Unser letzter Europa-Städtetrip im 2017 führte uns kurz vor Weihnachten nach Riga. Ich war bereits im November 2016 für eine Nacht in der lettischen Hauptstadt. Was ich damals aus dem Autofenster «aufschnappte» gefiel mir so gut, dass ich mir damals vornahm, mit mehr Zeit nach Riga zurückzukehren. Gesagt, getan!
Gereist – Weekendtrip
Air Baltic bietet auf der Strecke Zürich-Riga Direktflüge an. Leider sind die Flugverbindungen nicht «optimal» für all diejenigen, die gerne das Maximum eines Wochenendes für eine solche Städtereise ausreizen. Nach aktuellem Flugplan gibt es am Freitag eine Verbindung, die gegen 17:00 Uhr in Riga landet. Der Rückflug am Sonntag startet bereits am Mittag. So bleibt einem nur der Samstag als voller Tag. Wir hatten somit analog zum bekannten New York Times Travel Guide genau 36 Stunden Zeit, Riga auszukundschaften.
Getan – Sehenswürdigkeiten in Riga
Riga bietet meiner Ansicht nach eine perfekte Grösse, um zu Fuss durch den Stadtkern zu streifen. Ergänzend dazu verbindet ein dichtes Bus- und Strassenbahnnetz die Stadtteile miteinander. Wir haben jedoch ausser der Verbindung zum Flughafen alles zu Fuss erkundet.
Durch die Altstadtgassen streifen |
Ich hatte mir insgeheim für unsere Städtereise nach Riga einen ordentlichen Haufen Schnee gewünscht. Vergangenes Jahr erlebte ich die lettische Hauptstadt im November frisch verschneit und es war schlicht zauberhaft. Wettertechnisch konnte uns Riga in diesem Jahr weniger überzeugen. Aber das ist das bekannte Risiko bei Städtereisen in den Wintermonaten. Gleichwohl: auch grau steht Riga ziemlich gut. Am ersten Morgen flanierten wir ohne Ziel & Plan durch die hübschen Altstadtgässchen, die mit den farbenfrohen Fassaden und prunkvollen Jugendstilbauten an jeden Ecken schöne Fotomotive bieten. Seit 2008 zählt die Altstadt als eine der Ältesten und Traditionsreichsten im Ostseeraum zu den UNESCO-Weltkulturerben.
Nebst den zahlreichen historischen Gebäuden ist auch der Kreuzgang des Doms zu Riga (so heisst der offiziell) sehenswert. Der Eintritt kostet 3 Euro pro Person (über die Thematik «Eintrittspreise für Kirchen» kann man durchaus geteilter Meinung sein).
Eine weitere Attraktion und der wohl meist fotografierte Bau der Stadt ist das Schwarzhäupterhaus auf dem Rathausplatz. Das Haus im gotischen Baustil wurde im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und diente den Kaufleuten zur Zusammenkunft.
Die Rigaer Altstadt überzeugt nicht nur bei Tageslicht, sondern ist auch in den langen lettischen Winternächten eine Augenweide.
Einblick in die lettische Vergangenheit |
Riga wurde erst 1991 wieder zur Hauptstadt des freien, unabhängigen lettischen Staates. Zuvor zählte das Baltikum in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zur Sowjetunion. Hintergrundinformationen und spannende Einblicke in die vielschichtige Geschichte zwischen 1941 und 1991 bietet das lettische Okkupationsmuseum. Aufgrund Umbauarbeiten befindet das Museum aktuell in einem Provisorium an der Raiņa bulvāris 7 (Google Maps führt euch zum falschen Ort). Ebenfalls zum Museum gehört die Ausstellung im «Eckhaus», wie das ehemalige Hauptquartier des Komitees für Staatssicherheit (KGB) genannt wurde. Die Besichtigung der beiden Ausstellungen ist kostenlos («Kollekte»). Im KGB-Gebäude finden zudem täglich geführte Exkursionen in die Kellerräumlichkeiten statt, die nicht öffentlich zugänglich sind. Die Führungszeiten und Ticketpreise findet ihr auf der Website des Museums.
Kunst angucken |
Einer meiner Höhepunkte war der Besuch im nationalen Kunstmuseum – weniger der Kunst wegen, sondern vielmehr wegen der beeindruckenden Architektur des Gebäudes. Im Sommer gibt es hier zudem eine Dachterrasse mit Blick über die Innenstadt (im Winter bleibt diese leider geschlossen). Das Kombiticket mit Zugang zu allen Ausstellungen kostet 6 Euro pro Person.
Ein Bücherparadies bewundern |
Ebenfalls sehenswert ist die lettische Nationalbibliothek, die sich vis-à-vis der Altstadt auf der westlichen Seite der Düna befindet. Uns ist das markante Gebäude bereits bei der Anfahrt mit dem Flughafenbus aufgefallen. Nachdem der Freund auf Instagram zusätzlich einen Tipp erhalten hat, haben wir der Bibliothek einen Besuch abgestattet und schön gestaunt! Ein prächtiger «Büchertempel», den man auch als Besucher (mit entsprechender Anmeldung am Info-Desk) besichtigen kann.
Klein & feines Shoppingglück |
Zur Vorbereitung für die Riga-Städtereise habe ich mich unter anderem durch die Spotted by Locals Empfehlungen durchgelesen. Darunter hat es zahlreiche Shopping-Tipps, die gerade in der Vorweihnachtszeit ideal zum Finden exklusiver Geschenke oder Mitbringsel sind. Besonders gefallen haben mir die historische Fussgängerpassage «Bergs-Bazar» mit schicken Boutiquen, die Galerija Istaba, die Kunstgalerie, Geschäft und Restaurant miteinander vereint (und viele tolle Accessoires verkauft) sowie die Papeterie Manille (ein Traum für alle, die schöne Schreibwaren und Kärtchen suchen).
Lässig ist auch der Bold Concept Store, wo ihr auserlesene Designprodukte aus dem Baltikum vorfindet.
Local Touch |
Mit Ausnahme des Johannistages (24. Juni) herrscht in den gigantischen Markthallen Rigas jeden Tag Betrieb. Als die Hallen 1930 eröffnet wurden, galten sie als eine der modernsten der Welt. Auch heute mögen sie mit ihren Ausmassen noch zu beeindrucken. Der Besuch lohnt sich aber nicht nur der Architektur wegen. Hier findet ihr baltische Spezialitäten, wie Birkensaft und Moosbeeren. Wir haben den Markthallen am Sonntagmorgen einen Besuch abgestattet, da zu dieser Zeit die meisten anderen Sehenswürdigkeiten noch geschlossen haben.
Gegessen – Restaurant Tipps für Riga
Ich bin ein Fan der nordischen Küche und habe bei der Recherche nach tollen Lokalen innert kürzester Zeit eine Handvoll Favoriten ausgemacht. Bei einem Zeitbudget von 36 Stunden mussten wir uns einige davon «herauspicken».
Brunch Eldorado | Innocent Cafe
Wer ein Café sucht, das bereits um 8:00 Uhr geöffnet hat und dazu ein hervorragendes Brunch-Buffet offeriert, der wird im Innocent Café (Blaumaņa iela 34) fündig.
Kaffeepause | Miit Coffee
Im Miit wird frisch gebrühter Kaffee in «schwarz» (ohne Milch) und «weiss» (mit Milch) Variationen serviert. Nebst hausgemachten Kuchen und Keksen hat das Miit auch warme Speisen (vegetarisch und vegan) im Angebot. Die Karten, die ihr im Bild seht, habe ich in der oben erwähnten Papeterie Manille gekauft.
Light Lunch | Riits
Im Riits (Dzirnavu Iela 72) sind wir am Samstagmittag eingekehrt und haben für Burger und Suppe 23 Euro bezahlt. Das kleine Restaurant überzeugt mit einem netten Ambiente und vielen frischen Bioprodukten. Bis um 12 Uhr gibt es auch eine spezielle Frühstückskarte.
Taste of Lettland | Valtera
Im Restaurant Valtera werden saisonale lettische Kreationen aufgetischt. Perfekt für alle, die einen Einblick in die moderne lettische Küche erhalten wollen. Wir haben für je eine Vorspeise und einen Hauptgang 68 Euro bezahlt. Als Tipp: Das «Forest Tartare» mit Elchfleisch ist hervorragend. Verbesserungspotenzial gibt es bei der Bedienung, die meiner Ansicht nach eher unaufmerksam und langsam war… (aber vielleicht hatten die auch einfach nur einen schlechten Tag).
Fine Dining | Vincents
Der kulinarische Höhepunkt folgte am Samstagabend im Vincents. In Lettland gibt es keine Sterne-Restaurants, ansonsten wäre das Restaurant Vincents vermutlich mit einem Michelin Stern ausgezeichnet. Wir zahlten für das Tasting Menu inklusive Weinbegleitung 350 Euro. Auf der Webseite steht, dass das Tasting Menu aus 6 Gängen besteht. Zählt man das Amuse Bouche sowie die Zwischengänge dazu, wurden uns insgesamt zehn verschiedene Gänge aufgetischt. Hingehtipp für alle, die einen Fine Dining Abend ebenso geniessen wie wir.
Geschlafen – zentral schlafen im Hotel
Wir haben zwei Nächte im Neiburgs Hotel verbracht, das sich mitten in der Altstadt in einem wunderschönen Jugendstil-Gebäude befindet. Die Zimmer haben alle Apartment-Grösse und beinhaltet eine kleine Kochnische. Überzeugt hat uns insbesondere die grosszügige Zimmergrösse sowie die super Lage unweit des Schwarzhäupterhauses. Für zwei Nächte haben wir inklusive Frühstück (das liess sich irgendwie gar nicht ohne Frühstück buchen) 242 Euro.
Praktische Tipps für deine Städtereise nach Riga
- Bus Nr. 22 verbindet den Flughafen Riga mit dem Zentrum. Die Fahrzeit dauert rund 30 min und das Ticket kostet 1.80 Euro, wenn man es am Automaten löst. Wenn man das Ticket direkt im Bus kauft, kostet es 2 Euro.
- Wer ein lokales Getränk probieren möchte, kommt um den «Black Balsam» nicht drumherum.
- Einen schönen Blick über die Altstadt gibt es vom Kirchenturm der Petrikirche aus.
Hach, nach Danzig steht nun Riga auf Platz 2 auf meiner Sightseeingliste für 2018! :) Und Dir einen lieben Dank für die vielen Impressionen und die spannenden Berichte in 2017! Komm‘ gut ins neue Reise-Jahr.
Ich muss zugeben, dass Riga auf meiner Wunschliste ganz oben steht. Deshalb danke Dir für deinen ausführlichen Beitrag und auch die tolle Fotos. Wenn ich dein Blog lese, möchte ich sofort meinen Koffer packen und auf die Reisen gehen. Wünsche Dir noch einen guten Rutsch ins Neue Jahr.
Nachdem es mich bisher immer in den Süden (insbesondere Italien ist mein absoluter Favorit und Dauerbrenner) gezogen hat, wollte ich in diesem Jahr den Norden Europas erkunden. Muss gestehen, dass ich Riga bisher gar nicht auf dem Schirm hatte und erst vor ein paar Wochen durch eine Freundin auf die Stadt gekommen bin, aber dein Beitrag hat so unglaublich Lust auf die Stadt gemacht. Complimenti. Die Fotos sind auch echt super! Tanti saluti – Julia