Eine Städtereise nach Zagreb stand schon ewig auf meiner Bucket List. Ihr könnt euch aber sicherlich auch gut vorstellen, wie meine Reiseideenliste immer mal wieder mit einem neuen Geistesblitz ergänzt wird und sich manche Reiseziele dementsprechend lange gedulden müssen, bis sie endlich zum Zug kommen. Ursprünglich war meinerseits angedacht, Zagreb mit Bratislava und Wien zu verknüpfen und so eine schöne City-Hopping-Zugtour durch unsere östlichen Nachbarländer zu unternehmen.
Aufgrund von Bauarbeiten am Arlberg und damit verbundenen Buchungsschwierigkeiten mit dem Nachtzug disponierten wir kurzerhand unsere Reisepläne um und vertagten Zagreb als Reiseziel auf anfangs Dezember. So konnten wir uns nicht nur ohne Rücksicht auf Kalorien durch die kroatische Hauptstadt futtern, sondern gleichzeitig den Charme der Adventszeit in Zagreb erleben.
7 Tipps für einen Besuch der kroatischen Hauptstadt
1. Mit dem Nachtzug anreisen: Zürich-Zagreb direkt & bequem
Zagreb gehört zu einer Handvoll an Destinationen, die ab Zürich direkt (und äusserst komfortabel) mit dem Nachtzug bedient werden. Der EN 40465 bietet via Innsbruck – Villach – Ljbuljana eine tägliche Verbindung von Zürich nach Zagreb Glavni Kolodvor (Hauptbahnhof Zagreb). Das Angebot wird vom österreichischen Nachtzugnetz «ÖBB Nightjet» gestellt, die auf dieser Strecke mit der Kroatischen Bahn HŽ zusammenarbeiten.
Die Verbindung wird euch im SBB Fahrplan angezeigt. Für eine unkomplizierte online Buchung konsultiert ihr aber das Ticketportal der ÖBB. Dort könnt ihr in einigen wenigen Klicks das passende Ticket lösen.
Zur Auswahl stehen folgende Optionen:
- Sparschiene Nightjet-Partner – fixe, zeitgebundene Buchung ohne Stornierungsmöglichkeit
- Komfort-Ticket Nightjet-Partner – bis 15 Tage vorher kostenlos stornierbar
Zusätzlich kann man sich zwischen einem Platz im Sitzwagen, Liegewagen oder Schlafwagen entscheiden. Während beim Liegewagen 6er- sowie 4er-Abteile zur Auswahl stehen. Sind es beim Schlafwagen 3er-, 2er-, oder 1er-Abteile.
Wenn ihr zu zweit reist und den maximal möglichen Schlafkomfort möchtet, dann empfehle ich euch die Buchung eines 2er-Schlafwagenabteils. Je nach Buchungszeitpunkt und Vorlaufzeit halten sich die Kosten in einem räsonablen Bereich. Wir haben zu zweit für Hin- und Rückfahrt im Schlafwagen (Sparschiene Ticket im 2er Schlafwagenabteil) gesamthaft 449.60 Euro bezahlt.
2. Die Sehenswürdigkeiten in Zagreb «von oben» bestaunen
Die besten Restaurants ausfindig machen, mindestens ein Museum besuchen und die Stadt nach Möglichkeit von oben angucken; diese drei Dinge gehören für mich bei jeder Städtereise mit aufs Programm. Und so haben wir uns natürlich auch in Zagreb im Vorfeld schlau gemacht, wo sich denn die besten Aussichtspunkte befinden. Insgesamt haben wir drei tolle View Points ausfindig gemacht.
Der erste Aussichtspunkt befindet sich im nördlichen Bereich der Altstadt hinter dem Zagreb City Museum und ist kostenlos zugänglich. Das «Zagreb Observatory» bietet einen schönen Blick auf die Kathedrale von Zagreb sowie die umliegenden Altstadtbauten.
Keine 10 Fussminuten davon entfernt befindet sich der einstige Wehrturm namens Lotrščak. Hier wird nicht nur täglich um die Mittagszeit eine Kanone gefeuert, sondern eine tolle Rundsicht über Zagreb geboten. Der Eintrittspreis zum Lotrščak-Turm kostet 20 Kuna* pro Person *(beachtet, dass die Preisangaben in diesem Beitrag aufgrund der Euro-Einführung anfangs 2023 nicht mehr aktuell sind).
Eine knarrende Holzstiege führt uns hinauf zur Aussichtsplattform, die wir kurz vor Sonnenuntergang erreichen. Ich würde meinen, dies ist ein perfektes Timing für den Besuch von Zagrebs Wahrzeichen.
Kostspieliger ist der Besuch von Zagrebs beliebtesten Aussichtspunkt dem «Zagreb 360° Oberservation deck» in der Stadtmitte direkt neben dem Hauptplatz. Der Eintritt kostet 60 Kuna* für Erwachsene. Fairerweise ist anzumerken, dass die Rundsicht über die Stadt im Quervergleich definitiv die Beste ist. Zudem findet ihr hier oben eine lässige Lounge-Atmosphäre mit gemütlichen Sesseln und Tischen mit integrierten Brettspielen – perfekt, um an einem verregneten Nachmittag etwas länger zu verweilen.
3. Über den Dolac Market schlendern
Sicherlich habt ihr die auffallenden roten Schirme vom Zagreb Observation Deck aus erspäht. Diese gehören zum Bauernmarkt, der täglich jeweils am Vormittag (bis ca. 13:00 Uhr) im Stadtteil Gornji Grad – Medveščak stattfindet. Der Dolac Market präsentiert sich in traditioneller Form mit offenen Verkaufsständen sowie angrenzenden Hallen, wo Fleisch- und Fischprodukte verkauft werden.
Beim Schlendern über den Markt fühle ich mich sofort in die Markthallen von Taschkent oder Almaty zurückversetzt und finde es faszinierend, wie sich diese einfachen Bauernmärkte in den ehemaligen Sowjetstaaten bis heute halten konnten und nach wie vor einen fixen Bestandteil des Stadtlebens bilden.
4. Kurioses & Imposantes: Zagrebs Museen entdecken
Das bekannteste Museum von Zagreb befindet sich unmittelbar neben dem Lotrščak-Turm in der Altstadt. Das Museum der zerbrochenen Beziehungen widmet sich den Erinnerungsstücken und Anekdoten einstiger Liebschaften. Die Geschichten rund um die ehemaligen Liebesbeweise stimmen mich (und wohl auch manch anderer Besucher) beim Rundgang melancholisch. Von Hochzeitskleidern über BH’s bis hin zu Tonbandaufnahmen gibt’s hier manche Kuriosität aber auch nachdenkliche Geschichten zu entdecken.
Eine ebenfalls bewegende Geschichte vermittelt das Heim Kroatischer Bildender Künste (Croatian Society of Fine Arts). Die Ende der 1930er Jahre vom Architekten Ivan Meštrović entworfene kreisrunde Ausstellungshalle wurde in der Zeit der Kollaboration der Kroaten mit dem nationalistischen Deutschland zu einer Moschee umgebaut.
In den 1955 Jahren wurde es im Zuge der Machtübernahme der Kommunisten zum Museum der Revolution umfunktioniert, bis nach dem Kroatienkrieg Mitte der 1990er Jahre die Künstlervereinigung wieder an ihren Ursprungsort zurückkehrte. Nebst einem kurzen Abriss der kroatischen Geschichte gibt’s hier auch immer wieder spannende zeitgenössische Ausstellungen zu bewundern. Bei unserem Besuch stand gerade alles im Zeichen der neuen Leipziger Schule.
Ein Bijou in dem wir leider im Innern nicht fotografieren durften, ist der Kunstpavillon Zagreb. Es handelt sich hierbei um das älteste Kunstmuseum Kroatiens und die Raumwirkung ist phänomenal schön! Die Ausstellungen wechseln auch hier in regelmässigen Abständen – aber ich finde, hier lohnt sich der Besuch schon nur, um sich den einstöckigen Ausstellungssaal anzugucken.
Südlich vom Hauptbahnhof liegt das imposante Museum of Contemporary Art Zagreb. Je nach Wetter/Saison könnt ihr die Strecke zu Fuss absolvieren oder ihr nehmt den öffentlichen Verkehr (Tram/Bus) bis zur Haltestelle «Muzej suv.umjetnosti». Der moderne Museumsbau wurde 2009 eingeweiht.
Leider war bei unserem Besuch im Dezember 2019 nur eine temporäre Ausstellung geöffnet. Die Sammlung war aufgrund einer kompletten Reorganisation nicht zugänglich – informiert euch am besten im Vorfeld auf der offiziellen Website, was aktuell läuft (damit sich der Abstecher in die südliche Vorstadt auch wirklich lohnt).
5. Einen Spaziergang durch den Mirogoj-Friedhof unternehmen
Rund um die Altstadt von Zagreb finden sich einige schöne Parkanlagen, die zu einem Spaziergang einladen. Dazu zählt der weitläufige botanische Garten in der Stadtmitte. Leider ist dieser aber in den Wintermonaten geschlossen.
Wer trotzdem Lust auf eine Runde im Grünen verspürt, dem empfehle ich einen Abstecher zum Mirogoj-Friedhof im Norden der Stadt. Der Zentralfriedhof von Zagreb ist als stimmige Parkanlage gestaltet und beherbergt viele Gräber bekannter kroatischer Persönlichkeiten. Die Eingangspforten (Mirogoj-Arkade) zum Friedhof erreicht man von der Altstadt (Haltestelle Kaptol) mit der Buslinie 203 in knapp 10 Minuten.
6. Fein essen: die New Croatian Cuisine kosten
Der kroatischen Küche sind wir bereits bei unserer Reise nach Istrien im Herbst 2016 verfallen. Olivenöl, Wein und Trüffel – die Kroaten sind stolz auf ihre tollen Produkte und wissen diese auch gekonnt in der Küche einzusetzen. Einige dieser Köstlichkeiten könnt ihr im Heritage Croatian Street Food & Shop kosten (und auch kaufen). Im kleinen Bistrot haben lediglich rund 6 bis 8 Gäste Platz. Die Sitzplätze draussen sind ebenfalls auf ein Minimum beschränkt. Wir haben mit Glück am frühen Nachmittag einen Platz ergattert und dort mit einem lokal gebrauten Bier, einem Glas Malvasia und einem kroatischen «Plättli» aufs Wochenende angestossen.
Meine Nummer 1 ist das Restaurant Nav, das sich im ersten Stock eines unscheinbaren Hinterhof-Schuppens versteckt. Anfangs 2019 als neues Projekt von Tvrtko Šakota – einer der top Küchenchefs des Landes – eröffnet, hat sich das Nav schnell zu einem Geheimtipp unter Foodies gemausert. Auch wenn im Restaurant am Mittag nur drei Tische gefüllt sind, weist Tvrtko Šakota alle «walk-ins» weg. Sein Konzept basiert auf einem sorgfältig zusammengestellten saisonalen Menü, das genau auf die Anzahl angemeldeten Gäste abgestimmt ist. Am Mittag wird ein 7-Gang-Menü für 490 Kuna* (rund 70 CHF) serviert. Am Abend besteht die Wahl zwischen 10 oder 12 Gängen (690 Kuna*/790 Kuna*). Von den Tischen aus hat man einen Einblick in die halboffene Küche und der Chef serviert höchstpersönlich seine Kreationen. Ich winde ihm ein Kränzchen für seine kreativen Kombinationen und den stringenten Fokus auf kroatische Produkte.
Mein Nummer 2 ist die Zagreber Nummer 1 des Guide Michelin. Das Restaurant Noel reihte sich anfangs 2019 in die Gilde von gerademal 5 1-Sterne-Restaurants in Kroatien. In Anbetracht der zahlreichen hervorragenden Restaurants im Land eine überraschend bescheidene Zahl. Somit waren wir natürlich gespannt, ob das Restaurant Noel auch für uns der klare Überflieger sein wird. Zur Auswahl stehen hier ein 4- oder ein 7-Gang-Menü für 550 Kuna*/resp. 780 Kuna*.
Der erste Gang «Istrian cheese in multiple textures» bringt uns zum Schmunzeln – liess sich da jemand von Bottura inspirieren (oder wars vielleicht sogar umgekehrt). Who knows…
Das lässige Ambiente kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach meinem Gusto nicht alle Gerichte gleichermassen fein aufeinander abgestimmt sind. Überraschend fad fand ich zum Beispiel die «Variations of Paprika». Wohingegen der Hauptgang – meist mein Sorgenkind – wiederum sowohl optisch als auch geschmacklich zu begeistern vermag. Insgesamt ein toller Abend – der vom Gesamterlebnis her aber nicht mit dem Nav mithalten konnte.
Wer wie wir am Sonntag einen Abstecher zum Zentralfriedhof unternimmt, dem kann ich im Anschluss ein Mittagessen im Bistro Apetit by Marin Rendic empfehlen. Dieses Gourmetrestaurant befindet sich mitten in einem Wohnquartier nördlich der Altstadt und serviert sowohl à la Carte Gerichte als auch Mehrgang-Menüs auf einem hohen Niveau. Aufgrund seiner etwas versteckten Lage verirrt sich kaum jemand zufällig hierher, was für eine intime Atmosphäre sorgt. Perfekt, um ein genussreiches Weekend in Zagreb ausklingen zu lassen.
Nebst diesen drei hier empfohlenen Gourmetrestaurants haben wir auch noch das Zinfandel’s im Hotel Esplanade getestet – das gemäss dem Restaurantführer Gault Millau nebst dem Bistrot Apetit zu den besten Lokalen von Zagreb zählt. Wir sind hingegen mit dem Zinfandel’s nicht warm geworden. Das Ambiente finde ich persönlich fürchterlich und das Konzept mit drei total verschiedenen Menüs hat mir auch nicht besonders zugesagt. Dazu kommt, dass das Zinfandel’s im Quervergleich das Teuerste der vier von uns getesteten Restaurants ist. Ich würde bei einem nächsten Mal stattdessen lieber das Agava oder das Trilogija ausprobieren.
7. Zagreb während der Adventszeit besuchen
Der Weihnachtsmarkt von Zagreb zählt zu den schönsten in Europa und hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Reiseziel während der Adventszeit gemausert. Wir haben für unseren Weekendtrip nach Zagreb extra das erste Adventswochenende ausgesucht und waren positiv überrascht, dass sich die Besucherzahlen (noch) in einem überschaubaren Rahmen halten.
Die Weihnachtsmärkte und Events verteilen sich im Zeitraum zwischen dem 30. November und dem 7. Januar quer durch die Innenstadt auf verschiedene Plätze und Parkanlagen. Ein Highlight sind die zahlreichen Food-Stände, wo man sich kreuz und quer durch allerlei Köstlichkeiten futtern kann. Ebenfalls nicht verpassen sollte man die Stände entlang der Strossmayer Promenade – hier gibt’s zum Glühwein die Aussicht über die funkelnde Innenstadt kostenlos mit dazu.
Ebenfalls lohnend ist ein Abstecher in den Untergrund der Altstadt. Der während des 2. Weltkrieges als Schutzraum erstellte Grič-Tunnel präsentiert sich im Advent festlich geschmückt.
Übernachtungstipp für Zagreb:
Wir haben zwei Nächte im Hotel Esplanade (Partnerlink) direkt neben dem Hauptbahnhof Zagreb verbracht. Für dieses Hotel spricht die Lage direkt neben dem Bahnhof in der Stadtmitte und in Fussdistanz zur Altstadt sowie das gute Preis-Leistungsverhältnis. Wir haben für die zwei Nächte knapp 250 CHF für eine Doppelzimmer bezahlt.
Weitere Praktische Tipps für deine Städtereise nach Zagreb
- Kroatien ist Teil der EU – für die Einreise ist für Schweizerinnen und Schweizer eine gültige Identitätskarte ausreichend (es erfolgt bei der Anreise mit dem Nightjet eine Passkontrolle an der slownischen/kroatischen Grenze).
- Seit 1. Januar 2023 kommt in Kroatien auch der Euro zum Einsatz – er löst die bisherige Nationalwährung (Kuna) ab. Vielerorts kann man problemlos mit Karte bezahlen – es lohnt sich trotzdem, etwas Bargeld mit dabei zu haben (oder vor Ort zu beziehen).
- Wir haben den Nachtzug am Donnerstagabend genommen und waren so am Freitagmittag in Zagreb. Die Rückfahrt sind wir am Sonntagabend angetreten.
- Wer in Zagreb den öffentlichen Verkehr nutzen möchte, der kann Tickets an offiziellen Verkaufsstellen (ZET Ticket offices) beziehen oder die Einzelfahrt im Bus direkt beim Fahrer bezahlen (in den Trams ist dies nicht möglich). Die Tickets, die man im Bus kaufen kann, kosten 6 Kuna* und sind für eine Fahrt von 30 Minuten gültig. Haltet am besten Kleingeld bereit. Hier findet ihr weiterführende Infos zum öffentlichen Verkehr: ZET
- In Zagreb finden sich auch einige hippe Coffee Shops und gemütliche Cafés. Wir können an dieser Stelle das Quahwa sowie die Progam Bar empfehlen.
- Nicht zu verpassende Sehenswürdigkeiten in der Altstadt sind das Steinerne Tor sowie die fotogene St.-Markus-Kirche, die vermutlich zu den beliebtesten Fotomotiven von Zagreb zählt.
- Wer nebst der Altstadt noch eine weitere Facette von Zagreb kennenlernen möchte, dem empfehle ich einen Spaziergang entlang der Martićeva ulica. Hier finden sich spannende architektonische Bauten, Quartiercafés und Design-Läden. Nichts herausgeputztes, dafür ganz viel authentische Ecken und Kanten.
Karte mit den Sehenswürdigkeiten in Zagreb
Alle im Beitrag erwähnten Sehenswürdigkeiten, Museen, Aussichtspunkte, Cafés und Restaurants findet ihr in nachfolgender Karte verortet. Viel Spass beim Erkunden von Zagreb!