinden sich auf Deck 9!
Fahrzeit: 2 h
Was haben wir bezahlt? 52 CHF (andere Uhrzeiten wären günstiger gewesen – aufgrund eines Floorball-Turniers in Tallinn waren die Verbindungen an diesem Tag zudem überdurchschnittlich gut nachgefragt, was zu eher hohen Preisen führte).
Tallinn Tipps
Vom Fährterminmal aus erreicht man die Altstadt von Tallinn entweder zu Fuss (ca. 20 Minuten) oder mit dem Bus (Haltestelle «Balti jaam» (Bahnhof). Aktuell investiert die estnische Hauptstadt gerade in den Ausbau der Strassenbahnlinien bis zum Hafen – die Inbetriebnahme ist noch in diesem Jahr geplant.
Seit 1997 gehört die Altstadt von Tallinn zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Hauptattraktionen liegen alle in fussläufiger Distanz und in einem halben Tag erhält man einen guten Überblick. Aber auch ausserhalb des pittoresken historischen Altstadtgassen finden sich in Tallinn richtig coole Ecken. So zum Beispiel direkt nördlich des Bahnhofs, wo sich die moderne Markthalle (Balti jaam Turg) und das Kreativzentrum Telliskivi befinden. Hier gibt’s Kunstgalerien, Bars, Street-Food-Stände und hippe Restaurants zu entdecken. Unser kulinarischer Tipp für Tallinn (siehe unten) befindet sich ebenfalls in diesem Viertel.
Das sollte man in Tallinn nicht verpassen: Der kostenlose Panoramablick über Tallinn von der Aussichtsplattform Kohtuotsa
Hier gibt’s in Tallinn guten Kaffee: Ein Tipp, an dem man nicht einfach so vorbeikommt: Kiosk No1 | Toompuiestee 22a
Unser Tallinn top Tipp für Foodies: Restaurant Fotografiska im 6. Stock des gleichnamigen Fotografiemuseum mit bestem Blick auf die Altstadt
Hier haben wir in Tallinn geschlafen: 5 Minuten vom Bahnhof und in bester Lage ist das Nunne Boutique Hotel (Partnerlink) eine richtig gute Wahl | Nunne 14
In diesem schon etwas älteren Blogbeitrag zu Tallinn findet ihr weitere Tipps für einen Kurzaufenthalt in der hübschen estnischen Hauptstadt.
Etappe 5: Von Tallinn mit dem Bus nach Riga
Eigentlich wollten wir mit Ausnahme der Strecke Stockholm – Helsinki – Tallinn alle übrigen Fahrten zwischen den Städten mit dem Zug zurücklegen. Leider ist die Zugverbindung zwischen den baltischen Hauptstädten noch nicht so weit ausgereift, dass sich dieses Unterfangen praktisch umsetzen lässt. Unter dem Titel «Rail Baltica» ist der Ausbau der Eisenbahnverbindung Warschau über Kaunas, Riga und Tallinn ein schon länger geplantes Unterfangen, das abschnittsweise auch angepackt wird. Zwischen Tallinn und Riga wird eine Fahrzeit von knapp unter zwei Stunden angestrebt.
Aktuell sieht die Situation aber noch so aus:
Wer von Tallinn mit dem Zug nach Riga fahren möchte, der muss zuerst mit der estnischen Eisenbahn Elron bis nach Valga fahren (Dauer 3h 47 min) und dort auf die lettische Eisenbahn Pasažieru vilciens umsteigen. Die Fahrt Valga – Riga dauert dann nochmals 2h 55 min. Das Hauptproblem ist aber, dass die Zugverbindungen überhaupt nicht aufeinander abgestimmt sind. Je nach Wochentag führt dies zu absurd langen Wartezeiten in Valga. Wir hätten an einem Samstag folgende Verbindung nehmen müssen:
Abfahrt in Tallinn um 07:11 Uhr, Ankunft in Valga um 10:58 Uhr
Weiterfahrt in Valga um 16:52 Uhr, Ankunft in Riga um 19:47 Uhr
Die Tickets können für die lettische Verbindung max. 14 Tage voraus gekauft werden. Wir schauten uns dementsprechend nach Alternativen um und wurden bei Luxexpress fündig. Das ist eines von mehreren Busunternehmen, die mehrmals täglich direkte Verbindungen zwischen den beiden Städten mit einer Fahrzeit von 4 h 25 Minuten anbieten. Die Ticketpreise starten bei 16 Euro. Wir haben uns für Relax-Sitze entschieden und pro Person umgerechnet 28 CHF bezahlt. Solange die Zugverbindung auf dieser Strecke nicht verbessert wird, eine zeitlich attraktive und sehr komfortable Reisemöglichkeit, um von Tallinn nach Riga zu gelangen (oder umgekehrt).
Fahrzeit: 4 h 25 min (Busverbindung)
Was haben wir bezahlt? 28 CHF pro Person für einen Relax-Sitz
Riga Tipps
In der Hauptstadt Lettlands haben wir im Dezember 2017 bereits ein paar Tage verbracht und hierzu einen recht ausführlichen Blogbeitrag verfasst. Aus diesem Grund planten wir diesmal für Riga ebenfalls nur eine Übernachtung ein. Zwischen der Ankunft des Busses (15:25 Uhr) und der Abfahrt des Zuges Richtung Vilnius am Folgetag (15:28 Uhr) verblieben wiederum fast exakt 24 Stunden, um Riga zu erkunden. Wer Riga zum ersten Mal besucht, der sollte meiner Meinung nach aber mindestens zwei volle Tage einplanen – die Altstadt, die wie Tallinn und Vilnius als UNESCO-Welterbe klassifiziert ist, beeindruckt mit ihren zahlreichen historischen Bauten. Eine weitere Qualität sind die weitläufigen Parkanlagen. Bei unserem letzten Besuch haben uns das graue Wetter und winterlichen Temperaturen davon abgehalten, durch den Basteiberg zu flanieren. Das haben wir dieses Mal nachgeholt!
Das sollte man in Riga nicht verpassen: Die Jugendstilfassaden rund um die Alberta iela inkl. Blick ins dortige Jugendstilzentrum
Hier gibt’s in Riga guten Kaffee: Diesmal entschieden wir uns für die Rocket Bean Roastery an der Miera iela 29/31
Unser Riga top Tipp für Foodies: Für hervorragendes Fine Dining; Max Cekot Kitchen oder das zentraler gelegene japanische Restaurant Shoyu
Hier haben wir in Riga geschlafen: Mitten in der Altstadt im Grand Palace Hotel (Partnerlink) | Pils iela 12
Etappe 6: Von Riga mit dem Zug nach Vilnius
Ab Riga ging unsere Reise rund um die Ostsee planmässig mit dem Zug weiter. Und dieser verliess den Bahnhof Riga auf die Minute pünktlich um 15:28 Uhr. Die grenzüberschreitende Verbindung wird einmal täglich vom litauischen Eisenbahnunternehmen LTG Link angeboten. Die Tickets können inkl. Sitzplatzreservation frühestens 30 Tage vorher online gekauft werden. Wir haben uns für Sitze in der ersten Klasse entschieden. Im Ticketpreis sind pro Person eine 0.5 l Flasche Mineralwasser, 1 Tasse Kaffee oder Tee sowie ein kleiner, süsser Snack inbegriffen. Insgesamt eine absolut komfortable und pünktliche Fahrt.
Fahrzeit: 4 h 23 min (direkt)
Was haben wir bezahlt? 34 CHF (1. Klasse)
Vilnius Tipps
Der Bahnhof Vilnius liegt am Rande der Altstadt. Die rund 1.3 Kilometer zu unserem mitten in der Altstadt gelegenen Hotel legten wir zu Fuss zurück. Da ich nicht backpackermässig mit Rucksack, sondern mit einem Rollkoffer unterwegs war, bedingte dies ein abschnittsweises «Tragen», da sowohl in der Altstadt von Riga als auch Vilnius ein eher Rollkoffer unfreundlicher Pflastersteinbelag vorherrschend ist. Das war mir aber so weit bewusst. In Vilnius checkten wir für zwei Nächte ein. Dies, um ausreichend Zeit zu haben, um sowohl die ausgedehnte Altstadt mit ihren prunkvollen Barockkirchen als auch die alternativen Stadtviertel, wie die selbst ernannte Republik Užupis, zu erkunden. Zu Vilnius ist ebenfalls noch ein separater Blogbeitrag geplant. Unsere Top Tipps gibt’s aber natürlich auch für die litauische Hauptstadt vorab.
Das sollte man in Vilnius nicht verpassen: Den 360° Blick über die Altstadt vom Glockenturm der St. Johanniskirche (Šv. Jonų bažnyčios varpinė)
Hier gibt’s in Vilnius guten Kaffee: Bester cold brew auf dem Weg zur Sehenswürdigkeit Lukiškės-Gefängnis 2.0: Kavos Reikalai
Unser Vilnius top Tipp für Foodies: Bei den litauischen Fine Dining Pionieren im Restaurant Džiaugsmas einen Tisch reservieren (Degustationsmenü für unter 100 CHF)
Hier haben wir in Vilnius geschlafen: Im schicken Hotel Pacai (Partnerlink) (Didžioji g. 7) – ein Mitglied der Design Hotels
Ich habe mir nach dem Aufenthalt in den drei baltischen Hauptstädten selbst die Frage gestellt, welche der drei mir nun am besten gefällt. Die Antwort darauf ist schwerer ist als gedacht, da sie doch sehr unterschiedlich sind. Ich bin nach wie vor ein grosser Fan von Riga! Vilnius hat aber auch viele spannende Ecken. Interessant sind hier auch die augenfälligen Kontraste zwischen modernen und historischen Stadtquartieren. Mit ein, zwei Tage mehr Zeit könnte man hier auch noch den einen oder anderen Ausflug in die Aussenbezirke unternehmen. Tallinn ist im Quervergleich sicher diejenige Stadt, in der am meisten Tagestouristen anzutreffen sind.
Etappe 7: Von Vilnius mit dem Zug nach Warschau
Die Weiterreise von Vilnius nach Warschau startete mit einer Fahrt mit denselben Zugunternehmen, mit dem wir von Riga nach Vilnius gereist sind. Einmal täglich bietet LTG Link eine mit dem polnischen Zugverkehrsunternehmen PKP Intercity abgestimmte Verbindung auf der Strecke Vilnius – Warschau – Krakau an. Die Tickets für die gesamte Strecke können sowohl bei LTG Link oder PKP Intercity gekauft werden. Zu beachten ist, dass am litauischen Grenzbahnhof Mockava vom litauischen LTG Link auf den polnischen Intercity umgestiegen werden muss. Das funktionierte aber bei uns problemlos. Wir fuhren wiederum auf die Minute pünktlich in Vilnius ab und als wir Mockava erreichten, stand der polnische Anschlusszug schon bereit.
Fahrzeit: 8 h 51 min (mit Umsteigen in Mockava); Auf dieser Verbindung gibt es eine Zeitverschiebung
Was haben wir bezahlt? 25 CHF (2. Klasse); es gibt keine 1. Klasse und auf unserem Ticket wurde nur für die polnische Strecke eine Sitzplatzreservation erstellt.
Auch für diese Strecke kann das Ticket online frühestens 30 Tage vor der geplanten Fahrt erworben werden.
Warschau Tipps
Wir hatten für Warschau ebenfalls zwei Nächte eingeplant. Dadurch, dass der Zug Warschau erst nach 20:00 erreicht, verbleibt am Ankunftstag nicht viel Zeit für Sightseeing. Wir stellten dann auch rasch fest, dass ein voller Tag nicht ausreichen wird, um alle spannenden Ecken Warschaus zu entdecken, sondern wir einen Fokus setzen müssen. Wir entschieden uns für einen Rundgang durch die historische Altstadt. Diese wurde nach einer fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg Anfang der 1950er-Jahren weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut, was von der UNESCO im Jahr 1980 mit der Aufnahme in der Liste der UNESCO Welterbestätten honoriert wurde. Einen schönen Blick über den wuseligen Platz vor dem Zamoyski-Palast bietet die Aussichtsplattform der danebenliegenden St.-Annen-Kirche. Von dort aus sind wir durch die Altstadt zum Museum der Geschichte der polnischen Juden spaziert. Durch die spannend konzipierte Audioguide Tour (im Museumseintritt inklusive) dauert die Besichtigung gut zwei Stunden – was sich aber meiner Meinung nach absolut lohnt!
Das sollte man in Warschau nicht verpassen: Eine Audioguide-Tour durchs Museum der Geschichte der polnischen Jugend
Hier gibt’s in Warschau guten Kaffee: Eine beliebte Wahl in der Innenstadt; Na Bank Speciality Coffee | plac Bankowy 4
Unser Warschau top Tipp für Foodies: Raffinierte polnische Küche im Bez Gwiazdek (auch hier: Degustationsmenü für unter 100 CHF)
Hier haben wir in Warschau geschlafen: Hotel Warszawa (Partnerlink) im ikonischen Prudential-Hochhaus | plac Powstańców Warszawy 9
Bei mir hat dieser Kurzaufenthalt in der polnischen Hauptstadt auf jeden Fall die Lust geweckt, einmal mit etwas mehr Zeit zurückzukehren!
Etappe 8: Von Warschau mit dem Zug via Berlin retour nach Zürich
Die letzten beiden Zugreiseetappen unserer Reise rund um die Ostsee führten uns von Warschau via Berlin retour nach Zürich. Dabei legten wir in Berlin einen in erster Linie kulinarisch motivierten Zwischenstopp von zwei weiteren Nächten ein. Dafür quartierten wir uns im Motel One Berlin Mitte (Partnerlink) ein. Übrigens mein erster Motel One Aufenthalt – und vermutlich nicht mein letzter, am Preis-Leistungs-Verhältnis gibt’s hier meiner Meinung nach definitiv nichts auszusetzen.
Mit den Zugverbindungen von Berlin nach Polen und retour haben wir uns schon vor zwei Jahren bei unserer Reise nach Danzig vertraut gemacht. Auch diesmal verlief auf der Fahrt von Warschau nach Berlin alles plangemäss. Die Strecke wird vom polnischen Intercity bedient und es gibt in der Regel fünf direkte Verbindungen täglich (Abfahrtszeiten ca. im Zweistundentakt).
Wir hatten 1. Klasse Tickets gebucht bei denen nebst der Sitzplatzreservation auch ein Wasser, ein Heissgetränk (Kaffee oder Tee) und ein süsser Snack inklusive war. Positiv in Erinnerung bleiben wird uns hier der freundlichste «Mini-Bar» Service ever!
Fahrzeit: 5 h 35 min (direkt)
Was haben wir bezahlt? 40 CHF (1. Klasse)
Doch was wäre eine Zugreise ohne eine einzige Störung? Dann gäbe es ja gar nichts Aufregendes zu erzählen. Das dachte sich auch die Deutsche Bahn und legte kurzerhand die Abfahrtszeit unseres gebuchten Zugs für die Rückreise von Berlin nach Zürich um eine Stunde vor. Baustellenbedingt – selbstverständlich. Zum Glück kontrollierte ich die Abfahrtszeiten am Vorabend, so dass wir auch diese Hürde meisterten und ansonsten eine sehr entspannte Rückfahrt nach Zürich genossen.
Fahrzeit: 9 h 21 min (mit Umsteigen in Basel); baubedingt! Ohne Baustellen dauert die Reisezeit 8 h 33 min
Was haben wir bezahlt? 112 CHF (1. Klasse)
Praktische Tipps und Links für deine Zugreise rund um die Ostsee
- Beachtet, dass uns Helsinki, Tallinn, Riga und Vilnius eine Stunde voraus sind. Bei der Fährenüberfahrt von Stockholm nach Helsinki sind also die Uhren eine Stunde vorzustellen und bei der Fahrt von Vilnius nach Warschau eine Stunde zurück – dies wird bei den Fahrplänen aber automatisch berücksichtigt.
- Nachfolgend die Links zu den nationalen Eisenbahnunternehmen:
Strecke Hamburg – Stockholm: sj.se (unsere Wahl) oder snalltaget.se
Strecke Tallinn – Riga: Elron (Strecke Tallinn – Valga) und Pasažieru vilciens (Strecke Valga – Riga) oder Alternativ: Luxexpress (Bus)
Strecke Riga – Vilnius: LTG Link
Strecke Vilnius – Warschau: LTG Link und Intercity PL (wir haben bei LTG gebucht)
Strecke Warschau – Berlin: Intercity PL oder Deutsche Bahn (wir haben das Ticket bei der deutschen Bahn gekauft) - Um Fährverbindungen zu vergleichen, ist die Website ferryscanner hilfreich. Die Tickets würde ich aber nicht bei ferryscanner buchen, sondern direkt beim ausgewählten Fährenbetreiber (in unserem Fall: Tallink Silja)
- Es empfiehlt sich, die Abfahrtszeiten der jeweiligen Verbindungen einen Tag vor dem Reiseantritt nochmals zu kontrollieren. Die Zeiten können sich verändern, wie das Beispiel unserer Rückfahrt von Berlin nach Zürich zeigt.
- Eine Übersicht der baubedingten Fahrplanänderungen bei der Deutschen Bahn findest du hier: Bauinfos Fernverkehr
- Wir mussten nirgends ein «physisches» (ausgedrucktes) Papierticket vorweisen. Auf allen Verbindungen waren die QR Codes auf den digitalen Tickets ausreichend.
- Wir haben für die Zug- und Bustickets total 640 CHF pro Person bezahlt und alle Tickets einzeln gekauft. Der Preisvergleich mit dem Interrail Global Pass ergab, dass je nach Szenario der Global Pass plus die nötigen Zusatzreservationen etwas mehr gekostet hätte. Bei einer spezifisch auf den Global Pass ausgerichteten Reiseplanung hätten ggf. aber auch ein paar Franken eingespart werden können. Gemäss anderen Berichten ist vor allem unklar, ob mit dem Global Pass bei SJ eine Schlafwagenreservation getätigt werden kann. Für die Fährverbindungen von Stockholm nach Helsinki und weiter nach Tallinn kann es mit dem Global Pass Ermässigungen geben – die Preiseinsparungen sind aber auch hier eher gering bzw. hängt es von den verfügbaren Kontingenten ab. Ich bevorzuge daher die Variante der Buchung von Einzeltickets.
Liebe Anita,
herzlichen Dank für diesen informativen Artikel mit den vielen guten Tipps über eure Reise um die Ostsee. Dein Bericht inspiriert mich, diese Reise eines Tages ebenfalls zu machen, wenn auch mit längeren Aufenthalten in den einzelnen Städten, da ich die wenigsten kenne.
Herzliche Grüsse,
Manuela
Liebe Manuela vielen Dank für dein positives Feedback. Freut mich sehr, wenn der Beitrag inspiriert. Und ja klar: wenn man zum ersten Mal in den Städten ist, lohnt sich natürlich auch ein längerer Aufenthalt sehr :)
Hallo Anita,
wieder ein schöner und anregender Bericht mit sehr guten Fotos. Ich mag die nordischen Länder und das Baltikum. Bis Stockholm habe ich es mit der Bahn auch schon geschafft, ebenso diverse Fährreisen von dort. Die Weiterreise durch das Baltikum mit Bus + Bahn ist allerdings eine tolle Idee.
Viele Grüsse aus Lübeck
Marco
Lieber Marco vielen Dank für dein positives Feedback – das freut mich.
Im Baltikum kommt man mit Bussen sehr viel einfacher herum (Lux, Ecolines, Ollex und einige andere) als mit der Bahn. Anreise – wenn man nicht um die ganze Ostsee oder durch Polen will :) – geht auch mit der Fähre von Kiel nach Klaipeda (DFDS Seaways).
Ich habe mir mehr Zeit genommen auch für Orte außerhalb der Hauptstädte, deshalb bekommen Polen und Dänemark/Schweden ihre eigenen Touren. Zudem war ich dort auch schon. Nach Finnland bin ich dieses Jahr allerdings von Tallinn aus gefahren.
Mein persönliches Rating: Tallinn, Vilnius, Riga.
Liebe Gabriele vielen Dank für das Teilen deiner ergänzenden Tipps :)