Verrückt, oder? Keine zwei Wochen ist es her, wo wir mit den Schneeschuhen durch das klirrend kalte Appenzellerland gestapft sind, und jetzt blühen schon die Schneeglöckchen und Krokusse um die Wette. Doch bevor wir hier die Szenerie wechseln und die ersten Frühlingswanderungen im Mittelland in Angriff nehmen, möchte ich euch zum Abschluss der diesjährigen Wintersaison noch drei ausgezeichnete Hideaways im Oberwallis zeigen. Darunter befindet sich einer unserer altbekannten Lieblingsplätze und zwei brandneue Entdeckungen. Alle drei Tipps machen sich sowohl auf einer Winter- wie Sommer-Bucket-List gut.
Chäserstatt – das Berghotel fernab vom Trubel
Den Tipp, einmal das Berghotel Chäserstatt oberhalb von Ernen im Oberwallis zu besuchen, erhielt ich letzten Frühling im Zusammenhang mit der Publikation meiner Liste mit empfehlenswerten Schweizer Hotels, Herbergen und Alphütten. Diesen Winter nutzte ich dann die Gunst eines angekündigten schönen Wochenendes für einen Abstecher in den Landschaftspark Binntal im Oberwallis und kombinierte diesen mit einer Übernachtung im Berghotel Chäserstatt und einer weiteren Nacht im zweiten Tipp dieses Beitrages – dem BerglandHof in Ernen. Die perfekte Kombination fernab von Wintersportgebieten mit Skiliften und Menschenansammlungen und gleichzeitig ideal gelegen, um die eine oder andere schöne Schneeschuhwanderung zu unternehmen.
Und so startet unser Aufenthalt im Berghotel Chäserstatt ehrlicherweise alles andere als entspannt. Von Mühlebach (Ernen) aus führt nämlich ein sportlicher Schneeschuhtrail (Chäserstatt-Trail) durch den Mühlebacher Wald gut 575 Höhenmeter bergwärts zum Berghotel, das auf einer Sonnenterrasse auf 1’777 Meter über Meer liegt. Ein zackiger Aufstieg, für den je nach Kondition (und Schneesituation) 2 bis 3 Stunden Gehzeit einzuplanen sind. Auf Anfrage (und gegen einen entsprechenden Aufpreis) holt einem das Berghotel Chäserstatt natürlich auch mit dem Schneetaxi ab. Meiner Meinung nach macht aber gerade der Aufstieg zu Fuss über den Chäserstatt-Trail den besonderen Reiz dieses Ortes aus.
Den Rest des Nachmittags lassen wir auf der Sonnenterrasse die Seele baumeln und geniessen das Panorama. Wer mag, der kann sich auch ein einstündiges Zeitfenster im kleinen Wellnessbereich reservieren. Leider ging ausgerechnet am Tag unserer Anreise der Whirlpool kaputt, die Sauna funktionierte aber tadellos.
Preis für eine Übernachtung im Doppelzimmer ab 117 CHF
Weitere Infos: chaeserstatt.ch
Schneeschuhwandern und weitere Winteraktivitäten rund um Chäserstatt
Das Berghotel Chäserstatt liegt auf halbem Weg einer beliebten Skitourenstrecke von Mühlebach Richtung Schäre/Ernergale. Gleichzeitig führen über diese Strecke auch zwei ausgeschilderte Schneeschuhtrails. Der erste davon – den Chäserstatt-Trail – haben wir bereits am Vortag absolviert. Nun nehmen wir die zweite Etappe (Erner Galen Trail) in Angriff und überwinden nochmals gut 550 Höhenmeter, bis wir bei der Schäre die weite Hochebene der «Ärnergale» erreichen. Eine Schneeschuhtour, die sich dank ihrer Höhenlage auch bei wärmeren Temperaturen und ersten Frühlingsgefühlen im Tal unten gut machen lässt.
Auf dem Retourweg machen wir nochmals einen kurzen Zwischenstopp im Chäserstatt. Das Take-away Angebot ist zu gut, um einfach daran vorbeizumarschieren. Unser Tipp: der Chäserstatt Hotdog mit Chilisauerkraut, Bratwurst und Röstzwiebeln für faire 16 CHF.
Während Übernachtungsgäste kostenlos Schneeschuhe ausleihen können, haben sowohl Tagesausflügler als auch Gäste zudem die Möglichkeit, Schlitten (für 10 CHF) auszuleihen. Mit diesen geht’s im Anschluss über den Winterwanderweg rasant zurück ins Tal.
BerglandHof: Ein Hotel in Ernen als Ruheoase im Binntal
Da wir mehr als genug Zeit haben, verzichten wir auf die Rodel und marschieren auf dem Winterwanderweg talwärts. Dieser folgt dem Verlauf der Strasse, die sich in knapp sieben Kilometer hinunter nach Mühlebach windet (entgegen der 2 Kilometer langen Direttissima des Chäserstatt-Trail). Unten in Mühlebach folgen wir dem Winterwanderweg durch den schmucken Dorfkern (der älteste der Schweiz in Holzbauweise) und erreichen nach einem gut 2.5-stündigen Fussmarsch Ernen.
Keine 5 Minuten vom Dorfplatz entfernt befindet sich der BerglandHof. Das Generationenhaus ist Hotel, Wohnhaus und Teil eines biologisch-dynamischen Bauernbetriebs zugleich. Ein spannendes Projekt, sowohl was das Konzept als auch was die Architektur betrifft. Uns begeistert hier auf Anhieb der tolle Südbalkon unseres Doppelzimmers. Der perfekte Ort, um diesen herrlichen Tag ausklingen zu lassen.
Zum Betrieb gehört auch das Restaurant Ernergarten, wo Spitzenkoch Klaus Leuenberger den Aufbau mitpräge und fürs Lokal 16 GaultMillau Punkte erkochte. Ende 2020 zog sich Klaus Leuenberg zurück und widmet sich nun wieder seinen Projekten in der Erner «Dorfbeiz» St. Georg. Die 16 Punkte, die der Ernergarten aktuell noch hat, sind somit etwas irreführend. Das Küchenkonzept wurde mit dem Rückzug von Klaus Leuenberger leicht angepasst und präsentiert sich weniger extravagant, aber nicht minder fein. Zur Auswahl steht jeden Abend ein 5-gängiges Menü (vegetarisch und mit Fleisch), woraus man 3-, 4- oder 5-Gänge auswählen kann (Kosten für 5 Gänge: 65 CHF). Alles ist frisch zubereitet und wird in üppigen Portionen (etwas zu üppig für uns, aber dieses Feedback haben wir auch schon direkt vor Ort platziert) auf Sharing Plates serviert.
Preis für eine Übernachtung im Doppelzimmer ab 190 CHF
Weitere Infos: berglandhof.ch
Winteraktivitäten rund um Ernen
Bevor wir uns den Winteraktivitäten rund um Ernen widmen, probieren wir uns zuerst durch das reichhaltige Frühstücksbuffet im Ernergarten. Dieses punktet bei uns mit den vielen regionalen Produkten und der guten Kaffee-Qualität. Die perfekte Stärkung für die anschliessende Winterwanderung entlang dem Trusera-Trail von Ausserbinn via Binnegga retour nach Ernen. Diese Tour ist eine von vielen Möglichkeiten, die einem in Ernen offensteht.
Eine schöne Übersicht der Winteraktivitäten bietet die Winterpanoramakarte des Landschaftsparks BInntal, die sowohl im Berghotel Chäserstatt, im BerglandHof als auch auf dem Dorfplatz von Ernen aufliegt. Darauf seht ihr auf einen Blick die verschiedenen Winterwanderwege, Langlaufloipen (sowohl in Ernen als auch Richtung Goms) Schneeschuhtrails und Schlittelpisten.
Es lohnt sich zudem, sich die Zeit für einen Spaziergang durch Ernen zu nehmen und die verschiedenen historischen Häuser rund um den Dorfplatz zu bestaunen. Hier befindet sich auch das St. Georg, wo Klaus Leuenberger höchstpersönlich von Mittwoch bis Sonntag täglich frische take-away Gerichte zubereitet. Und direkt hinter dem Restaurant am Dorfplatz befindet sich BnB Chez Pia mit dem BerglandHof-Shop im Erdgeschoss. Hier könnt ihr die regionalen Produkte, die im Ernergarten aufgetischt werden, als Mitbringsel für zu Hause kaufen.
Nest- & Bietschorn: das Genusshotel im Lötschental
Für diesen letzten Tipp wechseln wir vom Landschaftspark Binntal ins nicht minder umtriebige Lötschental. Beide Täler liegen abseits der Hauptverkehrsachsen und setzen schon länger auf einen sanften, nachhaltigen Tourismus. Bereits im Sommer 2015 haben wir über das Genusshotel Nest- & Bietschhorn berichtet. Doch seither ist nicht nur bei uns so einiges passiert, sondern auch im Hotel Nest- & Bietschorn. Die damals rustikal eingerichteten Hotelzimmer haben ein «Makeover» erhalten, das sich sehen lässt. Und die von uns schon damals gelobte kreative Küche von Laurent Huber hat zwischenzeitlich zwei weitere Punkte eingeheimst. Auch mit nun 15 GaultMillau Punkten und aufgefrischtem Zimmer-Look ist die Seele des Hotel Nest- & Bietschhorns aber dieselbe geblieben. Bodenständig, charmant und auf Qualität bedacht – genauso, wie wir es mögen.
Preis für eine Übernachtung im Doppelzimmer ab 100 CHF
Weitere Infos: nest-bietschorn.ch
Winteraktivitäten im Lötschental
Während wir vor zwei Jahren an einem herrlichen Wintertag eine Winterwanderung inklusive Schlittenfahrt auf der Lauchernalp unternommen hatten, war uns das Wetter diesmal nicht so wohlgesinnt. Eigentlich hatten wir den Winterklassiker im Lötschental – die Wanderung von Blatten auf die Fafleralp ins Auge gefasst. Schlussendlich blieb es bei einer kleinen Runde von Blatten via Eiseten nach Weissenried und retour. Das Binntal und das Lötschental sind sich insofern ähnlich, als dass auch im Lötschental eine breite Auswahl an Winteraktivitäten abseits der Skipisten besteht. Aufgrund der teils ausgesetzten und steilen Hanglagen ist bei einem Abstecher ins Lötschental aber stets die Lawinensituation im Auge zu behalten.
Hinweis: im neuen Zimmer im Hotel Nest- & Bietschhorn durften wir auf Einladung probeschlafen. Die anderen beiden Hotelaufenthalte haben wir selbst organisiert und auch aus dem eigenen Portemonnaie bezahlt.
Ernen und _Lötschental – das tönt absolut super! Ich glaube, wenn wir jetzt nicht für zwei Wochen ins Engadin fahren würden, würde ich dort sofort buchen!!! dieser tipp kommt zu den Favoriten!
Veronica
Liebe Veronica vielen Dank fürs Feedback – das freut mich sehr! Ich wünsche dir eine tolle Zeit im Engadin und bin gespannt, wann es dich ins Lötschental oder nach Ernen ziehen wird (alle drei Orte sind auch im Sommer eine gute Wahl :))