Ein Winterwochenende in Zermatt ist immer eine gute Idee – und wenn sich dies mit der Besichtigung eines «neuen» Hotels verbinden lässt, umso besser. Anfangs Februar haben wir uns in Zürich schwer bepackt (hat jemand einen Tipp, wie man mit leichtem Gepäck in die Skiferien fährt?) auf den Weg Richtung Zermatt gemacht. Ziel unserer Reise: der Schweizerhof Zermatt. Ein Hotel, das nicht erst seit anfangs dieser Saison an bester Lage direkt gegenüber dem Bahnhof Gäste empfängt. Doch in den letzten acht Monaten hat das Haus eine Metamorphose durchlebt.
Hotel Schweizerhof Zermatt: alter Name, neues Gesicht
Auch wenn es vom Bahnhof bis zum Hoteleingang keine zwei Minuten Fussmarsch ist, werden wir stilgerecht mit dem Elektromobil im retro Design abgeholt und durchschreiten wenige Minuten später die mächtigen Holztüren, die uns den Weg in die Lobby weisen. Dahinter erwartet uns ein einladender und durchlässig gestalteter Lobby-, Bar- und Essbereich, der «Wohnzimmerfeeling» versprüht.
1982 im überdimensionierten Chalet Stil erbaut, war der Schweizerhof Zermatt lange Zeit ein durchschnittlicher 4-Sterne-Betrieb ohne Prunk und Pomp. 2017 wurde das Hotel sowie die dazugehörenden Residenzen zum Verkauf ausgeschrieben. Der Zuschlag erhielt Unternehmer und Investor Michel Reybier. Der Franzose ist in der Schweiz bereits an einigen Hotels mitbeteiligt.
Nach achtmonatiger Umbau- und Renovationsphase eröffnete der Schweizerhof Zermatt am 21. Dezember 2018 mit altem Namen aber in neuer frische seine schweren Holztüren. Beim Neustart wollte man sich von allen Altlasten entfernen und startete auch auf Buchungs- und Bewertungsplattformen wie Tripadvisor und Booking bei 0. Kein leichtes Unterfangen, wie uns auf dem Hotelrundgang der General Manager verrät. Die Neueröffnung des Schweizerhofs erfolgte ebenfalls unter einer 4-Sterne-Klassierung, wobei das Hotel sich weniger über Sterne, als viel mehr über Serviceleistungen definieren möchte; inhouse-Skiservice, Skiraum mit Kaffeemaschine, betreuter Kids-Club mit Kletterwand und einer Technik, in die die neusten Trend mit eingeflossen sind.
Als Erstes nehmen wir unser Zimmer in Augenschein. Wir sind in einem Doppelzimmer auf der Seite der Bahnhofstrasse untergebracht. Die verschiedenen Grundrisse haben das verantwortliche Design- und Architekturbüro Kristian Gavoille & Valérie Garcia vor Herausforderungen gestellt. Doch das Resultat überzeugt. Speziell an unserem Zimmer ist die Dachschräge mit dunklen Balken. Mir gefällt’s! Die Doppelzimmer sind grosszügig gehalten, sodass genügend Platz vorhanden ist, um all die eingepackten Wintersachen zu verstauen. Dazu kommen Extras, wie Tablets, mit denen sich die Beleuchtung (und sonst noch so einiges) steuern lässt, soundstarke Marshall Boxen und modernste Dyson Haartrockner.
Noch mehr Platz und schicke Badeecken finden sich in den Junior Suiten. Und wenn das Hotelzimmer mit Balkon auf die Bahnhofstrasse ausgerichtet ist, dann ist auch der begehrte Matterhorn-Blick im Zimmerpreis inkludiert.
Cool & Cozy
Während die Zimmer mit warmen Farbtönen und zurückhaltender Möblierung eine angenehme Ruhe ausstrahlen, erwartet einem im Erdgeschoss ein buntes Potpourri. Lobby, Restaurant, Barbereich und Lounge gehen fliessend ineinander über. Ab 11 Uhr ist in der Schweizerhof Kitchen durchgehend Betrieb – keine Selbstverständlichkeit in Zermatt, wo viele Restaurants am Nachmittag schliessen. Der Stolz der Küche: der Grill und der Pizzaofen. Das Menu bietet eine schöne Mischung aus Klassikern und regional verwurzelten Kreationen. So bleibt mir die Qual der Wahl, ob ich nun das Tatar vom Bergrind nach Zermatter Art, die Raclettissima oder den Cheese Beefburger als Klassiker probieren soll. Der Freund entscheidet sich für die BBQ Pizza – mit Pfiff, wie er mir nach dem ersten Bissen bestätigt.
Nach dem Essen kann man sich entweder in einen der Fauteuils fläzen und in aller Ruhe ein Buch lesen, oder aber sich im Wellnessbereich des Hotels entspannen. Der Spa des Schweizerhof Zermatts umfasst einen grossen geheizten Pool (der uns aufgrund der warmen Lufttemperatur zuerst etwas frösteln liess), zwei Saunen, ein Dampfbad, Kneippanlagen und zwei Whirlpools.
Wer sich nach einem sportlichen Skitag eine besondere Entspannung gönnen möchte, dem kann ich die Massagen empfehlen. 50 Minuten kosten 150 Franken – aber die sind es wert! Meine Verspannungen im Nackenbereich waren nach der Distressing-Signature-Massage merklich gelockert.
Der perfekte Skitag im besten Skigebiet der Alpen
Während wir den ersten Tag in Zermatt ruhig angingen, das Hotel unter die Lupe nahmen und uns im Wellnessbereich entspannten, lockt uns am zweiten Tag das herrliche Wetter früh aus den Federn. Kurz frühstücken, die Skier fassen und ab auf den Berg! Der Schweizerhof Zermatt hat im Untergeschoss einen eigenen Vermietungsservice. Um die Schlepperei zu reduzieren, hatte ich dementsprechend meine Skier zu Hause gelassen und nur die Skischuhe mitgenommen. Ruckzuck erhalte ich ein passendes Paar Ski in die Hand gedrückt und los geht’s. Praktischerweise liegt die Gornergratbahn gleich ums Eck.
Zermatt steht in den Rankings der besten Skigebiete im Alpenraum regelmässig zuoberst auf dem Treppchen. Verdient, wie ich finde. Die 79 CHF für den Tagesskipass (auf Schweizer Seite) sind zwar kein Schnäppchen, dafür stehen einem damit 200 Pistenkilometer in Höhenlagen bis über 3’800 m ü. M. offen. Wir staunen, wie gut sich die Leute an einem Samstag verteilen und wir nirgends in einer langen Schlange anstehen müssen. Wer wie wir den Skitag gerne mit einer Hütteneinkehr verbindet, dem sei an dieser Stelle empfohlen, sein Plätzchen im Vorfeld zu reservieren. Die Tische im Chez Vrony, Findlerhof und im Paradies sind in der Regel begehrt. Wir haben uns diesmal fürs Paradies entschieden und dies keine Sekunde bereut – der Ausblick, das Essen – perfekt!
Zermatt Après-Ski Tipps: drink & dine around
Wer vom Rothorn via Tuftern der Talabfahrt nach Zermatt folgt, der kann das Cervo mit seiner Sonnenterrasse nicht verpassen. Jeweils ab 15:00 Uhr sorgen dort DJ’s und Musiker für Stimmung und lassen einem garantiert länger verweilen, als man eigentlich geplant hat. Während wir im Cervo bei einer heissen Schokolade und Eistee bleiben, probieren wir später die «not so soft» Kreationen des Bar-Teams vom Schweizerhof Zermatt. Auf den Apéro folgt das Abendessen im la Muña. Nebst der Schweizerhof Kitchen hat der Schweizerhof zwei weitere Restaurants im Angebot. Zum einen die Cheese Factory mit typischen Walliser-Gerichten und traditionell schweizerischer Kost, zum anderen das peruanisch, japanisch inspirierte la Muña. Als Fan der peruanischen Küche fällt mir der Entscheid für einmal leicht. Und das Ceviche vermag meine hohen Erwartungen zu erfüllen. Dass der dazu servierte Hauswein von einem der bekanntesten Weingüter der Region Bordeaux stammt, ist ebenfalls auf den neuen Besitzer zurückzuführen. Das Château Cos d’Estournel gehört zum Portfolio von Unternehmer Michel Reybier.
Nebst dem überzeugenden kulinarischen Angebot im Schweizerhof Zermatt, gibt es natürlich rundherum jede Menge ebenso tolle Alternativen. Zu unseren Favoriten zählt das 1818 Eat & Drink und das Cervo Puro.
Bei jedem Besuch suchen wir uns mindestens ein Restaurant heraus, das wir noch nicht kennen. Diesmal fiel unsere Wahl auf das mit zwei Michelin Sternen ausgezeichnete After Seven. Zur Auswahl stehen hier ein 4-Gang, ein 5-Gang oder ein 7-Gang Menü. Leider hat das Menü nicht vollumfänglich meinen Gout getroffen. Zu viele Showeffekte, zu wenig solide Geschmackskombinationen. Interessant finde ich hingegen die Weinbegleitung, die sich mit Ausnahme eines «Portweins» aus dem Waadtland auf Walliser Weine konzentriert.
Davon abgesehen war dies wiederum ein durchwegs gelungenes Skiweekend in Zermatt. Und wer auf der Suche nach einem zentral gelegenen, unkomplizierten und lässigen Hotel mit einem Hauch Luxus ist, der ist mit dem Schweizerhof gut bedient.
Weitere Tipps für dein Winterwochenende in Zermatt
- Die Zimmerpreise starten in der Wintersaison bei 390 CHF pro Zimmer / Nacht inklusive Frühstück und Zugang zum Wellnessbereich.
- Wer möglichst viele spannende Pisten an einem Tag befahren möchte, der folgt der Matthorn Skisafari.
- Wer’s lieber gemütlich mag, der begibt sich auf einen der zahlreichen Winterwanderwege. Mir gefällt insbesondere die Wanderung via Furi zur Stafelalp oder die Tour Zermatt-Findeln-Sunnegga inklusive Einkehr im Chez Vrony.
- Bei schlechtem Wetter lohnt sich der Besuch im Matterhorn-Museum Zermatlantis.
- Zermatt hat dynamische Skipasspreise. Zur Auswahl stehen der Skipass Zermatt / International und der günstigere Beginner Skipass, der sich auf das Gebiet Sunnegga beschränkt. Die aktuellen Preisinfos findet ihr hier: Skipasspreise Zermatt
Hinweis: Unser Winterwochenende in Zermatt wurde vom Schweizerhof Zermatt und Zermatt Tourismus unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren.
Wow. Das sieht traumhaft aus (Hotel und Natur). Ich war noch nie in Zermatt, muss das unbedingt nachholen. Dein Bericht macht Gluscht, danke.
Vielen Dank Anita für die Erwähnung unseres Restaurants als einer deiner Favoriten in Zermatt – wir freuen uns sehr darüber.
Ein toller Bericht über Zermatt inklusive wunderschönen Bilder!
Ich hab auch Lust bekommen mal wieder nach Zermatt zu fahren! So schön, vor allem bei so einem grandiosen Wetter :)