Segantini war ein weiser Mann. Der Maler, der einige Winter in Soglio verbrachte, bezeichnete den Ort als „Schwelle zum Paradies“ (la soglia del paradiso). Besser könnte ich es nicht beschreiben – Soglio ist einer der malerischsten Ortschaften, die ich bisher gesehen habe. Das Bergdorf liegt weit hinten im Bergell auf rund 1‘000 m.ü.M. und verzückt mit engen Gässchen und hübschen Häuser. Italienisches Flair und Schweizer Urchigkeit verschmelzen zur Perfektion. Oh ja, Soglio, du hast mich verzaubert.
Nun, welcher Weg führt denn zur Schwelle des Paradieses?
Nach Soglio fahren Postautos. Aber hei Leute, zum Paradies fährt man doch nicht mit dem Postauto (und schon gar nicht mit dem Privatauto) – da sollte man sich schon ein bisschen anstrengen vorher. Nach kurzer Recherche habe ich auf MySwitzerland einen tollen Wandervorschlag entdeckt: Genannt „La Panoramica“ führt dieser Höhenweg von Casaccia rund 15 km bis nach Soglio (respektive noch ein wenig weiter nach Castasegna).
Start der Wanderung nach Soglio in Casaccia
Wir starteten diesen Ausflug früh am Morgen im Nira Alpina. So früh, dass es noch kein Frühstück im Hotel gab. Wir bekamen jedoch ein sehr reichhaltiges Lunchpaket mit auf den Weg. Eigentlich wollten wir auch gar nicht so früh los, aber der ominöse Postautofahrplan liess uns gar keine andere Wahl. Die Postautolinie St. Moritz – Chiavenna fährt eigentlich stündlich – ausser zwischen 8.00 – 9.00 Uhr, da fährt keins (liebe Postauto-Mitarbeiter – falls ihr dies lesen solltet, bitte ich um Erklärung).
Wir standen somit pünktlich um 7.37 Uhr mit Lunchpaket und Wanderlust bewaffnet an der Haltestelle Silvaplana Post. Die Postautofahrt führte uns über den Maloja-Pass (der einzige Pass, der nur „runter“ geht) vom Oberengadin ins Bergell bis nach Casaccia. Die Fahrt dauert rund 30 Minuten.
Ab hier war nun Muskelstärke gefragt. Der Weg führt zuerst ziemlich gemütlich durch Wald- und Weidelandschaften. Nach Roticcio folgt ein kurzer aber strenger Anstieg hinauf in die Wälder. Anschliessend führt der Weg zu einem grossen Teil durch bewaldetes Gebiet. Das Queren einiger Wasserläufe verursacht zu dieser Jahreszeit fast unvermeidbar nasse Füsse, da sich das Schmelzwasser in grossen Mengen tosend zu Tal stürzt. Immer wieder kann man grandiose Panoramablicke in die Bergwelt und hinunter ins Tal geniessen. Das Schönste ist aber, dass man allein unterwegs ist. Wir haben auf der gesamten Strecke nur zwei Leute angetroffen. Das war’s. Wir, der Wald, der Bach und die Berge – tolle Sache.
Wichtige Informationen für die Wanderung von Casaccia nach Soglio
Zu beachten gilt, dass der Wanderweg auf Naturwegen mit Wurzelstöcken und Steinen verläuft. Es sollten dementsprechend auch richtige Wanderschuhe angezogen werden. In der Summe überwindet man auf den 15 Kilometer 1‘150 Höhenmeter – 400 m hoch und 750 m runter. Da ist das Vorhandensein einer Grundfitness von Vorteil. Wir benötigten für diese Strecke ohne lange Pausen rund 4 Stunden. Der Wanderweg ist super geeignet für Leute, die nicht unbedingt Gipfel erstürmen wollen, sondern bei denen der Landschaftsgenuss im Vordergrund steht.
Ausgangspunkt | Casaccia, Villaggio |
Länge | 14 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 575 m ↘ 934 m |
Dauer | 4:30 h |
Zielort | Soglio, Villaggio |
Du hast tolle Bilder gemacht, Eine wunderbar wilde Landschaft. Ich war vor zwei Jahren in Soglio (auf dem Weg nach Lugano) und versprach mir selber, mit mehr Zeit im Gepäck zurück zu kehren. Vielleicht dieses Jahr während des Kastanienfestivals? Mal sehen, ob ich es schaffe :)
Danke :) Kastanienfestival?! das tönt vielversprechend!
Klasse Bilder, das sieht nach einer unglaublich schönen Wanderung aus! Vielleicht sollte ich auch einmal durchs Bergell wandern :)
Unbedingt! Ich kann es nur weiterempfehlen :)
Schöner Bericht Anita! Macht mir viel Lust auf unsere Tour auf der Panoamica im Juni… wurde mir empfohlen und scheint wirklich klasse zu sein!
Liebe Grüße aus Limburg, Jörg
Am 3. Oktober 2018 werde ich hinfahren. – Leider hat sich für das Programm am 4. Oktober sonst noch niemand gemeldet als ich. – Treffpunkt in Promontogno beim Postauto-Halt um ca. 10.20 Uhr. Dann Wanderung durch Kastanienwald mit Wanderführer, weiters hinüber ins Italienische, nach Villa di Chiavenna, Blick auf Soglio, mit kleiner Führung dort, alles in deutscher Sprache. – Rückkehr um ca. 17 Uhr mit Schweizer Postauto. – Wer macht noch mit ?