In aussichtsreichen 510 Kilometer schlängelt sich der Alpenpanoramaweg (SchweizMobil Route 3) von Rorschach am Bodensee bis in den östlichen Zipfel der Schweiz – nach Genf. Wir haben letzten Frühsommer bei unserer Napf-Umrundung eine der insgesamt 29 Etappen unter die Lupe genommen: die Etappe 14 von der Lüderenalp auf den Napf. Wieso nicht daran anknüpfen?
Gesagt, getan. Der Alpenpanoramaweg verläuft entlang der Voralpen in Höhenlagen zwischen 500 bis 1’400 Meter über Meer. Damit ist nicht nur der Panoramablick auf die Alpen, sondern auch eine richtig lange Wandersaison garantiert. Eine ideale Route also, um bereits im März die ersten Wanderwegkilometer der Saison «zu sammeln» oder bis spät in den Herbst hinein das fantastische Alpenpanorama zu geniessen.
1. Wandertag: allein auf weiter Flur
Nicht nur das herrliche Frühlingswetter, sondern auch die Aussicht auf einen köstlichen Zwischenstopp beflügelte unsere spontane Idee, in der ersten März-Hälfte eine Zweitageswanderung auf dem Alpenpanoramaweg zu absolvieren. Das Ziel: von der Lüderenalp durch die Emmentaler Hügellandschaft bis an den Fuss des Belpbergs – nach Münsingen – zu wandern. Meine Euphorie wurde beim Konsultieren des Fahrplans aber jäh gebremst. «Wieso wird mir von Langnau aus keine Busverbindung auf die Lüderenalp angezeigt?». Der Grund ist simpel: weil es sich hierbei um eine saisonale Wanderbusverbindung handelt, die lediglich in den Sommermonaten in Betrieb ist.
Tja, schade! Zum Glück besteht eine alternative Busverbindung von Langnau Richtung «Oberen Frittenbachgrabe». Das ist so abgelegen, wie es tönt. Der Bus fährt nicht oft und gäbe es in diesem Seitental keine Schule, dann würde vermutlich auch diese Busverbindung eingestellt werden. Wir waren nämlich (ausser den Schulkindern) die einzigen Fahrgäste an diesem Tag. Und so starten wir die 15. Etappe des Alpenpanoramawegs entgegen der eigentlichen Routenführung nicht direkt auf der Lüderenalp, sondern bei Aeugstmatt im Oberen Frittenbachgrabe.
Von hier geht’s zuerst über eine Teerstrasse knappe dreissig Minuten bergaufwärts, bis wir den Alpenpanoramaweg kreuzen. Bald einmal leitet uns der Wanderweg weg von der Fahrstrasse auf Kieswegen durch den «Dürsrütiwald». Dieser Wald mag sich auf den ersten Blick nicht von anderen Emmentaler Hügelwälder unterscheiden – doch hat er im vergangenen Jahrhundert ein Stück Waldgeschichte geschrieben.
Nach einer knappen Stunde Gehzeit erreichen wir das Ende des Hügelzuges und sehen unser Tagesziel – die Moosegg – vor uns. Doch dazwischen wartet ein Abstieg hinunter nach Emmenmatt, wo Ilfis und Emme zusammenfliessen, und ein erneuter Aufstieg in die Anhöhen der Hügellandschaft. Doch wir kommen flott voran und erreichen pünktlich zum «Zvieri» die Sonnenterrasse der Moosegg.
Eckdaten der Wanderung Oberfrittenbach – Moosegg (Alpenpanoramaweg, Etappe 15)
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Oberfrittenbach, Aeugstmatt (810 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 12,7 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 603 m ↘ 464 m |
Dauer | 3:30 – 4:00 h |
Zielort | Bushaltestelle Moosegg, Hotel (960 m ü. M.) |
Verpflegung | Einkehrmöglichkeiten in Emmenmatt (ansonsten Picknick) |
Köstlicher Boxenstopp auf der Moosegg
Um gemütlich draussen zu sitzen, ist es aber doch noch etwas zu frisch. Stattdessen beziehen wir unser Zimmer und kosten im Anschluss unseren vorreservierten Slot im Hotpot aus. Herrlich ich sag’s euch! Das Hotel Moosegg hat sich in den letzten Jahren insbesondere durch seine hervorragende Küche weitum einen Namen gemacht. Geschäftsführer und Küchenchef Daniel Lehmann «erkocht» 16 GaultMillau Punkte und präsidiert seit 2019 die internationale Vereinigung der Jeunes Restaurateurs. Unsere Erwartungen waren dementsprechend hoch – und wurden «Trommelwirbel» erfüllt!
Gemütliche, frisch renovierte Zimmer mit Aussicht. Ein kleiner, feiner Outdoor-Wellnessbereich mit Sauna und Hotpot (mit entsprechender Vorbuchung) als willkommener Entspannungsmoment nach der Wanderetappe auf dem Alpenpanoramweg. Und das saisonale Tasting Menü von A bis Z gelungen (inklusive durchdachter Vegi-Variante).
2. Wandertag: vom Emmental ins Aaretal
Der zweite Wandertag startet, wie der erste endete: mit einem stimmungsvollen Blick Richtung Schrattenfluh und Schibengütsch und einem köstlichen Frühstück. Der hohe kulinarische Standard der Moosegg beschränkt sich nicht «nur» aufs Gourmet Menü am Abend, sondern widerspiegelt sich auch im Frühstücksbuffet. Dieses zeichnet sich durch eine sorgfältige Auswahl regionaler Produkte und persönlichen Chef-Tipps (wie die Müesli-Kombinationen) aus.
Gestärkt und ausgeruht nehmen wir die zweite Wanderetappe in Angriff. Diese führt uns über die bewaldeten Hügelrücken der Blasenflue hinauf zum höchsten Punkt der Tour auf 1’118 Meter über Meer. Auf diesem Wegstück sind noch vereinzelte Schneeüberreste anzutreffen. Leider ist die Fernsicht an diesem Tag diesig und die schneebedeckten Alpen verstecken sich hinter einer Dunstschicht. Nichtsdestotrotz ist die Aussicht von der Blasenflue grandios! Ebenfalls herrlich ist, dass wir wie am Vortag keiner Menschenseele begegnen.
Auf den darauffolgenden Kilometern hinunter nach Grosshöchstetten öffnet sich der Blick Richtung Stockhornkette. Ein mir vertrauter Blick! Die Heimat kommt näher. Die Waldpfade sind abwechslungsreich und der Teeranteil hält sich in einem erträglichen Rahmen.
Einzig kurz nach Grosshöchstetten ist etwas Durchhaltewille gefragt. Hier führt der Wanderweg gut einen Kilometer einer unattraktiven Teerstrasse hinauf zum Hof «Zelg». Danach folgt aber zur Versöhnung nochmals ziemlich aussichtsreiche Feldwege, die hoch über Konolfingen via Tägertschi ins breite Aaretal hinab nach Münsingen führen. Jetzt müsste ich nur noch den nächsten Hügel vor mir – den Belpberg – überqueren und ich wäre «daheim». Diese Etappe des Alpenpanoramawegs sparen wir uns aber für ein andermal auf.
Eckdaten der Wanderung Moosegg – Münsingen (Alpenpanoramaweg, Etappe 16)
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Moosegg, Hotel (960 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 19,1 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 437 m ↘ 861 m |
Dauer | 4:30 – 5:00 h |
Zielort | Bahnhof Münsingen (540 m ü. M.) |
Verpflegung | Einkehrmöglichkeiten in Grosshöchstetten (ansonsten Picknick) |
Mein Fazit: Ein gelungener Einstieg in die Wandersaison 2022! Wer hätte gedacht, dass wir noch vor dem offiziellen Frühlingsbeginn eine Zweitageswanderung auf dem Alpenpanoramaweg absolvieren werden. Doch das schöne Wetter will genutzt werden! Mit dem Zwischenhalt im Hotel Moosegg bieten die Etappen 15 und 16 des Alpenpanoramawegs zudem die perfekte Kombi aus Wandern und Genuss. Die Übernachtungspreise im Hotel Moosegg starten bei rund 180 CHF pro Nacht inklusive Frühstück. Wir haben das Package «Moosegg-Gourmet Abend» für 540 CHF gebucht. Dieses beinhaltet nebst der Übernachtung mit Frühstück, ein Willkommensgetränk, eine Stunde im Hotpot oder in der Sauna, ein Apéro mit Schaumwein und Häppchen sowie das Tasting Menü (plus Käse). Meiner Ansicht nach ein Package mit einem absolut fairen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Wanderung an sich ist technisch nicht weiter schwierig und verläuft mehrheitlich über Kieswege (T1/T2). Aufgrund der Distanzen (19 Kilometer am zweiten Wandertag) ist aber eine solide Grundkondition von Vorteil. Alternativ empfehle ich den kurzen knackigen Aufstieg von Emmenmatt auf die Moosegg.
Le Noirmont❓und Münsingen❓
Wurde die Schweizerkarte umgeschrieben…
Liebe Käthy, danke für den Hinweis. Der Fehler (Vorlage wurde nicht aktualisiert) ist mir direkt nach der Publikation aufgefallen und bereits korrigiert – wenn du den Beitrag im Browser neu lädst, sollte es dir die korrekten Eckdaten der Tour angeben (und ansonsten einfach auf die Karte klicken, dort war es schon korrekt drin ;))
Danke Anita, haben heute Etappe 15 gemacht. Ins Hotel Moosegg will ich unbedingt auch mal noch hin, sah traumhaft aus.
Liebe Jrene danke für deinen Kommentar! Ja, ein Zwischenstopp im Hotel Moosegg lohnt sich auf jeden Fall :)