Schlösser, Burgen, Festungen und jede Menge Panoramablicke übers St. Galler Rheintal – der Schlossweg zwischen dem Städtli Werdenberg bei Buchs und Sargans punktet mit Abwechslung und mit einer Höhenlage, die nahezu ganzjährigen Wanderspass garantiert. Wir haben die flotte Streckenwanderung an einem herrlichen Novembertag auskundschaftet und können festhalten: Eine Route, die sich in der Nebensaison sowohl für Genusswanderer als auch für Trailrunner eignet.
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Morgenidylle in der kleinsten Stadt der Schweiz
Ausgangspunkt des gut 18 Kilometer langen Schlossweges ist Werdenberg. Das im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder aufgeführte Städtli mit historischem Stadtrecht gehört heute zur Gemeinde Grabs. Der idyllische Werdenbergsee befindet sich hingegen auf dem Gebiet der Gemeinde Buchs. Diese politische Zweiteilung des Ensembles wurde anfangs des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Gründung des Kantons St. Gallen vollzogen. Was damals vermutlich ein typisch schweizerischer Kompromiss war, scheint bis heute eine Art «Papierlösung» zu sein. An diesem frühen Herbstmorgen präsentiert sich Werdenberg mit Schloss, adretten Holzhäusern und spiegelglattem See erhaben wie eh und je.
Während sich das Schlossmuseum von Anfang November bis Ende März in der Winterpause befindet, lassen wir uns einen kurzen Bummel durch den gut erhaltenen Ortskern von Werdenberg dennoch nicht entgehen. Nicht alle der knapp 40 Häuser am Fusse des Schloss Werdenbergs dienen heute noch dem dauerhaften Wohnen. Manche werden als Ferienhäuser genutzt, andere beherbergen kleine Handwerkslädeli, Restaurationsbetriebe oder kulturelle Institutionen (u.a. das Museum Werdenberg, das sich der Lokalgeschichte widmet) und so rühmt sich Werdenberg als «kleinste Stadt der Schweiz».
Wer die Wanderung wie wir in Werdenberg startet und mit dem hübschen Städtli im Rücken den Schlossweg Richtung Sargans in Angriff nimmt, der sollte vor der Minigolfanlage am gegenüberliegenden Seeufer kurz innehalten und die «Postkartenansicht» auf Werdenberg festhalten. Zugegeben, ich könnte es mir gut vorstellen, dauerhaft in eines dieser hübschen Holzhäuser einzuziehen.
Auf dem Schlossweg durch bunte Herbstwälder
Von Werdenberg führt der gut ausgeschilderte Schlossweg hinauf in die bewaldeten Westflanken des St. Galler Rheintals. Auf den nun folgenden Kilometer bis nach Azmoos erwartet und ein abwechslungsreiches Auf und Ab. Mal werden wir auf schmalen Naturpfaden über weitläufige Weideflächen geleitet, mal folgen wir breiten Kieswegen durch leuchtend bunte Herbstwälder. Zweibeinige Weggefährten treffen wir unterwegs kaum. Dafür jede Menge Schafe, Ziegen und – zu unserer Überraschung – Rehe.
Da und dort werden wir mit schönen Blicken über St. Galler Rheintal bis hinüber nach Liechtenstein belohnt und bei Valschnärä, lässt sich der Wanderrucksack mit Alpkäse und Salsiz direkt ab Hof befüllen. Das «Hoflädeli» (das lediglich aus einem Kühlschrank besteht) bietet durstigen Wanderer auch eine gekühlte Erfrischung sowie eine Stärkung in Form von Koffein (ja, es erwartet euch dort tatsächlich eine Outdoor-Selbstbedienungs-Kaffeemaschine).
Auf den Hofladen folgt das Artilleriefort Magletsch – eine unterirdische Verteidigungsanlage, von der es vom Wanderweg aus ausser zwei unscheinbaren «Schuppen» wenig zu sehen gibt. Kurz darauf folgt die wesentlich imposantere Burgruine Wartau. Ab hier verläuft der Schlossweg nun auf den gleichen Wegen wie die erste Etappe der Via Alpina (auch wenn diese gemäss SchweizMobil noch einen komischen Schlenker macht, der vor Ort nicht so ausgeschildert ist).
…und über historische Wege nach Sargans
Nach dieser abwechslungsreichen Wegführung können wir es verkraften, dass der Wanderweg zwischen Gretschins und Azmoos mehrheitlich auf Asphaltstrassen verläuft. Dafür wird es nach Azmoos nochmals richtig spannend. Einer Informationstafel ist zu entnehmen, dass wir nun der Alten Schollbergstrasse entlang wandern. Die Schollbergstrasse wurde Ende des 15. Jahrhunderts durch einen Tiroler Baumeister im Auftrag der Eidgenossenschaft gebaut und gilt als «Vorläuferin» der ersten Kantonsstrasse, die drei Jahrhunderte später (1822) erstellt wurde.
Wir umrunden auf dem historischen Wegverlauf der einstigen Verbindungsstrasse durchs Rheintal den Schollberg. Vom Wanderweg aus erhaschen wir einen Blick auf den Klettergarten, wo sich an diesem schönen Spätherbsttag bereits einige wagemutige Kletterer der vertikalen Herausforderung stellen.
Unser Ziel kommt nun auch in greifbare Nähe. Vorbei an wunderschön herbstlich gefärbten Weinbergen folgen wir dem Pfad auf direktem Weg zum Schloss Sargans. Selbstverständlich lassen wir uns zum Abschluss der Tour den Blick ins Innere der Schlossgemäuer nicht entgehen. Während das Museum jeweils für 1.5 Stunden über den Mittag schliesst, bleibt der Innenhof mit den Aussichtsterrassen öffentlich zugänglich.
Praktische Tipps für deine Wanderung auf dem Schlossweg
Der Routenverlauf unserer Wanderung von Werdenberg dem Schlossweg entlang ins 18 Kilometer entfernte Sargans kann nachfolgender Karte entnommen werden. Der Weg ist gut ausgeschildert und verläuft durchgehend auf gelb markierten Wanderwegen (T1 – keine abschüssigen Stellen). Da doch einige Abschnitte über Naturpfade verlaufen und da und dort Treppen zu bewältigen sind, ist er nicht kinderwagentauglich. Wem die Distanz zwischen den zwei Schlössern zu weit ist, der kann die Wanderung auch in Gretschins oder Azmoos abbrechen.
Wer die Wanderung mit einer Besichtigung des Schloss Werdenbergs (von April bis Oktober) sowie Schloss Sargans (ganzjährig) kombinieren möchte, der konsultiert am besten im Vorfeld die aktuellen Öffnungszeiten auf den verlinkten Websites.
Von Sargans ist es übrigens nicht weit bis nach Bad Ragaz – was ihr dort alles erleben könnt, steht in diesem Blogbeitrag: Wellness, fein essen & draussen sein – schöne Orte rund um Bad Ragaz
Eckdaten der Tour: Schloss Werdenberg – Schloss Sargans
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Buchs SG, Werdenberg |
Länge | 18,4 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 633 m ↘ 602 m |
Dauer | 5:00 h |
Zielort | Bahnhof Sargans |