Das Åland Archipel birgt allerlei Überraschendes und – das ist der Clou – ist tatsächlich noch ein veritabler Geheimtipp als Sommerferiendestination. Nach dem Inselhopping durch das Schärenarchipel vor Turku, haben wir mit der Fähre die Åland Inseln angesteuert. Die zu Finnland gehörende, aber schwedisch sprechende Inselgruppe geniesst weitgehend politische Autonomie. Unter den Festland-Finnen wird gemunkelt, dass die auf ihren Inseln eh tun und lassen wie es ihnen gefällt. Das mag stimmen – und trägt zum Charme dieser Gegend bei.
Åland in a Nutshell
Zur Inselgruppe gehören 6’700 benannte Eilande und zusammen mit dem Turku-Archipel kommt man auf über 20’000 Eilande. Die grösste Gruppe nah beieinanderliegenden Inselteile bilden die Hauptinsel Fasta Åland mit einer Ausdehnung von 50 Kilometer in Nord-Süd und 45 Kilometer in Ost-West-Richtung. Wir haben unsere Entdeckungstour kreuz und quer über Fasta Åland in der Hauptstadt Mariehamn gestartet. Mit gut 11’500 Einwohnern eine übersichtliche Kleinstadt, die sich in einem rechteckigen Strassenrastersystem auf eine schmale Landzunge zwischen zwei Meeresbusen quetscht. Wir finden uns schnell zurecht, bewundern die grosszügige Lindenallee der Esplanaden und bummeln der Torggatan entlang, wo es einige nette, kleine Läden zu entdecken gibt. Danach begeben wir uns zum Seeviertel am Osthafen, das mit seinen Bootswerkstätten und Handwerkern eines der schönsten Fotomotive der Hauptstadt bildet. Hier werden immer noch nach alter Tradition Boote gefertigt. Alle, die ein Mitbringsel für zu Hause suchen, sollten einen Blick in den tollen Souvenirshop voller Handwerksprodukte in der Hafenanlage werfen. Wir enden den Stadtrundgang im Schifffahrtsmuseum auf der gegenüberliegenden Seite. Der interaktiv gestaltete Museumsrundgang informiert auf unterhaltende Art und Weise über die Bedeutung der Schifffahrt für die Åland-Inseln. Im Anschluss setzt man sich entweder ins Mietauto oder schwingt sich aufs Rad und startet die Inselerkundungstour. Nebst sehenswerten Bauten wie das mittelalterliche Schloss Kastelholm und das danebenliegende Freilandmuseum mit historischen Inselgebäuden, ist die Smakbyn (mit tollem Shop und Restaurant) und die Bierbrauerei Stallhagen definitiv einen Abstecher wert. Das alles liegt dankbarerweise relativ nah beieinander.
Ein Ort zum Verweilen: Havsvidden
Nachdem wir uns durch die Biervielfalt von Stallhagen durchprobiert haben (mein Favorit ist das «Dark Honey» Bier) reisen wir an den nördlichsten Zipfel von Fasta Åland: Havsvidden. Die Resort-ähnliche Anlage liegt wunderbar platziert an erhöhter Lage über einer Bucht mit faszinierenden pinkfarbigen Steinen. Wer hier ein Standard-Zweibettzimmer bucht, wird im ersten Moment irritiert sein. Wieso um Himmelswillen gibt es keine Zimmer mit Aussicht?! Die Antwort ist einfach: Der Gründer der Anlage liess sich beim Bau von anthroposophischen Kriterien leiten und ignorierte das Potenzial der tollen Aussicht. Gleichzeitig sind alle Zimmer ursprünglich als Einzelzimmer – und dementsprechend sehr platzsparend – konzipiert. Dieses «Manko» wurde mit dem Bau von wunderschön in die bewaldete Küstenlandschaft platzierte Villen mit phänomenalen Ausblick korrigiert. Ein herrliches Refugium für einige Tage Entspannung pur.
Robinson Feeling auf Silverskär
Nicht weit davon entfernt besteht die Möglichkeit, einige Tage eine ganze Insel komplett zu mieten. Möglich ist das auf den Inseln Silverskär, Sviskär und Klobben – wobei für Silverskär und Klobben rein aufgrund der Grösse entweder das Geld sehr locker sitzen muss oder aber ein Event mit einer Horde Freunde ansteht. Sviskär dagegen bietet mit einer einfachen Holzhütte, vier Stockbetten einer Sauna und viel Natur rundherum das, was man sich wünscht, um komplett vom Alltag abzuschalten. Ich wäre dort gerne länger verweilt. Ganz in der Nähe zu Sviskär reifen irgendwo am Meergrund übrigens Veuve Clicquot Flaschen zu edlem Champagner heran. Das Projekt entstand nach einem Fund von 200-jährigen Champagnerflaschen in einem Schiffswrack.
Inselhopping im Schärenmeer
Zwischen den Åland Inseln besteht ein reger Fährbetrieb und es lohnt sich, durch die Ostsee zu schippern und die Schärenvielfalt von Deck aus zu bewundern. Ein besonderes Ausflugsziel, das man ab Kökar in gut einer Stunde erreicht, ist die mystische Baroneninsel Källskär. 1958 hat sich Baron Göran Åkerhielm in dieses Eiland verliebt, darauf Källskä erworben und zusammen mit dem finnischen Architekten Reima Pietilä ein kleines Wunderland erschaffen. In den Jahren darauf lud der Baron verschiedene Künstler, darunter die Mumintroll-Zeichnerin Tove Jansson, ein hier einen Sommer zu verbringen und sich von der Natur inspirieren zu lassen. Auch ich fühle mich auf Källskär wunderbar inspiriert, von den bizarren Steinformationen, den rosafarbenen Heidekrautblüten und den leuchtend roten Heidelbeerstaudenblättern. Åland erteilt jährlich an zeitgenössische Künstler und Kreativschaffende Stipendien für einen Aufenthalt auf Källskär – muss ich mir für ein allfälliges nächstes Buchprojekt im Hinterkopf behalten.
Geheimtipp Kökar
Wem auf Fasta Åland bereits zu viel Trubel herrscht, der wird sich auf der gut halb so grossen Insel Kökar sicher wohlfühlen. Nur 250 Personen wohnen dauerhaft auf der Insel und im Sommer herrscht vor allem beim Gästehaften mit Campingplatz Betrieb. Sowohl beim Campingplatz als auch beim charmanten Hotel Brudhall besteht die Möglichkeit, Velos zu leihen und damit die Insel zu erkunden. Die Herausforderung für uns ist, nur mit dem Rücktritt (ohne weitere Bremsen) zurechtzukommen. Aber wir schaffen es unfallfrei zu Peders Aplagård, wo es den allerleckersten Åland Pfannkuchen (und nicht minder leckere Apfelsäfte) gibt. Hei ist das fein! Und da bei der Rückfahrt die Kalorien sowieso gleich wieder verbrannt werden, kehren wir noch im Café Skärgårdsbröd gleich neben dem Hotel Brudhall ein. Hier backen zwei Festlandfinnen – Susanna und Caspar – nach einem alten Rezept das süssliche alandische Schwarzbrot, das mir in Kombination mit salziger Butter (und geräuchertem Lachs) am allerbesten schmeckt. Tolle Natur, allerlei lokale Spezialitäten und Unterkünfte mit «wow» Faktor – ihr könnt jetzt sicher verstehen, wieso es mir hier so gut gefällt.
Praktische Tipps für Åland
- Anreise via Helsinki, Turku oder Stockholm nach Mariehamn mit der Viking Line, Finnlines, Tallink Silja Line und Eckerö Linjen
- Übernachten in Mariehamn: Hotel Pommern oder Hotel Arkipelag
- Unterwegs zwischen den Åland Inseln: per Fähre (Verbindung Kökar – Fasta Åland 2.5 Studen – legt in Långnäs an)
- Mehr Infos zu den Åland Inseln bietet die Info-Seite von Visit Åland
- Gute Reisesaison: August / September – der finnische Hochsommer ist dann zwar schon vorbei, dafür gibt’s die Ruhe inklusive
Glur Reisen hat mich zu dieser Reise eingeladen. Der Skandinavien-Reisespezialist hat diverse Reiseangebot an der finnischen Westküste inklusive Åland im Sommerkatalog im Angebot und organisiert in Zusammenarbeit mit den lokalen Veranstaltern auch gerne massgeschneiderte Touren. Die Pressereise wurde zudem von Visit Turku, der Stadt Pargas, Visit Aland und Finnair unterstützt.
Fühl micht total angesprochen – werd ich mir als Reiseziel im Kopf behalten!!
Und wie immer: total schöne Bilder, am besten gefällt mir das rote Haus hinterm Kornfeld!!! TRAUM
Danke Marika das freut mich!
Schöner Beitrag, muss wohl Åland auf meine Bucketlist setzen.
Einige Tourtipps hab ich hier ja schon zusammen.
Wie ist auf den Inseln das Preisniveau?
Hoi Marco – freut mich, wenn der Beitrag gefällt. Das Preisniveau lässt sich am ehesten mit Deutschland vergleichen. Die Durchschnittspreise für eine Hotelübernachtung liegen je nach Saison zwischen 90-150 CHF (günstigere alternativen sind B&B und Campingplätze).
Skandinavien ist einfach nur traumhaft!! Ich möchte unheimlich gerne mal mit dem Camper im Sommer durch die nordischen Länder reisen und die Natur, Stille und Schönheit genießen…
Die süßen roten Häuser erinnern mich immer so an meine lieblings Kinderserie «Petterson und Findus», kennst du die? *-* Ich bekomme sofort bauchkribbeln wenn ich das sehe!
Deine Reisefotografie ist übrigens unheimlich toll! Ich mag es total wie du unterschiedeliche Perspektiven bzw. «Extras» für Landschaftsaufnahmen verwendest, wodurch es einfach ganz besonders wirkt :)
Mach weiter so!
Liebste Grüße
Pauline <3
https://mind-wanderer.com/2018/08/17/girls-trip-to-vienna-what-we-saw-did-ate-in-3-days/