Werbung: Beitrag in Zusammenarbeit mit der BLS
Das hügelige Emmental ist ein Eldorado für einfache und gleichzeitig maximal aussichtsreiche Wanderungen. Die Patchwork-Landschaft aus Waldstücken, offenen Weidelandschaften, eingestreuten Höfen und Weiler ist mit einer Vielzahl an offiziell ausgeschilderten Wanderwegen durchzogen. Anregungen, wie sich die Wege zu spannenden Wanderungen kombinieren lassen, bietet unter anderem die Wanderbroschüre «Emmental» der BLS. Wir haben uns Ende Juni eine der insgesamt 14 darin vorgestellten Touren näher angeschaut und uns zwischen Signau und Würzbrunnen auf alte Pilgerpfade begeben.
Im Morgenlicht zur Burgruine Alt Signau
«Zuerst Sonnig, gegen den Mittag ziehen Gewitterwolken auf», diese Wetterprognosen verleiteten uns dazu, einmal mehr zeitig in den Wandertag zu starten. Ausgangspunkt unserer heutigen Tour ist Signau im Emmental, das wir mit einmal Umsteigen in Bern unkompliziert und überraschend schnell mit dem Zug erreichen. Keine Woche zuvor, sind wir hier auf dem Weg nach Burgdorf mit dem Velo durchgefahren und haben uns hinter Signau den Steilhang Richtung Blasenflue hochgekämpft. Heute halten wir am Bahnhof Signau nach den Wanderwegzeichen Ausschau. «Röthenbach 2 Stunden 40 Minuten», ist unser Tagesziel ausgeschildert. Und das zeigt exemplarisch, dass im Emmental eben viele Wege ans Ziel führen. Für uns steht diesmal nicht der schnellste, sondern der panoramareichste und geschichtsträchtigste Weg nach Röthenbach im Vordergrund.
Und so folgen wir dem Wanderweg durch den hübschen Dorfkern von Signau in westliche Richtung, überqueren den Schüpbachkanal und wandern dem Teersträsschen entlang zur Mühle Steinen. Letzte Nebelschwaden hangen in den umliegenden Hügelzügen fest, während wir beim nun folgenden Aufstieg über den einstigen Zugangsweg zur Burg zum ersten Mal ins Schwitzen kommen. Der Pfad hinauf zur Burgruine Alt Signau ist kurz, aber steil. Oben angekommen lohnt es sich, die paar wenigen zusätzlichen Treppenstufen hinauf zum einstigen Herrschersitz der Freiherren von Signau ebenfalls zu bewältigen und einen Rundgang über das Gelände mit überwachsenen Mauerresten aus dem frühen Mittelalter zu machen. Keine Burgruine im Emmental ist so gut erhalten, wie diejenige von Alt Signau.
Auf historischen Pfaden durch Mosaik-Landschaften
Für uns geht es nun bedeutend weniger steil weiter. Wir folgen dem Wanderweg durch den Hasliwald, der uns mit einem wunderbaren Lichtspiel begeistert und steigen via Schlapbach weiter Richtung Höhe auf. Während der Abschnitt zwischen Burgruine und Schlapbach auf Teerstrassen verläuft, zweigt er bei Schlapbach auf einen Wiesen-Waldweg ab, der uns querfeldein weiter in die Emmentaler Anhöhen hinauf leitet. Das tolle an diesem zusätzlichen Bogenschlag ist, dass wir in den Genuss eines schönen Panoramablicks zurück Richtung Signau kommen.
Die nun folgende Etappe gefällt mir besonders gut – schattige Waldabschnitte wechseln sich mit offenen Weidelandschaften ab. Nur das imposante Alpenpanorama versteckt sich bereits am frühen Vormittag hinter einer hartnäckigen Wolkenfront. Spannend sind aber nicht nur die Ausblicke, sondern auch die historischen Besonderheiten der einzelnen Wegabschnitte. Zwischen den Höfen Schlappbach und Lamicheli passieren wir einen auffälligen Hohlweg – ein Überbleibsel der einst wichtigsten Wegverbindung Richtung Thun und weiter in den Süden. Die heutige Hauptverkehrsführung dem Emmengrund entlang entstand erst im 19. Jahrhundert – zuvor führten die gesamten Handelsbeziehungen über diesen Höhenzug.
Aufgrund der vielen verschiedenen Wanderwege, die das Emmental durchziehen, empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit einen Blick auf die Karte zu werfen. Kurz nach dem Junkholz sind wir für einen kurzen Moment zu wenig aufmerksam und erwischen an der Weggablung fälschlicherweise den Abzweiger Richtung Chapf. Die zusätzliche Schlaufe auf den beliebten Aussichtspunkt ist aber nicht weiter tragisch und sowieso eine lohnende Ergänzung dieser Tour. Bei guter Fernsicht werden einem hier die Berner Alpen auf dem Silbertablett präsentiert.
Aufstieg zum Aussichtsturm Chuderhüsi
Langsam kommen wir dem Highlight dieser Wanderung näher. Wobei vom 42 m hohen Aussichtsturm «Chuderhüsi» ist noch weit und breit nichts zu sehen. Dieser ist so gut in die Landschaft eingebettet, dass man ihn kaum aus der Ferne erblickt. Der 1998 errichtete (und 2002 nach einem Brand wiederaufgebaute) Aussichtsturm liegt rund 10 bis 15 Minuten Gehzeit vom gleichnamigen Ausflugsrestaurant entfernt mitten im dichten Tannenwald. Bis 2010 galt er mit seinen 42 m als höchster Holzturm der Schweiz. Zwischenzeitlich übertrumpft ihn der Chutzenturm im seeländischen Frienisberg um drei Meter
Die heute bereits bewältigten Höhenmeter werden nun noch mit 195 Treppenstufen angereichert. Über diese erreiche ich die Aussichtsplattform in 37 m Höhe. Eine beeindruckende Konstruktion und ein nicht minder imposanter Rundblick über die sanften Emmentaler-Hügelzüge über die Voralpen bis hin zu den schneebedeckten Viertausendern, die sich heute jedoch galant hinter den Wolken zurückhalten. Der Aussichtsturm bietet über die Tannenspitzen hinweg ein 360° Grad Panorama, das an klaren Tagen von den Berner Alpen bis in den Schwarzwald reicht.
Das Chuderhüsi ist ein beliebtes regionales Ausflugsziel. Während wir auf den Wanderpfaden zwischen Signau und Martinsegg nur wenige Wanderer angetroffen haben, ist hier oben an diesem schönen Sonntag etwas mehr los. Das liegt auch daran, dass das Chuderhüsi gut erschlossen ist und sogar über eine Bushaltestelle verfügt, die von Mai bis Oktober jeweils samstags und sonntags, sowie an allgemeinen Feiertagen vom BLS-Wanderbus von Signau her bedient wird. Somit kann die Wanderung auch hier beendet werden (Fahrplan beachten).
Via Chilchli Würzbrunnen talwärts
Wir haben aber noch genügend Energie, um auch das letzte Wegstück dieser Pilgerstrecke von Signau bis nach Würzbrunnen mit eigener Muskelkraft zu bewältigen. Leichtfüssig geht’s nun talwärts dem Waldrand entlang nach Würzbrunnen. Die Spitze des Kirchturms vom einstigen Wallfahrtsort ist schon von Weitem zu erspähen. Der Fahrplancheck ergibt, dass uns genügend Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Busses Richtung Signau bleibt, um einen Blick ins Innere des Chilchli zu werfen. Die Geschichte der Kirche Würzbrunnen lässt sich bis ins frühe Mittelalter zurückverfolgen. Nachdem die ursprüngliche Holzkirche im 15. Jahrhundert in Flammen aufging, wurde sie kurz darauf in der heutigen Form wiederaufgebaut und im 18. Jahrhundert im – für Emmentaler Verhältnisse überraschend üppigen – barocken Stil ausgemalt.
Von Würzbrunnen bis in den Dorfkern von Röthenbach sind es zu Fuss knapp 20 Minuten – und auch dieses letzte Wegstück hält nochmals einen typischen Emmentaler Aussichtspunkt – eine Sitzbank unter einer Linde – bereit und leitet einem auf einem attraktiven, schmalen Pfad den Anhöhen entlang zielgerichtet auf den Dorfplatz von Röthenbach.
In Röthenbach besteht eine stündliche Busverbindung zurück nach Signau. Solltet ihr einen Anschluss knapp verpassen, dann lässt sich die Wartezeit auf der Sonnenterrasse des Restaurants Moos-Pintli direkt neben der Bushaltestelle überbrücken. Wir haben unsere Wanderzeit jedoch so gut auf den Fahrplan abgestimmt, dass sich die Einkehr erübrigt – dafür lassen wir auf der Fahrt zurück nach Signau die bewältigten 18 Kilometer Revue passieren und sind uns einig: Diese Streckenwanderung hat mit ihrer abwechslungsreichen Wegführung unsere Erwartungen klar übertroffen.
Praktische Tipps für deine Wanderung zum Chuderhüsi
Der Routenverlauf unserer Wanderung von Signau zum Chuderhüsi und von dort weiter bis nach Röthenbach im Emmental kann nachfolgender Karte entnommen werden. Die Inspiration dazu lieferte das Buch «Das obere Emmental – Wanderungen zu Geschichte und Kultur» von Jonas Glanzmann (übrigens eine tolle Quelle für weitere Emmentaler Wanderideen, abseits der viel begangenen «highways»).
Durch die zahlreichen Kehren kommen bei dieser Tour stolze 18 Kilometer sowie rund 700 Höhenmeter bergwärts zusammen. Die Höhenmeter fallen insbesondere im ersten Drittel beim Aufstieg von Signau via Burgruine in die «Höhe» an. Je nach Lust und Laune lässt sich kurz vor dem Chuderhüsi noch eine Extraschlaufe zu einem weiteren tollen Aussichtspunkt – dem Chapf – einbauen. Bei guter Alpensicht in jedem Fall zu empfehlen. Wir benötigten für die Tour (inkl. Zusatzschlaufe zum Chapf) knapp 5 Stunden Gehzeit. Der Aussichtsturm Chuderhüsi ist kostenfrei zugänglich, wobei ein Kässeli vor Ort für freiwillige Kollekten bereitsteht. Zweimal täglich hält der Wanderbus bei der Bushaltestelle «Chuderhüsi» (nur 15 Gehzeit vom Aussichtsturm entfernt) und bietet von dort eine direkte Verbindung an den Bahnhof Signau mit Bahnanschlüssen Richtung Bern sowie Langnau im Emmental.
BLS Wandertipps im Emmental
Für den Sommer 2020 hat die BLS 14 Wandertipps kreuz und quer durchs Emmental in Broschürenform (auch digital downloadbar) aufbereitet. Darin ist unter anderem der Weg der Pilger von Signau via Chuderhüsi nach Würzbrunnen ausführlich beschrieben. Wem die hier beschriebene Tour zu anstrengend scheint, der findet zudem einen weiteren Wandertipp, wie sich der Abstecher zum Aussichtsturm Chuderhüsi mit einer etwas kürzeren Streckenwanderung via Röthenbach nach Eggiwil kombinieren lässt. Alternativ bedient jeweils am Samstag und Sonntag sowie allgemeinen Feiertagen (Mai bis Oktober) der BLS-Wanderbus das Ausflugsziel Chuderhüsi nebst der Lüderenalp sowie der Mettlenalp (zwei weitere tolle Ausgangspunkte für Wanderungen im Emmental). Auf dem BLS-Wanderbus gelten die regulären Tickets (kein Aufpreis). Alle weiteren Infos zum Wanderbus findet ihr hier: Wanderbus
Signau – Chuderhüsi – Röthenbach: Eckdaten der Tour
Ausgangspunkt | Bahnhof Signau |
Länge | 18,2 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 710 m ↘ 570 m |
Dauer | 5:00 h |
Zielort | Bushaltestelle Röthenbach im Emmental, Dorf |
Liebe Anita
Vielen Dank für Deinen Beitrag zur Wanderung. Freut mich sehr, dass Du Dich auf alte Pfade begeben hast und etwas von der Natur, Kultur und Geschichte des Emmentals vermittelst.