Als ich letzten Herbst in London an einer Summerschool zum Thema „scarcity“ teilnahm, waren in der internationalen Teilnehmerschar auch zwei ganz nette türkische Mädels mit dabei. Da Reisen doppelt Spass macht, wenn man unterwegs Freundschaften pflegen und dank Lokal-Vorteil in andere Kulturen eintauchen kann, meldete ich mich vor meiner Istanbul-Reise bei derjenigen, die in Istanbul wohnt. Erfreut stellte ich fest, dass sie auf der asiatischen Seite wohnt und mir somit Istanbul total abseits der ausgetreten Touristenpfaden zeigen kann. Die meisten Touristen machen zwar eine Bosporus-Bootsfahrt (wir hatten keine Zeit mehr dazu), setzen aber nur selten einen Fuss auf die asiatische Seite von Istanbul.
Früh am Morgen steuerten wir somit den Fährhafen Eminönü an. Zum Frühstück kaufte ich mir wie eine richtige Einheimische bei einem mobilen Simitverkäufer den beliebten Simit-Snack – einen ringförmigen Sesamkringel aus Hefeteig. Nun, das war eher eine trockene Angelegenheit, hat sich aber gut angefühlt.
Die Fährfahrt führte uns am geschichtsträchtigen Bahnhof Haydarpaşa vorbei. Von hier aus starten die Züge in Richtung Anatolien, Iran, Irak und Syrien. Ach, wie gerne wäre ich hier in einem der Züge in Richtung fernen Osten mitgefahren (ein ander mal…).
Am Fährhafen Kadiköy nahm uns meine Kollegin in Empfang (die rund eine Stunde Verspätung haben wir ihr mit türkischer Gelassenheit verziehen ;)). Zuerst spazierten wir entlang der schönen Uferpromenade und erkundeten die vielfältigen Gassen von Kadiköy, selbstverständlich mit einer obligaten Tee-Pause im wunderschönen Moda-Park mit Blick auf das Marmara-Meer. Aufgefallen ist uns, dass es auf der asiatischen Seite viel ruhiger zu und her geht – schon fast beschaulich.
Gestärkt fuhren wir mit einer „illegalen“ Taxi-Variante dem Bosporus entlang nordwärts. Ehrlich das sind genau diese Erlebnisse, die ich sonst als „normaler“ Tourist nie und nimmer erleben würde. Spannend wars! Ziel waren die Wälder im Stadtteil Beykoz. Wer den Aufstieg in die Anhöhen nicht scheut, kann eine tolle Sicht über die osmanischen Sommerpaläste geniessen. Touristen haben wir hier keine angetroffen, nur einige verliebte Pärchen, die die Stille der Natur gesucht haben.
Anschliessend machten wir uns zu Fuss zurück Richtung Üsküdar. Fussgängerfreundlich ist die Gegend nicht, nein. Mir war auf dem gefühlten 50 cm breiten Trottoir einige Male mulmig zumute. Kurz nach dem Passieren der alten Burganlage in Anadolu Hisan ging es mit dem Taxi weiter zum nächsten Kaffeestopp in Kuzguncuk. Kuzguncuk versprüht schon fast einen dörflichen Charme und hat unzählige alte Holzhäuser, die die Strassen säumen. Das Cinaralti Cafe, welches direkt am Bosporus liegt, war zu dieser fortgeschrittenen Nachmittagsstunde gestossen voll mit Einheimischen und es herrschte eine tolle Atmosphäre. Spannend an den Teegärten im Allgemeinen ist, dass viele Türken das Essen selber mitnehmen und dann nur einen Mokka oder einen Tee bestellen und den Nachmittag in Geselligkeit verbringen. Wir probierten dann gleich um die Ecke zum Kaffee auch noch die berühmten Teigtaschen – Börek-Pogača .
Zu guter Letzt bestaunten wir vom Leanderturm (Kiz Kulesi) in Üsküdar die gegenüberliegende Europäische Seite. Der Turm diente im Laufe der Zeit schon als Leuchtturm, optischer Telegraf, Quarantänestation, Zollstation und Alterssitz für Seeleute. Heute befindet sich darin ein Restaurant und zuoberst eine Aussichtsplattform. Diese tolle Abendstimmung rund um den Turm wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Hier ging unser ereignisreicher Tag mit meiner lieben türkischen Kollegin zu Ende ♥ und mein Tipp an euch: Ja, besucht die asiatische Seite, ihr werdet sie genauso lieben!
Hattet ihr auch schon die Gelegenheit einen Ort dank lokalen Bekanntschaften aus einem ganz anderem Blickwinkel zu erleben?
Tolle Bilder! Ich habe auch zwei Freundinnen in Istanbul die ich unbedingt mal besuchen muss! Lokale Kontakte sind das Beste was einem passieren kann. Man lernt so einen Ort immer ganz anders kennen als nur mit einem Reiseführer ausgestattet. :-) Auf Grund meines Studiums in England konnte ich ganz viele internationale Kontakte knüpfen und freue mich, dass viele dieser Kontakte auch weiterhin bestehen!
Danke Jana :) Du suchst doch noch nach Kurztripp Ideen für den Sommer – wie wär’s denn mit Istanbul?! ;)
Mensch, da hätte ich auch selbst drauf kommen können! :-) Super Idee! Da muss ich gleich mal Flugpreise checken!!! Istanbul wäre toll und lohnt sich auch für 4 Tage!!!! Wir haben auch noch einen Freund im Oman den wir besuchen möchten, aber da sind 4 Tage dann sicherlich zu kurz…
Klasse Artikel, tolle Fotos und Tipps … für einen Kurztrip steht es definitiv auf meiner Liste.
Danke sagt Dani
Schön zu hören und danke für deinen Kommentar :)
Hört sich super an und sieht top aus! Istanbul steht bei mir ganz oben auf der Liste, vielleicht schaffen wir es dieses Jahr. Ja, und dann wünsche ich mir, dass es irgendwann wieder möglich und erstrebenswert ist, von Istanbul nach Syrien mit dem Zug zu fahren… :-)
Ja lass uns hoffen :)! Mein Vater hat mir Abenteuergeschichten von solchen Zugreisen (die er in den frühen 70er Jahre gemacht hat) erzählt und ich würde das so gerne einmal auch erleben!
Das Café!!! Muss ich mir merken!!! :-) Und beim nächsten Mal fahren wir von dort zusammen nach Persien mit dem Zug!!! :-))
yeah! :)