Ohne schweisstreibende Steigungen, selten mehr als einen Kilometer von einer Wasserquelle entfernt und reich an kulturellen Attraktionen; kein Wunder zählt der Bodensee-Radweg zu den beliebtesten Radfernwegen. Gut ausgeschildert führt er mit einer Länge von 260 Kilometer einmal rund um den flächenmässig drittgrössten See Europas. Je nach fahrbarem Untersatz, Fitnesslevel und mehr oder weniger gedrängten Agenda, lässt sich der Bodensee in drei bis fünf Tagen umrunden. Dabei gilt: Unterwegs locken an heissen Tagen nicht nur zahlreiche idyllische Badeplätze, sondern es gibt auch sonst viel zu sehen.
Ende März hatten wir rund um den Vierwaldstättersee unsere erste mehrtägige Velotour unternommen. Diese Art des Reisens hat uns so gut gefallen, dass wir über Pfingsten die zweite Seeumrundung in Angriff nahmen. Auch diesmal waren wir mit E-Bikes unterwegs. Im Gegensatz zur Runde um den Vierwaldstättersee erwartete uns am Bodensee ein komfortabler Gepäcktransport, so dass wir ohne jeglichen Ballast frisch-fröhlich von A nach Z radeln konnten. Initiiert wurde diese Tour von den Private Selection Hotels, die verschiedene mehrtägige Velotouren zu Mitgliedshotels als Packages anbieten. Das Angebot umfasst jeweils die Übernachtungen mit Halbpension, den Gepäcktransport von Hotel zu Hotel, Kartenmaterial und Routenbeschrieb sowie auf Wunsch die CountryBike oder E-Bike-Miete (inkl. Helm und Satteltasche).
Tag 1: Anreise & Velo-Check in Lipperswil
Startpunkt unserer Velotour entlang dem Bodensee-Radweg ist das Wellnesshotel Golf Panorama bei Lipperswil. Ein Hotel, das sowohl Golferinnen als auch Wellness-Liebhaberinnen ein Begriff sein dürfte. Wo einst die Stallungen einer Schweinezucht standen, bietet heute das Golf Panorama einen Rückzugsort für alle, die sich ein paar Erholungstage im Grünen gönnen möchten. Die Lage ist hier derart «ab vom Schuss» (im positiven Sinne), dass sich das Direktionspaar über mehrere Jahre dafür einsetzen musste, dass das Hotel von Tür zu Tür mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar ist. Doch Hartnäckigkeit zahlt sich aus und so kam mit dem Fahrplanwechsel 2018/2019 die langersehnte Postautoverbindung vom Bahnhof Weinfelden zum Golf Panorama dazu. Und genau diese Verbindung nutzen wir am Tag unserer Anreise.
Im Hotel erwarten uns die beiden reservierten E-Bikes und nach einem kurzen Velo-Check, entspannen wir den Rest des Nachmittags im grosszügigen Wellnessbereich des Golf Panorama.
Später werden wir im Rahmen der Halbpension im Hotelrestaurant Lion d’Or mit einem feinen Menü verwöhnt. Der Anreisetag neigt sich im Nu dem Ende zu und in Anbetracht der tollen, relaxten Atmosphäre des Golf Panorama lohnt es sich, früh anzureisen, um die Annehmlichkeiten voll auszukosten.
Tag 2: via Insel Reichenau nach Radolfzell
Wir starten gemütlich in den ersten Velotag. E-Bikes sei Dank werden wir flott unterwegs sein und können ohne Bedenken die eine oder andere Zusatzschlaufe einbauen. Beim Frühstück diskutieren wir die Routenoptionen. Heute stellt sich uns nämlich die Qual der Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Wegführungen. Möchten wir den Bodensee-Radweg in seiner vollen Länge abstrampeln, dann müssten wir dem Untersee auf Schweizer Seite bis nach Stein am Rhein folgen, dort den Rhein queren und weiter nach Radolfzell pedalen. Die Strecke Kreuzlingen – Stein am Rhein ist sehr schön und wer noch nie in Stein am Rhein war, dem empfehle ich auf jeden Fall diese Variante.
Da ich diese Gegend jedoch schon aus verschiedenen Perspektiven kennenlernen durfte, entschliessen wir uns, stattdessen dem deutschen Ufer des Untersees bis nach Radolfzell zu folgen. Auf dieser Route lässt sich die Velotour mit einem Abstecher auf die Insel Reichenau kombinieren und die steht schon länger auf meiner Bucket List. Wir folgen dem ausgeschilderten Veloweg Richtung Wäldi, wo der Napoleonturm Hohenrain einen 360° Blick über das hügelige Thurgauer Hinterland bis zum Bodensee und dem Alpstein bietet; ein tolles, eher unbekanntes Ausflugsziel der Ostschweiz. Abseits der Hauptstrassen führt uns der ausgeschilderte Veloweg durch lichte Wälder und offen Felder von den Anhöhen des Hinterlandes nach Ermatingen ans Ufer des Bodensees hinunter.
Hier kreuzt sich unser Weg mit dem Bodensee-Radweg, dem wir bis nach Konstanz folgen. Sowohl auf der Schweizer als auch auf der deutschen Seite des Bodensees sind die Radwege bestens ausgeschildert und wir finden uns auch ohne Blick ins Radtourenbuch gut zurecht. Und so werden wir auch ohne Umwege auf die Insel Reichenau gelotst. Auf der Insel folgen wir dem Reichenauer Radrundweg, der uns an allen Sehenswürdigkeiten vorbei einmal rund um die Insel leitet. Es lohnt sich, bei den drei Kirchen Sankt Georg, Münster St. Maria und Markus und Sankt Peter und Paul je einen Stopp einzulegen und die Wandmalereien zu besichtigen. Die Klostervergangenheit hat der Insel im Jahr 2000 den Status UNESCO Welterbe eingebracht.
Das Geschäft, wo das Reichenau-Inselbier verkauft wird, hat beim Vorbeifahren leider geschlossen und so trampeln wir noch einige Kilometer weiter, bis nach Allensbach. Dort gibt es eine schöne Uferpromenade, die sich bestens für eine Mittagsrast eignet.
Allzu lange verweilen wir nicht, denn auch unser heutiges Etappenziel punktet mit einem direktem Seezugang. Die grossflächige Saunalandschaft des bora HotSpaResorts in Radolfzell verzeichnet viele Stammgäste. Gut zu wissen: Der gesamte Wellnessbereich (auch die Liegewiesen, der Aussenpool sowie der Seezugang) ist textilfreie Zone. Wer ausgiebiges Saunieren mag, der wird hier auf jeden Fall voll auf seine Kosten kommen. Als nicht derart passionierte Saunagängerin, ziehe ich die Dachterrasse, der Liegewiese vor. Zuoberst auf dem bora HotSpaResort befindet sich der perfekte Spot, um mit einem Drink auf die ersten absolvierten Velokilometer anzustossen und vor dem feinen Abendessen im Hotelrestaurant Rubin ein Apéro zu geniessen.
Tag 3: vielseitiges deutsches Bodenseeufer im Fokus
Der zweite Velotag ist nicht nur der mit den meisten Kilometer, sondern auch der mit der höchsten Dichte an Sehenswürdigkeiten. Auch hier erlauben wir uns eine Adaption der puristischen Bodensee-Radweg Variante. Und so folgen wir dem ausgeschilderten Radweg über den Sophienberg Richtung Wallhausen. Leider sind die Wolken träger als angenommen und so ist die Fernsicht vom Sophienberg an diesem Morgen etwas eingeschränkt. Bei guten Wetterbedingungen bietet dieser Aussichtspunkt nebst dem Napoleonturm einer der besten Panoramablicken über den Bodensee bis zu den Alpen.
Der Vorteil dieser Route: Wir sparen uns nicht nur einige Kilometer, sondern kommen zusätzlich in den Genuss einer kurzweiligen Fährüberfahrt von Wallhausen nach Überlingen. Die Personenfähre (Velos sind erlaubt) fährt in den Sommermonaten stündlich (siehe Fahrplan) und erlaubt so eine Abkürzung der Schlaufe um den Überlinger See.
Der Bodensee-Radweg führt in Überlingen direkt beim Hafen vorbei und so ist es für uns einfach, den Einstieg auf der deutschen Bodenseeseite zu finden. Zwischenzeitlich hat der Himmel aufgeklart und wir radeln bei prächtigstem Wetter Richtung Uhldingen. Hier empfehle ich einen Stopp beim Pfahlbauten Museum, das sich direkt an der Uferpromenade befindet. Der Museumsbesuch beinhaltet ein rund 10-minütiges multimediales Intro im «Archaeorama». Danach kann das Gelände individuell erkundet werden. Je nachdem ob ihr euch alle Informationstafeln durchlest oder einfach gemütlich durchstreift, benötigt ihr rund 45 – 90 Minuten für einen Rundgang inklusive des Auftaktes im Archaeorama (Infos zu Öffnungszeiten, Ticketpreise etc. gibt’s hier: Pfahlbauten Museum Uhldingen).
Auf Uhldingen folgt gleich das nächste Highlight am Bodensee – das hübsche Städtchen Meersburg. Auch hier könnte man ohne Probleme zwei, drei Stunden verweilen. Ein schöner Aussichtspunkt findet ihr oberhalb der Burg an der Stettener Strasse. Meersburg gehört zu den meist besuchten Ortschaften am Bodensee – dementsprechend solltet ihr euch darauf einstellen, dass ihr euch hier die Gässchen mit zahlreichen anderen Ausflüglern und Velofahrern teilt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf haben wir uns bewusst gegen eine Mittagspause in Meersburg entschieden, auch wenn sich dies distanzmässig gut angeboten hätte.
Stattdessen radeln wir noch einige Kilometer weiter bis nach Immenstaad am Bodensee. Hier serviert der Seehof direkt am Hafen feinste lokale Gerichte auf hohem Niveau. Bei unserem Besuch war noch Spargelsaison und zu meiner Begeisterung gab es eine eigene Spargelkarte.
Trotz der mittäglichen Schlemmerei müssen wir am Nachmittag nochmals kräftig in die Pedalen treten. Von Immenstaad bis zu unserem Etappenziel Bad Schachen bei Lindau sind es noch gut 30 Kilometer. Dazwischen kommt noch Friedrichshafen, das mit dem Zeppelinmuseum sowie dem Dornier Museum weitere spannende Sehenswürdigkeiten bereithält. Wir verschieben das Eintauchen in die Welt der Luft- und Raumfahrt auf ein andermal und belassen es bei einem Fotostopp an der Uferpromenade. Stattdessen gönnen wir uns wenige Kilometer später in Nonnenhorn nochmals eine kulinarische Pause. Auf Instagram wurde mir die Einkehr im Haus am See empfohlen – definitiv ein top Tipp! In einem lauschigen Garten mit Seestoss werden hier sündig-feine Kuchenkreationen aufgetischt.
Als Abschluss dieses rundum perfekten Tages erwartet uns in Bad Schachen ein historisches Grand-Hotel mit Seeanstoss und nostalgischem Seebad. Der perfekte Ort, um diesen Tag ausklingen zu lassen.
Tag 4: Kultur & Genuss zwischen Lindau & Bad Horn
Am vierten Tag der Bodensee-Umrundung lässt unser Wetterglück nach. Während wir das Frühstück im Hotel Bad Schachen draussen auf der Hotelterrasse geniessen und danach im freundlichen Morgenlicht durch die kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt von Lindau kurven, haben eine Stunde später bei unserer Ankunft in Bregenz dicke Wolken den Himmel überzogen.
Kurz überlegen wir, den geplanten Abstecher auf den Pfänder sausen zu lassen. Doch schlussendlich überwiegt die Neugier. Der 1’000 m hohe Pfänder gilt als Hausberg von Bregenz und ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Gegend. Selbst bei diesen ungünstigen Bedingungen gibt uns die Aussicht vom Pfänder einen schönen Überblick über den Bodensee, das Rheindelta und die Allgäuer Alpen.
Alternativ (solltet ihr noch grösseres Wetterpech haben, als wir) lohnt sich ein Besuch des Kunsthaus Bregenz, das immer wieder mit spannenden zeitgenössischen Ausstellungen zu begeistern vermag. Der Bodensee-Radweg führt uns vom Stadtkern von Bregenz direkt zum berühmten Festspielhaus von dort im zick-zack durch die von Kanälen geprägte Landschaft im Rheindelta bis zur Grenze ein Rheineck. Nun sind wir zurück auf Schweizer Boden.
Bis zu unserem Etappenziel in Bad Horn gibt es noch zwei interessante Gebäude zu besichtigen. Das ist zum einen die nach den Plänen des Künstlers und Architekt Friedenreich Hundertwasser erbaute Markthalle Altenrhein sowie das Würth Haus in Rorschach, wo wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst aus der Würth Sammlung gezeigt werden (kostenfrei zugänglich). Der Bodensee-Radweg führt an beiden Orten vorbei.
Pünktlich mit den ersten Regentropfen erreichen wir das Bad Horn Hotel & Spa, das wie das bora HotSpaResort sowie das Hotel Bad Schachen mit einem direktem Seeanstoss punktet. Und der Wellnessbereich nicht nur über ein Aussensprudelbad, sondern auch über einen neckischen Steg verfügt, lasse ich mich vom Freund tatsächlich zum Sprung in den 17° frischen Bodensee verleiten.
Tag 5: zurück ins Thurgauer Hinterland
Auch im Bad Horn Hotel & Spa ist sowohl das Abendessen wie auch das Frühstück wie in allen vier Hotel-Stopps dieser Rundtour vorzüglich. Die heutige Etappe führt uns dem Bodensee entlang von Horn via Arbon, Romanshorn und Kreuzlingen zurück ins Hotel Golf Panorama bei Lipperswil. Einen Grossteil dieser Strecke haben wir bereits 2017 einmal mit dem E-Bike absolviert. Und da wir diesmal von düsteren Regenwolken «verfolgt» werden, belassen wir es bei einem kurzen Zwischenstopp beim Hafen in Kreuzlingen und fordern stattdessen unsere Fitness. Bei den Flyer E-Bikes stellt bei Geschwindigkeiten über 25 km/h die elektronische Unterstützung ab und wer sich auf E-Bikes zu wenig gefordert fühlt, dem empfehle ich, konstant 27 km/h zu halten – mal schauen, ob eure Muskeln dann nicht doch gefordert werden.
Kurz vor dem einsetzenden Landregen erreichen wir unseren Ausgangspunkt und geben die E-Bikes samt Zubehör zurück. Perfektes timing – zumindest beinahe. Denn wir waren an diesem Tag so schnell unterwegs, dass wir das Ziel vor unserem Gepäck erreicht haben. Doch das ist nicht weiter schlimm – in der Bar vom Golf Panorama Hotel lässt es sich gut verweilen.
Praktische Tipps für die Velotour entlang dem Bodensee-Radweg
- Ab Zürich ist der Ausgangspunkt der Velotour – das Golf Panorama – in etwas mehr als einer Stunde mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar (1h 15min über Weinfelden nach Hattenhausen, Golfpanorama).
- Die vier Etappen unserer Velotour entlang dem Bodensee-Radweg waren zwischen 45 – 65 Kilometer lang. Ein übersichtlicher Routenbeschrieb der gesamten Umrundung findet sich bei Schweiz Mobil.
- Die Bodensee-Umrundung ist durchgehend gut ausgeschildert. In Deutschland sind es im Gegensatz zur Schweiz keine Wegweiser mit Routennummern, sondern es sind lediglich die Ortschaften aufgeführt. Nebst Wegweisern leiten einem auch Bodenmarkierungen gut sichtbar den richtigen Weg.
- Der Bodensee-Radweg verläuft mehrheitlich abgesetzt von stark befahrenen Hauptstrassen auf Nebenstrassen ohne Durchgangsverkehr, reinen Velostrassen oder Forstwegen.
- Das Angebot «rund um den Bodensee mit dem Rad» der Private Selection Hotels ist ab 994 CHF für 4 Nächte / 5 Tage buchbar. Wer wie wir ein E-Bike dazumietet, bezahlt ab 1’207 CHF im Doppelzimmer Standard.
- Der Gepäcktransport wird durch Eurotrek organisiert und die E-Bikes werden von Rent a Bike zur Verfügung gestellt. Der Gepäcktransport hat super funktioniert und unser Gepäck war – mit Ausnahme des letzten Tages – jeweils vor uns am Ziel.
Hinweis: diese Reise wurde von den Private Selection Hotels unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren.
Hallo Anita,
den Bodensee-Radweg werde ich mir mal als interessante Tour für unsere nächste Radreise merken. Wir sind in diesem Jahr zum zweiten Mal in dieser Form unterwegs gewesen – auch mit Gepäcktransport und bestens organisiert :-) Nachdem wir jetzt also an der Donau und der Altmühl entlang geradelt sind, wäre der Bodensee perfekt, wenn es mal wieder länger mit dem Rad losgehen soll. Vielen Dank für diesen Tipp und deinen schönen Beitrag.
Liebe Grüße
Martina