Gerade mal etwas mehr als eine Stunde dauert die Zugfahrt von Basel nach Strassburg. Grund genug, der im Elsass gelegenen europäischen Hauptstadt einen Besuch abzustatten. Sei dies während des Marché de Noël de Strasbourg in der Vorweihnachtszeit oder alternativ – mit etwas weniger Trubel verbunden – davor oder danach. Mit ihrem reichen kulturellen Erbe und einer dynamischen Gastro-Szene lohnt es sich bei Strassburg auch zum «Wiederholungstäter» zu werden. Das hat sich bei unserem diesjährigen Abstecher in die malerischen Gassen der «Grande-Île» einmal mehr bestätigt.
Und da seit dem Verfassen meiner letzten Strassburg-Blogbeiträge gut zehn Jahre vergangen sind (hier, hier und hier nachzulesen), folgt hiermit ein frischer Strassburg «gluschtig-Macher»
Die Sehenswürdigkeiten von Strassburg im Überblick
Mit rund 290’000 Einwohnerinnen und Einwohner schafft es Strassburg zwar auf die Liste der zehn grössten Städte Frankreichs. Dennoch ist die Innenstadt kompakt und überschaubar. Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich in fussläufiger Distanz zum Bahnhof auf der sogenannten «Grande-Île». Die auf einer Insel gelegenen historischen Altstadt ist seit dem Jahr 1988 auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe eingetragen. Zu den Hauptattraktionen zählt hier das Strassburger Münster, das bis Mitte des 19. Jahrhunderts mit seinem 142 m hohen Nordturm als höchstes Bauwerk der Menschheit galt. Zur «Grande-Île» gehört auch das einstige Gerberviertel «La Petite France». Mit seinen verwinkelten, kopfsteingepflasterten Gassen, bunten Fachwerkhäusern und urigen Weinstuben zählt es zu den beliebtesten Fotospots von Strassburg.
Seit dem Jahr 2017 ist auch die nordöstlich an die «Grande-Île» angrenzende Neustadt als UNESCO Welterbe klassiert. Das zentrale städtebauliche Element ist hier die monumentale Achse zwischen dem Place de la République mit dem Palais du Rhin und dem Place de l’Université. Ein Grossteil der Neustadt wurde von deutschen Architekten im Stile des Wilhelminismus entworfen. Beim Spaziergang durch die rasterförmig angelegte Neustadt finden sich aber auch schöne Beispiele des Jugendstils oder der Neugotik und der Neorenaissance.
Der dritte sehenswerte «Hotspot» von Strassburg liegt zwischen Neustadt und dem Ufer der Ill – das Europaviertel. Dessen bauliche Entwicklung startete nach dem zweiten Weltkrieg. Heute befinden sich hier das Europäische Parlament (in einem eindrucksvollen Neubau aus Glas und Metall), der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, der deutsch-französische Kultursender ARTE sowie weitere europäische Institutionen.
In den nachfolgenden Zeilen erwarten euch Tipps zu den besonderen sehenswerten Orten im Stadtzentrum von Strassburg. Und selbstverständlich haben wir auch erprobte kulinarische Empfehlungen auf Lager.
1. Vom Strassburger Münster die Europäische Hauptstadt überblicken
Wir starten unsere Sightseeing-Tour durch Strassburg auf dem Place de la Cathédrale. Bevor wir uns dem eindrucksvollen Liebfrauenmünster zuwenden, lassen wir den Blick über den wuseligen Platz schweifen. Sehenswert ist hier u.a. das Haus Kammerzell. Es gilt als eines der prächtigsten Fachwerkgebäude der deutschen Spätgotik. Danach richten wir unsere volle Aufmerksamkeit auf das Strassburger Münster – ein Meisterwerk gotischer Baukunst. Das Innere des Müsters kann kostenlos besichtigt werden. Kostenpflichtig sind hingegen die Besichtigung der Astronomischen Uhr (jeweils zwischen 11:35 Uhr und 12:00 Uhr am Südportal beim Place du Château) sowie der Aufstieg zur 66 m hohen Münsterplattform. Zweiteres schnellt uns zwar kurz den Puls in die Höhe (330 Stufen wollen überwunden werden, es gibt keinen Lift!), belohnt uns dafür aber mit einem fantastischen Panoramablick über die Innenstadt von Strassburg.
Öffnungszeiten Münsterplattform: täglich 10:00 – 13:00 Uhr und 13:30 – 18:00 Uhr von Oktober bis März / 09:30 – 13:00 Uhr und 13:30 – 20:00 Uhr von April bis September| Kosten: 8 Euro
2. Durch «Petite France» bummeln
Nachdem wir uns von der Münsterplattform aus einen Überblick über die Grande-Île verschafft haben, bummeln wir der Rue Serruiers folgend weiter ins Gerberviertel «Petite France». Hier zeigt sich Strassburg von seiner fotogensten Seite; bunte Fachwerkfassaden, kopfsteingepflasterten Gassen und die allgegenwärtige Ill, die in fünf Armen aufgefächert durch diesen Stadtteil fliesst. Die beliebtesten Fotospots befinden sich auf dem Place Benjamin Zix sowie der daran anschliessenden Rue du Bain-aux-Plantes und der Pont Faisan. Und ich kann meinen Tipp von 2012 nur wiederholen: Besucht das Gerberviertel am Vormittag (oder während der Blue Hour). Ich mag diese Ecke Strassburgs definitiv in den Morgenstunden am liebsten.
3. Aufs Dach des Vauban-Wehr steigen
Viele Touristen schauen sich in «Petite France» lediglich obengenannte Fotospots an und vollziehen danach den Bogenschlag via Fasanenbrücke und Rue des Moulins retour in die Altstadt. Damit verpasst man meiner Meinung nach einer der schönsten Blickwinkel auf Strassburg; und zwar derjenige von der Aussichtsterrasse des Vauban-Wehrs.
Das Schleusenbauwerk befindet sich gegenüber der sogenannten Ponts Couverts in der Verlängerung von «Petite France». Man sollte sich nicht von der Bezeichnung in die Irre leiten lassen. Die «gedeckten Brücken» haben ihre Bedachung nämlich schon im 18. Jahrhundert verloren und sind mit den massiven Wachtürmen Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Das Vauban-Wehr wirkt zwar wie eine «Pont Couvert», ist aber eine unter Ludwig XIV. errichtete Verteidigungsanlage, die gleichzeitig einen gedeckten Übergang über die Ill bietet. Das Beste: Im Innern des Wehrs führt eine Treppe aufs kostenlos zugängliche «Dach». Von hier aus entstehen die Postkartenmotive mit den Ponts Couverts im Vorder- und dem Liebfrauenmünster im Hintergrund.
4. Das Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst besichtigen
Die Aussichtsterrasse des Vauban-Wehrs bietet uns aber auch einen schönen Blick auf das 1998 eröffnete Strassburger Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (MAMCS). Wenn man es schon bis hierhin geschafft hat, lohnt es sich meiner Meinung nach einen Abstecher ins Museum ins Sightseeing-Programm einzubauen (und das nicht nur bei Regenwetter). Die Sammlung umfasst spannende Werke aus der Zeit von 1870 bis heute. Zudem gibt es auch immer wieder interessant kuratierte Sonderausstellungen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00 – 13:00 Uhr und 14:00 – 18:00 Uhr | Kosten: 7.50 Euro (Erwachsene) | Weiterführend Infos: Musées Strasbourg
5. Der Ill entlang spazieren
Eine besonders entspannte Art, Strassburg zu entdecken, bietet sich bei einem Spaziergang entlang dem Ill-Ufer. Der schmale Spazierweg, der fast durchgehend der Ill rund um die Altstadt folgt, wird gerne übersehen – ist aber meiner Meinung nach insbesondere bei sonnigem Wetter definitiv einen Abstecher wert. Bei fast jeder Brücke führen Treppen zum Uferweg hinunter. Wir sind zum Beispiel beim Rückweg vom MAMCS in die Innenstadt von der Pont Saint-Thomas bis zum Palais Rohan dem Uferweg entlang flaniert und haben dabei die eindrucksvollen Fassaden der Neustadt-Bauten bestaunt.
6. Im Palais Rohan alte Gemälde bewundern
Wir haben uns aus der Strassburger Museums-Vielfalt nebst dem MAMCS ein weiteres empfehlenswertes Museum herausgepickt: das Museum für Beaux-Arts Palais Rohan. Hier erwartet kunstinteressierte Personen eine umfangreiche Sammlung, die von der Zeitachse her auf das MAMCS abgestimmt ist und Werke verschiedener künstlerischer Schulen und Stilrichtungen vor 1870 zeigt. Es lohnt sich, einen der kostenlos zur Verfügung gestellten Audio-Guides mit auf den Rundgang zu nehmen und sich die eine oder andere Hintergrundinformationen zu den ausgestellten Gemälden anzuhören.
Falls ihr mit Barock- und Renaissance-Malerei nicht so viel anfangen könnt, dann sei euch an dieser Stelle lediglich der Tipp mit auf den Weg gegeben, zumindest einen kurzen Blick in den kostenlos zugänglichen Innenhof des Palais Rohan zu werfen. Der nach dem Vorbild von grossen Pariser Stadthäusern entworfene Bischofspalais gilt mit seiner edlen klassischen Fassade als herausragender Zeitzeuge des 18. Jahrhunderts.
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch sowie Freitag bis Sonntag 10:00 – 13:00 Uhr und 14:00 – 18:00 Uhr | Kosten: 7.50 Euro (Erwachsene) | Hinweis: falls du an einem Tag mehr als zwei städtische Museen von Strassburg besichtigen möchtest, lohnt sich der Kauf eines Tagespasses für 16 Euro
7. Ein Mittagessen in den historischen Stuben des Sternerestaurants 1741 geniessen
Direkt gegenüber des Palais Rohan erstreckt sich das Restaurant 1741 über vier Stockwerke eines schmalen, leicht schiefen Fachwerkgebäudes am Quai des Bateliers. Am Samstagmittag stehen hier drei Menüs mit 5-, 7- oder 9-Gängen (Preisbandbreite 112 bis 155 Euro ohne Getränke) zur Auswahl. Unter der Woche (Mittwoch bis Freitag) gibt’s zudem ein 3-Gänge-Menü für 52 Euro. Die urigen, kleinen Stuben mit je rund drei Tischen sind gemütlich und die klassisch gehaltenen, aufgetischten Gänge waren allesamt fein. Gefehlt hat uns etwas der «Pfiff» bzw. fehlten die Wow-Momente. In Bezug auf Preis-Leistung als auch der Lage aber definitiv einen Zwischenstopp wert. Direkt neben dem Restaurant befindet sich übrigens die hübsche Rue Sainte-Madeleine – eine der besonderes pittoresken Gassen Strassburgs.
ps. bin gespannt, was ihr von der Fliessen-Wahl in der Toilette des Restaurants 1741 haltet ;)
8. Auf einer Batorama-Tour mehr über die «Grande-Île» und «La Neustadt» erfahren
Nach einem solch opulenten Mittagsmahl ist der ideale Zeitpunkt, um sich mit einem Boot gemütlich durch die Stadt schippern lassen. Wir lassen uns auch diesmal den Strassburg-Sightseeing-Klassiker schlechthin nicht entgehen: die 70-minütige Batorama-Tour; eine Stadtrundfahrt auf der Ill.
Wir haben die Tickets für das gewünschte Zeitfenster sehr kurzfristig während des Mittagessens online gekauft. Praktisch und unkompliziert. Die Schiffsanlegestelle befindet sich zwischen Palais Rohan und dem Museum zur Stadtgeschichte neben der Pont du Corbeau. Von dort führt die Batorama-Tour via «Petite France», gedeckte Brücken und Vauban-Wehr inklusive Abstecher ins «Europa-Viertel» einmal rund um die Grande-Île. Über einen Kopfhörer kann man sich die Hintergrundinformationen zu den Sehenswürdigkeiten individuell in 12 Sprachen anhören.
Und: Dank Glasdach lassen sich die Touren wetterunabhängig durchführen und lassen einem bei Regenwetter die Sehenswürdigkeiten Strassburgs «trockenen Fusses» entdecken.
Für meinen Geschmack könnten die Erläuterungen etwas ausführlicher sein und mit dem einen oder anderen Spannungsbogen versetzt werden – für alle, die Strassburg zum ersten Mal besuchen, bietet die Batorama-Tour aber definitiv einen guten Überblick über die verschiedenen Stadtteile inklusive historischer Einordnung.
Kosten: 14:50 (Erwachsene)| Weiterführende Infos und online Tickets kaufen: batorama.com
9. Den Tag in einer Weinbar gemütlich ausklingen lassen
Die traditionellen «Weinstuben» zählen zu den kulinarischen Institutionen Strassburgs. Rot-weiss karierte Tischdenken, dunkle Holzvertäfelungen und deftige Elsässer Spezialitäten – so präsentiert sich die klassische Weinstube. Es gibt aber auch moderne Interpretationen davon. So etwa im bahnhofsnah gelegenen «marcus». Die Karte umfasst nicht nur eine breite Auswahl an lokalen Weinen (und Bieren), sondern auch leckere Gerichte zum Teilen. Perfekt für alle, die einen prall gefühlten Sightseeing-Tag in einer lockeren Atmosphäre gemütlich ausklingen lassen möchten.
Weitere Inspiration für deinen Kurztrip nach Strassburg
Nachfolgend gibt’s in kompakter Form noch eine Handvoll weiterer Tipps für die Besichtigung von Strassburg:
- Wir haben diesmal im Ende 2021 neu eröffneten Hotel Léonor (Partnerlink) übernachtet. Dieses liegt in fussläufiger Distanz zu den hier im Beitrag erwähnten Sehenswürdigkeiten im nördlichen Teil der Altstadt. Das Hotel wurde in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert realisiert und punktet mit funktionalen Zimmern und einer lässigen Bar/Restaurant im grosszügig gehaltenen Erdgeschoss mit Innenhof. Zimmerpreise ab
- Im in der Neustadt gelegenen Restaurant dé:ja serviert ein junges, motiviertes Team nordisch inspirierte «Menu gastronomique» in der Preisspanne zwischen 38 bis 98 Euro. Einzelne Gänge haben uns geschmacklich zu 100% überzeugt, bei anderen besteht wiederum deutlich Luft nach oben.
- Im Stadtteil «Petite France» besteht die Gefahr, in der einen oder anderen kulinarischen «Touristenfalle» zu landen. Das Café Bretelles schien uns aber ganz ordentlich und können wir für einen kurzen Kaffee-Stopp durchaus weiterempfehlen.
- Sehenswert ist unter anderem auch die Rue des Frères mit ihren inhabergeführten Boutiquen und Spezialitätenläden und der lauschige Marché Gayout.
- Unweit des Bahnhofs hat diesen Herbst die Markthalle «Halle du Marché Gare» eröffnet. Eigentlich ein lässiges Konzept und der perfekte Ort, um sich mit lokalen Spezialitäten einzudecken nur leider für den Fuss- und Veloverkehr absolut unattraktiv erschlossen. Wir sind von der Bushaltestelle Sainte Hélène hingelaufen und haben uns ab der quasi inexistenten Fussgängerführung gewundert.
Auf nachfolgender Karte findest du die in diesem Beitrag erwähnten Sehenswürdigkeiten, Restaurants und unseren Hotel-Tipp für Strassburg verortet.
Hinweis zum Weihnachtsmarkt in Strassburg
Der Weihnachtsmarkt von Strassburg gilt als einer der traditionsreichsten und schönsten Weihnachtsmärkte Frankreichs. Jeweils von Ende November (in der Regel ab dem letzten November-Wochenende) bis an Heiligabend sind in der Altstadt verteilt über 300 schön geschmückte Stände mit allerlei regionaler Köstlichkeiten und handwerklich hergestellten Geschenkeartikel zu finden. Weiterführende Infos als auch einen Link zu einer interaktiven Karte mit einer Übersicht über die Standorte des Strassburger Weihnachtsmarkt findest du in diesem FAQ vom Office du Tourisme de Strasbourg.
Die wichtigsten Fragen zu einer Städtereise nach Strassburg
Von Basel aus verkehren stündlich direkte TER-Verbindungen (Train Express Regional) nach Strassburg. Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde.
Wir waren anfangs November in Strassburg und genossen noch herrliches Herbstwetter. Der Vorteil einer Strassburg-Städtereise in der ersten Novemberhälfte: Es hat nicht so viele Touristen wie während des Weihnachtsmarkts. Ansonsten kann Strassburg natürlich problemlos ganzjährig besucht werden. Beliebte Reisemonate sind Mai, Juni und September, Oktober.
Das Strassburger Münster mit seinem 142 m hohen Turm, das Gerberviertel La Petite France und das Europaviertel.
Ich finde beide Städte absolut sehenswert. Colmar ist deutlich kleiner und die Highlights lassen sich problemlos auch an einem Tag besichtigen. Für Strassburg lohnt es sich, zwei bis drei Tage einzuplanen. Vor allem dann, wenn man sich auch für die Neustadt und das Europaviertel interessiert und das eine oder andere Kunstmuseum besuchen möchte.
Hoi over there
As ‘heimwehschwiizer’ I certainly enjoy your articles re F, I or CH.
Keep up your good work👍
I will follow your footsteps when I will be back in June /July next year.
Vinz in MEL
27C – 8.20pm😳
Lieber Vinzenz vielen Dank für deinen Kommentar – das freut mich sehr! und beste Grösse ins entfernte Australien :)