Es ist schon beinahe eine Tradition – sei es, um im Frühling die ersten zaghaften Sonnenstrahlen auszukosten oder nebelverhangene Herbsttage gegen ein paar sonnenverwöhnte Stunden auszutauschen – das Tessin lockt uns regelmässig auf die Alpensüdseite. Und bei jedem unserer bisherigen Tessin-Abstecher haben wir mindestens einmal die Wanderschuhe geschnürt, um zu Fuss die vielfältigen Täler zu erkunden. So auch bei unserem letzten Tessin-Wochenende anfangs September. Im Fokus stand diesmal die Riviera del Gambarogno am Südufer das Lago Maggiore. Von charmanten Tessinerdörfern über lauschige Kastanienwälder bis zum 360° Gipfelblick findet sich hier auf kompakten Raum alles, was mein Wanderherz höherschlagen lässt.
Werbung: dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Ticino Turismo
Der Gegenpol zu Ascona-Locarno: die Riviera von Gambarogno
Die Riviera del Gambarogno zieht sich von der Magadinoebene über zehn Kilometer dem südlichen Ufer des Lago Maggiore entlang bis zur italienischen Grenze. Das Gebiet zählt zur Region Locarnese. Der Panoramablick auf Locarno, das Maggiadelta und Ascona begleitet einem auf dieser Seite des Sees auf Schritt und Tritt. Eine neue Perspektive für mich. Diesbezüglich bin ich vermutlich aber kein Einzelfall. Den meisten TessinerbesucherInnen dürfte der Blick von Locarno Richtung Monte Gambarogno weitaus vertrauter sein. Und doch lockt die Neugier, wie es denn wohl hinter diesem grünen Hügelzug aussieht, den einen oder anderen über den See ins Gambarogno.
Ausgangspunkt für unsere zweitägige Entdeckungstour durch diese Region ist das Hotel Bellavista oberhalb vom historischen Ortskern von Vira. Schöne Aussichten sind hier schon einmal garantiert – und am nächsten Tag geht’s dann noch weiter hinauf.
#1: Von der Alpe di Neggia über den Monte Gambarogno nach Indemini
Und zwar auf den Gipfel, der die Riviera del Gambarogno überragt – den Monte Gambarogno. Die knapp dreistündige Tour von der Alpe die Neggia den Gipfelflanken entlang ins Steindorf Indemini gehört zu den beliebtesten Wanderungen im Gambarogno. Von Vira aus führt eine kurvenreiche Bergstrasse zum Ausgangspunkt der Tour auf der Alpe di Neggia. Keine einfache Aufgabe für den Postautochauffeur – die Strassen sind schmal und die Kurven eng geschnitten. Die meisten Mitreisenden steigen wie wir in der Alpe die Neggia aus. Gut die Hälfte ist mit dem Bike unterwegs – auf der Alpe die Neggia führt nämlich auch eine technisch anspruchsvolle Bike-Route durch.
Bevor wir Richtung Monte die Gambarogno aufsteigen, folgen wir dem Schild mit der Aufschrift «Alpe di Neggia». Dieses lotst uns zum gleichnamigen Alpbetrieb mit kleinem Verkaufsladen. Hier können verschiedene Alpprodukte gekauft werden. Darunter direkt auf der Alp hergestellten Käse. Eigentlich ist es keine besonders schlaue Idee, den Rucksack vor der Tour mit zusätzlicher Last zu befüllen, aber bei dem Angebot kann ich nicht widerstehen.
Danach folgen wir dem ausgeschilderten Wanderweg bergwärts. Bald einmal gibt’s den ersten Ausblick Richtung Magadinoebene und Verzascatal. Mit jedem Höhenmeter taucht ein weiteres Stück vom See auf und nach knapp 45 Minuten ist das Panorama über den Lago Maggiore und die dahinterliegenden Gipfelspitzen in seiner ganzen Pracht entfaltet.
Nun folgt der Abstieg über Alpweiden und locker bestockte Birkenwälder zur Alpe Cedullo. Unterwegs kreuzen ein paar Ziegen unseren Weg. Von ihnen stammt die Milch, die in der Alpe Cedullo zu feinem Käse verarbeitet wird. Nebst selbst produzierten Käse- und Fleischprodukten hat die Alpe Cedullo je nach Wochentag und Saison auch Minestrone oder Polenta im Angebot. Einen solchen Einkehrstopp lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Frisch gestärkt nehmen wir im Anschluss den Abstieg Richtung Indemini in Angriff. Weit ist es nicht mehr – für die Reststrecke sind rund eine Stunde Gehzeit einzurechnen. Eilig haben wir es auch nicht. Das Postauto bedient die Strecke an den Wochenenden nämlich nur sporadisch; sprich zwischen 12:10 und 16:10 Uhr bleibt einem nichts anderes übrig, als durch die schmalen kopfsteingepflasterten Gassen von Indemini zu streifen (oder im Restaurant Indeminese einzukehren). Ein wunderbar entschleunigender Ausflug!
Den Routenverlauf der Wanderung von der Alpe die Neggia nach Indemini könnt ihr nachfolgender Karte entnehmen. Die wichtigen Eckdaten sowie weiterführende Infos zu dieser Wanderroute findest du hier: Monte Gambarogno: Von Neggia nach Indemini
#2: Sentiero Monti di Piazzogna
Während wir auf der ersten Wanderung den Monte Gambarogno umrundet haben, folgen wir auf der zweiten Tour der Riviera del Gambarogno bis zur italienischen Grenze. Der Ausgangspunkt der Höhenwanderung entlang dem Monti die Piazzogno ist mit derselben Postautolinie Magadino – Alpe die Neggia – Indemini erreichbar. Auf die ersten Haarnadelkurven oberhalb von Scesana folgt die Abzweigung «Monti die Piazzogna». Hier steigen wir aus und laufen dem Teersträsschen entlang nach Monti di Vairano. Nach rund 2 Kilometer Asphaltbelag startet auf Höhe Corte della Costa der Bergweg.
Dieser folgt in einem abwechslungsreichen auf und ab den Hangkanten entlang bis nach Monti di Caviano. Ein Highlight ist das wilde Cedullo-Tal mit seinem imposanten Wasserfall. Hübsch sind auch die einzelnen verstreuten Weiler, die wir auf dieser Wanderung durchqueren. In Monti di Caviano gibt es zudem noch ein Steinhaus mit einem ursprünglichen Roggenstrohdach zu besichtigen.
Auch wenn wir an diesem Tag nicht gerade mit Wetterglück gesegnet waren, hat uns diese rund 3,5-stündige Wanderung aufgrund ihrer Vielseitigkeit ausgezeichnet gefallen. Zudem werdet ihr hier garantiert auf keine Menschenströme stossen. Uns ist auf der gesamten Länge kein einziger Wanderer entgegengekommen.
Der Routenverlauf dieser Wanderung ist nachfolgend abgebildet. Alle weiterführend Infos zur Wanderung vom Monti di Piazzogna nach Dirinella findest du hier: Höhenwanderung in den Bergen des Gambarogno
#3: Von Ascona zum Monte Verità
Nach zwei durchzogenen Tagen macht die Sonnenstube der Schweiz am dritten Morgen ihrem Namen alle Ehre. Der Blick durchs Hotelfenster verspricht schönstes Spätsommerwetter. Daher beschliessen wir spontan, nicht das Postauto abzuwarten, sondern zu Fuss Richtung Schiffsanlegestelle in San Nazzaro zu marschieren. Die Dörfer im Gambarogno sind mit zahlreichen verwinkelten Fusswegen miteinander verbunden. Und so folgen wir dem Wegweiser der Anhöhe entlang Richtung Piazzogna/Vairano. Auch wenn ihr nur eine Kurzwanderung plant – überlegt euch gut, welche Schuhe ihr anzieht. Die idyllischen Steinwege haben je nach Steilheitsgrad durchaus ihre Tücken.
Nach knapp einer Stunde Gehzeit erreichen wir die Schiffsanlegestelle in San Nazzaro. Rund alle zwei Stunden hält hier eines der Schiffe, das von Locarno aus bis zu den Brissago-Inseln fährt. Für uns ist das die kürzeste und wohl auch schönste Verbindung hinüber ans andere Seeufer. Während man mit dem Ticino Ticket lediglich 20% Ermässigung auf den Ticketpreis erhält, ist das GA zu unserer Freude vollumfänglich gültig. Da lohnt sich das Schifffahren gleich doppelt.
Bevor wir auf der Piazza von Ascona das Tessin-Wochenende stilgerecht ausklingen lassen, folgen wir den engen Treppengässchen hinauf auf den Monte Verità. Inmitten der Parkanlage auf dem «Wahrheitsberg» versteckt sich einer meiner Tessiner Lieblingsplätze: die Casa del Té, inmitten einer idyllischen Teeplantage. Hier erhält man den Matcha-Tee genauso so, wie es in Japan zelebriert wird.
Vom Monte Verità führt ein Wanderweg via Gruppaldo nach Ronca sopra Ascona. Der Weg wird von zahlreichen Aussichtspunkten mit schön platzierten Sitzbänken gesäumt – die perfekte Route für einen aussichtsreichen Sonntagsspaziergang.
Nach dieser Runde haben wir uns den Pastaplausch mitten im Trubel von Ascona redlich verdient. Und so neigt sich einmal mehr ein rundum gelungenes Tessin-Weekend seinem Ende zu. Ideen für den nächsten Abstecher haben wir unterwegs auch schon geschmiedet. Beim Durchstöbern der verschiedenen Wanderrouten stellten wir nämlich mit Schrecken fest, dass wir bei unseren bisherigen Kurztrips ins Tessin erst einen Bruchteil des Kantons erkundet haben.
Der Routenverlauf der kurzen Rundwanderung von Ascona über den Monte Verità zurück nach Ascona ist nachfolgend abgebildet. Weiterführende Infos findest du hier: Panoramaspaziergang Monte Verità – Ronco sopra Ascona
Weitere Wandertipps fürs Tessin
- Einen schönen Überblick über die vielfältigen Wanderrouten im Tessin bietet die TicinoHike App. Insgesamt 229 Touren sind dort ausführlich beschrieben. Nebst den Basisinformationen zur Weglänge, Dauer, Schwierigkeit etc. sind jeweils auch Erläuterungen zu den interessanten Sehenswürdigkeiten entlang der Wegstrecke integriert. Ihr habt die Möglichkeit, Routen zu filtern, eure persönliche Favoritenliste anzulegen und Touren offline zu speichern.
- Einige Wanderungen, die ebenfalls auf der TicinoHike App zu finden sind, habe ich hier auf dem Blog bereits ausführlich beschrieben. Dazu zählen die Höhenwanderung vom Monte Tamaro auf den Monte Lema sowie der Kastanienweg im Malcantone – zwei superschöne Herbstwanderungen!
- Weitere Inspiration für schöne herbstliche Wanderungen im Tessin findet ihr auf folgender Seite: ticino.ch/moments
- Wer im Tessin in einem Hotel, einer Jugi oder auf dem Campingplatz übernachtet, erhält das Ticino Ticket. Mit diesem kann man die öffentlichen Nahverkehrsmittel im ganzen Kanton kostenlos nutzen und erhält auf die Ticketpreise von Bergbahnen und Schifffahrten im Schweizer Seebecken einen Rabatt.
- Die Postautoverbindungen im Gambarogno verkehren teilweise nur unregelmässig – sucht euch die passenden Verbindungen im Vorfeld raus, nicht damit ihr unerwartet irgendwo «strandet».
Liebe Anita
Der Gambarogno ist so etwas wie unser Hausberg, weil wir oft in unserer kleinen alten Mühle in Vira sind. Sehr schön ist auch der Weg, der ca. in der Mitte des Abstieges Sant› Anna – Indemini abzweigt und direkt auf die Alpe di Neggia zurückführt. Ich habe dort wunderschöne Feuerlilien fotografiert!
Zu empfehlen auch das Wandergebiet um Intragna (Pila-Costa, Monti di Comino, Rasa usw.) – falls du neue Ziele brauchst!
Veronica
Liebe Veronica herzlichen Dank für deine Insider-Tipps – das werde ich für meinen nächsten Abstecher in die Region definitiv im Hinterkopf behalten