Wer mir auf Instagram folgt, weiss, dass ich nicht nur gerne wandere, sondern auch ein Faible für kulinarische Entdeckungen habe. So halte ich stets auch Ausschau nach Hotels mit spannenden Restauranteröffnungen und vielversprechenden Lokalen. Nachdem mich dieses Interesse für die Spitzengastronomie in diesem Jahr zu drei Kurztrips ins Engadin, den Kanton Aargau und den Kanton Thurgau inspiriert hat, ist es an der Zeit, dem auch hier auf dem Blog ein paar Zeilen zu widmen. Man munkelt, unter euch lieben Leserinnen und Leser gebe es nämlich auch den einen oder anderen Foodie.
Nachfolgend gibt’s unsere diesjährigen Neuentdeckungen im Überblick. Die Reihenfolge ist dabei nicht als Ranking zu verstehen.
Die Allrounderin: Die Krone in La Punt-Chamues-ch
Die Krone in La Punt-Chamues-ch stand schon länger auf meiner Bucket List. Das markante Gebäude, das am Fusse der Albulapassstrasse direkt an einer Brücke über den Inn steht, hat eine lange Tradition als Gasthaus und auch einen hervorragenden Ruf, was die Kulinarik anbelangt. Nachdem hier 20 Jahre lang das Wirtepaar Sonja und Andreas Martin gewirkt hatte, fand auf anfangs der diesjährigen Sommersaison ein Stabswechsel statt, der meine Aufmerksamkeit weckte. James und Natacha Baron wurden als neue Gastgeber angekündigt. Den Engländer James Baron entdeckte ich im Sommer 2018 bei der Suche nach einem netten Einkehrstopp am Arlberg. Er kochte damals im mit 18 GaultMillau Punkten ausgezeichneten Tannenhof, der mir genau passend für die Mittagspause schien. Das dort servierte Menü hat uns dann derart begeistert, dass wir ein halbes Jahr später unsere Reise nach Südtirol extra so planten, dass ein weiteres Mittagsessen im Tannenhof drin lag.
Nach einem zweijährigen Abstecher ins Mandarin Oriental ist James Baron nun also wieder zurück in den Alpen. Wenn das kein Grund ist, um endlich einmal in der Krone einzuchecken? Gesagt, getan. Die Lage der Krone fünf Minuten vom Bahnhof La Punt Chamues-ch entfernt ist nämlich perfekt, für ein sportliches Wander- (oder im Winter Langlauf-) Wochenende im Engadin.
Das Kulinarik-Konzept der Krone ist zweigeteilt; zum einen gibt es das «casual dining» in der Arvenstube. Das à la Carte Menü umfasst eine schön sortierte Auswahl aus Vorspeisen, Hauptgängen und Desserts – darunter finden sich auch regionale Klassiker wie Pizokels oder Capuns. Wer keine teuren Fleischstücke bestellt, der kann hier für rund 60 bis 70 CHF ein sehr feines dreigängiges Abendessen geniessen.
Das kleine «fine dining» Lokal «La Chavallera» ist in einer separaten Stube untergebracht. Und ja: Es ist wirklich einen Abstecher wert! Dementsprechend empfiehlt es sich, frühzeitig zu reservieren. Das Menü gibt es wahlweise in 4, 6 oder 9 Gängen mit den Signature Gerichten oder in einer vegetarischen Version. Wir haben uns durch die neun Gänge des Sommermenüs durchprobiert und waren sehr angetan. James Baron mag’s geschmacklich klassisch – Rahm, Butter, Champagnersaucen – und bei neun Gängen kann’s daher in der Summe trotz aller Leichtigkeit der einzelnen Gerichte, am Ende doch auch etwas mastig werden. Ich gestehe: Die Hälfte des Desserts wanderte zum Freund rüber.
Wie viel kostet der Spass?
4 Gänge gibt’s für 110 CHF, 9 Gänge für 228 CHF
Wieso sollte ich mir das Gönnen?
Perfekte Kombi aus Wanderweekend und schön logieren
Was sollte ich nicht verpassen?
Die Apfel, Lardo und Kaviar Kombi und die Birnenravioli
Wo gibt es Optimierungspotenzial?
Bei unserem Besuch gab es noch keine Getränkebegleitung
Weitere Infos: www.krone-lapunt.ch
ps. den Veganer/-innen (und allen anderen, die sich für vegane Küche begeistern können) sei an dieser Stelle ein Abstecher ins Nachbardorf empfohlen. Dort hat der Stüva Colani Küchenchef Paolo Casanova (1 Stern, 16 GaultMillau Punkte) ein hervorragendes veganes Menü (150 CHF) im Angebot.
Der Ambitionierte: Der Mammertsberg in Freidorf
Der aktuellste Neuzugang ist der Mammertsberg im thurgauischen Freidorf. Auch hier fand ein Generationenwechsel statt. Das bisherige Relais & Châteaux Mitgliedshaus mit sechs Gästezimmern und einem Gourmetrestaurant wurde von Andreas Caminada erworben und nach einer kleinen «Auffrischungsphase» am 1. Oktober mit Silvio Germann als Küchenchef und Gastgeber wiedereröffnet. Silvio Germann hat sich in den letzten Jahren im ersten Igniv in Bad Ragaz von einer Auszeichnung zur nächsten hochgekocht. 18 GaultMillau Punkte und 2 Michelin Sterne lautete die Bilanz nach sieben Jahre. Wir waren 2016 und 2019 zweimal im Igniv Bad Ragaz und waren dementsprechend gespannt auf seine neue Wirkungsstätte.
Zumal ich auch immer mal wieder mit einem Abstecher auf den Mammertsberg geliebäugelt hatte. Das altehrwürdige Riegelgebäude wurde nämlich vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Architektin Tilla Theus renoviert und mit einem modernen Anbau erweitert. Das Resultat: eine spannende Kombi aus alt und neu an beneidenswerter Lage hoch über dem Bodensee. Von hier aus lassen sich ausgedehnte Velotouren unternehmen (Leihräder stehen zur Verfügung). Alternativ ist man auch in knapp 15 Zugminuten mitten in der sehenswerten Innenstadt von St. Gallen.
Nun aber zurück zum kulinarischen Erlebnis. Dieses startet im Mammertsberg im Salon, der über eine Wendeltreppe mit dem eigentlichen Restaurant verbunden ist. Hier werden die ersten Häppchen serviert und Guiseppe La Vasco, der den Service leitet, empfiehlt uns die dazu begleitenden Getränke. Die Wahl fällt auf den Thurgoni (die Lokal-Interpretation des Negroni) und einen Mousseux vom Schlossgut Bachtobel. Beim Menü steht eine 3-, 4- oder 5-gängigen Version mit Fleisch/Fisch oder vegetarisch zur Auswahl. Zusätzlich kann ein Suprise Gang und ein Käsegang für je 28 CHF dazu bestellt werden. Was bei allen Menüs inklusive ist, sind fünf Apérohäppchen (mehrheitlich auf der Basis saisonalem Gemüse) und vier kleinen Gerichten zur Einstimmung; darunter Highlights wie die Zwiebel-Brombeer Kombi und göttliche Kastanien-Gnocchi.
Wir haben uns für das volle Menü inklusive Suprise- und Käse-Gang entschieden. Beim Surprise-Gang handelt es sich um eine geschmacksvolle Interpretation des Traditionsgerichts Älplermagronen, dazu wird ein weiterer lokaler Tropfen – ein Pinot Noir vom Weingut Wolfer – ausgeschenkt. Sowieso: die Weinbegleitung hält ein paar Überraschungen bereit! Ebenfalls bemerkenswert: die junge, top motivierte Crew.
Wie viel kostet der Spass?
Das volle Menü (5 Gänge) gibt’s für 238 CHF
Wieso sollte ich mir das Gönnen?
Um nach einem rundum perfekten Gourmetabend, nur einen Stock höher ins Bett zu fallen
Was sollte ich nicht verpassen?
Die Getränkeempfehlungen von Giuseppe Lo Vasco
Wo gibt es Optimierungspotenzial?
Bei der Käseauswahl von Willi Schmid
Weitere Infos: www.mammertsberg.ch
Der Gemütliche: Der Ochsen im Caspar Muri
Der dritte kulinarische Abstecher führt uns über die Kantonsgrenze ins aargauische Muri. Das anfangs Jahr neueröffnete Drei-Häuser Hotel Caspar hat nicht nur aufgrund des hier amtierenden Küchenchefs Sebastian Rabe sondern auch aufgrund ortsbaulicher Aspekte meine Aufmerksamkeit geweckt. Direkt gegenüber der einstigen Benediktinerabtei – eine der wichtigsten Kulturgüter des Kantons Aargau – wurden die zwei traditionsreichen Gasthäuser Adler und Ochsen mit dem Neubau «Wolf» zu einem neuen, starken Ensemble zusammengefügt. 50 Zimmer, zwei Restaurants, Seminarräume und Eventsaal – das bringt Leben in den Dorfkern von Muri.
Für die architektonische Ausgestaltung zeichnet sich ebenfalls Tilla Theus und ihr Team verantwortlich. Die Architektin mit Bündner Wurzeln gilt als ausgewiesene Fachfrau in den Themenfelder Restaurant- und Hotelbauten sowie dem Erreichen eines austarierten Gleichgewichts zwischen historischer Bausubstanz und modernen Ergänzungsbauten.
Die Zimmer sind einfach, aber funktional gehalten. Grundsätzlich müsste man für ein Abendessen im Ochsen auch nicht unbedingt im Caspar einchecken. Aber es ist definitiv entspannter, wenn man nach einem Abendessen nicht noch die Heimfahrt nach Zürich antreten muss. Und so lässt sich der Ausflug z.B. auch mit einem Besuch des Museums Kloster Muri oder einer Wanderetappe auf dem Aargauer Weg kombinieren.
Sebastian Rabes naturnaher Kochstil hat uns bereits an seiner vorherigen Wirkungsstätte – dem Restaurant Wart in Hünenberg – gemundet. Hier im Ochsen setzt er den Fokus auf das Element Feuer und rauchige Aromen. Nebst einem Deguationsmenü umfasst die Karte des Ochsen auch eine à la Carte Gerichte.
Wie viel kostet der Spass?
4 Gänge gibt’s für 98 CHF, 5 Gänge für 138 CHF
Wieso sollte ich mir das Gönnen?
Um zum Wochenausklang einen entspannten Abend zu geniessen
Was sollte ich nicht verpassen?
Die geräuchert/gegrillte Hauptspeise
Wo gibt es Optimierungspotenzial?
Das Dessert hat nicht unbedingt meinen Geschmack getroffen
Weitere Infos: www.caspar-muri.ch