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Gin selber machen & Willisauer Ringli knacken: unser Besuch im Städtli Willisau

Werbung: dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der BLS

Wer kennt sie nicht, die bissfesten Willisauer Ringli? Damit verbunden das stets mahnende «süggälä» und die Frage, woher wohl das Loch in der Mitte kommt? Bis vor Kurzem war das Traditionsgebäck das Einzige, was ich vom historischen Städtli im Luzerner Hinterland kannte. Dabei gibt es in und rund um Willisau viel Spannendes zu entdecken. Wir haben uns einen Tag Zeit genommen und sind durch die Gassen von Willisau gestreift. Dort wurden wir nicht nur zu einem besonderen Aussichtspunkt geführt, sondern haben auch gelernt, wie Gin hergestellt wird. 

Kurzweiliger Stadtrundgang durch Willisau

Willisau empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und herausgeputzten Gassen. «Die Fahnen sind nicht wegen euch gehisst», begrüsst uns Stadtführerin Evelyne Huber lachend und erklärt, dass diese den ganzen Sommer über die Hauptgasse schmücken. Wir haben uns mit Evelyne Huber vor dem Rathaus verabredet. Das einst als Kaufhaus errichtete Gebäude ist der repräsentativste Bau entlang der Hauptgasse.

Willisau Städtli

Das Willisauer Ellenmass, links beim Eingang, erinnert noch an die Zeiten, wo hier mit Tüchern gehandelt wurde. Heute wird der Bürgersaal im Erdgeschoss für Versammlungen, Events und Ausstellungen genutzt. Im Dachgeschoss des Gebäudes befindet sich ein besonderes Bijou: eine ums Jahr 1800 entstandene Theaterbühne, die als älteste der Zentralschweiz gilt. Von Slam-Poetry über Jazz-Konzerte bis zu Theateraufführungen wird die Rathausbühne regelmässig für Kleinkunstveranstaltungen genutzt. Einschlafen wird dabei niemand, die historische Holz Tribüne ist dafür definitiv zu unbequem.

Nach diesem Einblick ins Rathaus flanieren wir mit Evelyne Huber der Hauptgasse entlang bis zur Pfarrkirche St. Peter und Paul. Die Distanz zwischen den beiden Stadttoren beträgt exakt 250 Meter. «Die Titantic war noch 19 Meter länger», ergänzt Evelyne Huber und wir Staunen ab diesem Grössenvergleich. Auch wenn auf den ersten Blick alles wie aus einem «Guss» scheint, haben die insgesamt vier Stadtbrände zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert unterschiedlich stark gewütet. Die Häuserzeilen im Bereich des Obertors, Müligass wurden von der letzten grossen Feuersbrunst verschont und so finden sich hier noch vereinzelt Holzfassaden.

Wer in Willisau an einem geführten Stadtrundgang teilnimmt, dem werden Blickwinkel gezeigt, die nicht öffentlich zugänglich sind. So führt uns Evelyne Huber über schmale Stiegen in den Dachstock der imposanten Pfarrkirche St. Peter und Paul. Von hier führt eine Treppe auf den monumentalen, zweigeschossigen Glockenturm. Gebaut vom Architekten Adolf Gaudy in den Jahren 1928/1929 gilt dieser als architektonische Pionierleistung im Eisenbetonbereich. Beim Anblicken der massiven Konstruktion – die ja damals nur ein «Anbau» im Rahmen einer Renovation war – fragt man sich, wie er dieses Bauwerk hingekriegt hat. Oben im Glockenturm zeigt uns Evelyne Huber die Wetterglocke, die jeweils geläutet wird, wenn ein starkes Unwetter mit Hagelgefahr im Anzug ist. Wie sich das Wetterläuten genau auf die Gewitter auswirkt, ist nicht abschliessend wissenschaftlich geklärt. Die Statistik zeigt aber, dass Willisau, im gewitterreichen Napfgebiet gelegenen, überraschend selten von starken Unwettern getroffen wird.

Pfarrkirche St. Peter und Paul Willisau

Das Highlight unseres Rundgangs verbirgt sich aber hinter dem Glockengeläut. Hier führt eine Türe auf die Terrasse des Glockenturms – der perfekte Aussichtspunkt, um das Städtli und das Umland zu überblicken.

Kirchturm Willisau Ausblick
Willisau Blick Altstadt
Willisau Stadt Vogelblick

Direkt hinter der Pfarrkirche befindet sich das markante Landvogteischloss, das heute von der Verwaltung genutzt wird. So ist die Besichtigung des prächtigen Barock-Interieurs leider auch nur im Rahmen von geführten Stadtrundgängen möglich. Was man hingegen individuell und kostenlos besichtigen kann, ist der archäologische Keller in der unmittelbar neben dem Schloss stehenden Scheune. Hier ist die Kellerstruktur eines rund 500 Jahre alten Gebäudes gefunden worden. Gleichzeitig führen an dieser Stelle die Überreste der einstigen Stadtmauer durch.

Landvogteischloss Willisau
Willisau Archäologische Funde
Willisau Stadtmauer

Unser Stadtrundgang führt uns vom Landvogteischloss über die Müligass zurück zum Obertor. Evelyne Huber macht uns auf die Beschriftung der Mauer beim Zehntenplatz aufmerksam. «Herrenwand» steht da. Wir müssen nicht lange rätseln, welche Funktion die Mauer in diesem Abschnitt übernahm.  Direkt gegenüber der Herrenwand befindet sich die Heilig-Blut Kapelle. Der Bau der Kapelle steht im Zusammenhang mit der Heilig-Blut-Legende, die im Innern auf acht Ölgemälden illustriert ist. Früher war die Kapelle ein Wallfahrtsort mit regionaler Ausstrahlungskraft. Bis heute findet jeweils am zweiten Sonntag nach Pfingsten eine Sühnenprozession statt, die den Freveltaten der Legende gedenkt.

Das heilig Blut zu Willisau
Willisau Brunnen

Der Willisauer Ringli Trick

Wir enden unseren Rundgang durchs Städtli Willisau an einem der drei siebeneckigen Brunnen – eine der zahlreichen Besonderheiten, auf die uns Evelyne Huber auf dem äusserst kurzweiligen Rundgang aufmerksam macht. Vis-à-vis vom Brunnen befindet sich das Café Amrein – das Ursprungshaus der Willisauer Ringli. Das Original wird heute noch im Haus produziert. Der Unterschied zu der weitaus bekannteren Version von Hug ist, dass die Willisauer Ringli im Original Rezept noch viel härter sind. Zum Abschluss zeigt uns Evelyne Huber, wie die Einheimischen das steinharte Guetzli «anpacken». Und zwar legt man das Ringli in die rechte Handfläche und trifft es mit dem linken Ellbogen genau in der Mitte. Ist das Ringli ein «Original» liegen danach vier Stücke auf der Handfläche, die man langsam auf der Zunge zergehen lässt. «Süggälä», höre ich die mahnende Stimme meines Vaters im Kopf. Beim Versuch, das nachzumachen, scheitere ich kläglich. Nach fünf erfolglosen Versuchen blutet mein Ellbogen – das Ringli ist aber noch ganz. Der Freund ist wesentlich erfolgreicher und präsentiert stolz seine Viertel.

p.s. das Loch wird übrigens nicht ausgestanzt, sondern der Teig wird mithilfe eines Spritzsackes in dieser Form aufs Blech gebracht.

Amrein Willisau

Diwisa – Traditionsbetrieb in Willisau

Der Vormittag ist im Nu um. Wir hätten Evelyne Hubers Anekdoten zu Willisau noch länger zuhören können. Ein unterhaltsamer Stadtrundgang, den ich jeden empfehlen kann. Die öffentlichen Führungen finden von Mai bis Oktober jeweils am ersten Samstag des Monats zwischen 13:30 – 15:30 Uhr statt (Kosten 19 CHF).

Bevor wir uns einen weiteren Willisauer Traditionsbetrieb anschauen, stärken wir uns im Restaurant da Fusco, das direkt an der Hauptgasse liegt. Pizza aus dem Holzofen, hausgemachte Pasta – wer italienische Küche mag, ist hier gut aufgehoben.

Danach begeben wir uns ins Gewerbegebiet von Willisau. Bis 2006 waren Willisau Stadt (also die kleine Fläche innerhalb der Stadttore) und Willisau Land (alles drumherum) zwei separate Gemeinden. Kaum zu glauben, oder? Heute sind die Fehden zwischen den Städter und Ländler aber definitiv begraben. In der Vorstadt, südlich vom Bahnhof, befindet sich nicht nur die Hug AG, die hier die Willisauer Ringli im grossen Stil produziert, sondern auch eine der modernsten und grössten Brennereien der Schweiz. Die Geschichte der «Diwisa» geht gut 100 Jahre bis zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts zurück. Damals gründete Hans Affentranger eine Einzelfirma zur Herstellung von Spirituosen, Liköre und Sirupe. Bald schon war das gebrannte Wasser aus Willisau über die Region hinaus bekannt. Besonders beliebt war der «Träsch» (Kernobstbrand), der für den Kafi Luz verwendet wurde. Obstbrände sind nach wie vor eines der wichtigsten Produkte der Diwisa. Die Produktepalette hat sich aber in den vergangenen 100 Jahren erweitert. Dazu gekommen sind unter anderem der Xellent Swiss Vodka und der Xellent Swiss Edelweiss Gin. Der Xellent Swiss Vodka, der auch die Basis für den Gin bildet, basiert auf Roggen und Gletscherwasser und wird zu 100% aus Schweizer Rohprodukten hergestellt.

Brennerei Willisau

Schritt für Schritt zum eigenen Gin

Nebst einem Fabrikladen bietet die Diwisa am Standort in Willisau auf geführten Rundgängen einen Einblick in den Herstellungsprozess der einzelnen Produkte. Wir nehmen an diesem Nachmittag an einem Gin-Rundgang teil. Hierfür begeben wir uns zuerst in den Kräutergarten auf dem Diwisa Gelände und pflücken die «Botanicals» (Kräuter), die unserem Gin später das Aroma verleihen. Danach geht’s in die Workshop Räumlichkeiten, die sich direkt hinter den Brennöfen der Diwisa befinden. Hier gruppieren wir uns um die Mini-Brennöfen und werden von den Expertinnen vor Ort in die Kunst des Destillierens eingewiesen.

Brennerei Willisau Gininstitut

Als Erstes mischen wir unsere Botanicals zusammen. Dazu gehörten natürlich Wachholderbeeren – und dann experimentieren wir mit einer Kombination aus Muskatnuss, Zitronenmelisse, Pfefferminze, Salbei, Brombeeren und Heidelbeeren. Ob das schmecken wird? Die Botanicals werden in der Destillieranlage mit dem Vodka gemischt (der Vodka erfüllt die Funktion eines Neutralalkohols landwirtschaftlichen Ursprungs, was per Definition die Grundlage für einen Gin bildet) und danach erhitzt. Nun bleibt uns nur noch gespanntes Warten, bis nach gut 15 Minuten die ersten Tropfen Gin aus dem Destilliergerät träufeln. Um die unterschiedlichen Aromen, die während des Destillierprozesses entstehen, zu isolieren, fangen wir die Tropfen mit kleinen Becherchen auf. So können wir rausschmecken, zu welchem Zeitpunkt der nach unserem Gusto aromatischste Gin resultiert.

Gin selber machen Schritt 1
Gin mix Botanicals
Gin brennen Gininstitut

Nach gut einer Stunde fleissigem Schaffen ist jede von uns stolze Besitzerin eines Fläschchens selbst gemachtem Gin. Nun können wir zum Abschluss begleitet von einem feinem Apéro an den Gin-Kreationen der anderen Workshop-Teilnehmerinnen schnuppern und uns einen Gin Tonic mixen.

Gin Abfüllen

Tipp: Kafi Luz Rundgang

Während der Gin-Rundgang ein Angebot ist, das sich primär an Gruppen richtet, bietet die Diwisa jeden 1. und 3. Freitag sowie jeden letzten Samstag im Monat einen öffentlichen Besucherrundgang zum Thema Kafi Luz an. An diesem können auch Einzelpersonen teilnehmen. Auch dieser Rundgang bietet zuerst einen Einblick in die Brennerei – von der Früchteannahme bis zur Flaschenabfüllung. Danach kann man unter fachkundiger Anleitung selbst einen Kafi Luz nach traditioneller Art zubereiten.

BLS Ausflugstipp it's Gin o'Clock

Der Rundgang durch die Distillerie Willisau mit anschliessendem Gin Workshop kann auf Vereinbarung gebucht werden. Das Angebot richtet sich an Gruppen und die Kosten betragen bis zu 8 Personen pauschal 640 CHF. Alle weiteren Infos findet ihr hier: Gin Rundgang

Individuell buchbar ist der Kafi Luz Rundgang, der sich einem Stück Luzerner Kulturgut widmet. Die rund zweistündige Führung inklusive Kafi Luz Degustation und einem typischen Hinterländner Zvieri/Znüni kostet für Erwachsene ab 18 Jahren 40 CHF.

Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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