Ende Juli in eine italienische Stadt im Landesinnern reisen? Ist das eine gute Idee? Ja, es ist. Auch wenn ich selbst lange gezögert habe und erst drei Tage vor dem verlängerten 1. August-Wochenende das Bed & Breakfast buchte und mich um die Zugtickets kümmerte. Schlussendlich waren es drei wundervoll sonnige Sommertage in einem angenehm «leeren» Bologna.
Mit dem Zug nach Bologna
Von Zürich bis nach Bologna dauert es mit dem Zug keine sechs Stunden inklusive eines Aufenthalts von rund 40 Minuten in Milano Centrale. Da ich so kurzfristig buchte, musste ich bei der Reisezeit eine gewisse Flexibilität zeigen, weil ein Teil der Züge von Zürich nach Milano Centrale bereits ausgebucht waren. Zum Glück waren noch genügend Tickets für die Frecciarossa Strecke Milano-Bologna übrig (Reisezeit: eine Stunde). Bologna eignet sich somit super für einen Kurztrip von zwei bis drei Tagen und die Zugfahrt lässt sich sogar noch zum Arbeiten nutzen.
Sehenswürdigkeiten in Bologna
38 Kilometer Arkaden zum Flanieren
Eines der herausragendsten architektonischen Merkmale von Bologna und als UNESCO Weltkulturerbe klassiert, sind die «Porticos». Die Arkaden erstrecken sich über eine Länge von 38 Kilometern und sind gerade in der sommerlichen Hitze praktisch. Unter den Bögen bleibt es nämlich angenehm kühl. Wer den Arkaden mit aufmerksamem Blick folgt, entdeckt wunderschöne alte Türen und schrille Vintageshops wie der «Fratelli Broche», wo uns zu jedem Kleidungsstück eine Geschichte erzählt wurde. Eine weitere Besonderheit von Bologna sind die «geheimen Kanäle». Wer das unscheinbare Fenster in der Via Piella öffnet, erhält einen Blick auf Wasserwege, die an Venedig erinnern.
Bolognas schiefen Türme: Garisenda und Asinelli erklimmen
Nicht nur Pisa hat einen schiefen Turm als Wahrzeichen. In Bologna stehen sogar zwei schiefe Türme direkt nebeneinander. Der kleinere Garisenda steht extrem schief in der Landschaft und kann nur von aussen besichtigt werden. Bei dieser schiefen Lage würde sich wohl auch niemand freiwillig hineintrauen. Im höheren «Asinelli» führt eine schmale Holztreppe beinahe 100 m auf die Aussichtsplattform hinauf. Der Eintritt kostet 3 Euro und die Anstrengung lohnt sich. Von hier oben gibt es einen tollen Überblick über die rot gedeckten Ziegeldächer der Altstadt von Bologna.
Auf der Piazza Santo Stefano entspannen
Der Tipp, dass die Piazza Santo Stefano die schönste Piazza Bolognas sei, hat mir jemand auf Facebook verraten. Ich stimme dem zu 100% zu. Im Caffè della Sette Chiese am Rand der Piazza lässt es sich herrlich entspannen und es gibt richtige Limonada.
Im MAMbo der Mittagshitze entfliehen
Wenn sich gegen den Mittag die Hitze durchsetzt, ist es an der Zeit, sich im Innern abzukühlen. Bologna hat einige sehenswerte Museen. Wir haben uns für einen Besuch im Museo d’Arte Moderna di Bologna (MAMbo) entschieden. Das Museum hat drei Schwerpunkte. Zum einen gibt es jeweils eine Spezialausstellung (aktuell David Bowie). Zudem ist die Sammlung in zwei Teile gegliedert. Der Teil Museum Morandi widmet sich den Kunstwerken vom lokalen Künstler Giorgio Morandi. Im zweiten Teil sind moderne Kunstwerke (im Bild ein Werk von Tony Cragg) und Videoinstallationen ausgestellt.
Die weltweit älteste Universität besuchen
Die Biblioteca Comunale dell’Archiginnasio gehört zu den eindrucksvollsten Gebäuden der Stadt und war Sitz der alten Universität Bologna. Für drei Euro kann der Anatomiesaal sowie einen weiteren historischen Raum besichtigt werden. Der Abstecher zum Gebäude, das sich unweit der Piazza Maggiore befindet, lohnt sich aber schon nur für den Blick in den Innenhof.
Den schönsten Aussichtspunkt suchen
Den schönsten Blick über Bologna gibt es bei der Chiesa die San Michele in Bosco. Vom Zentrum fährt regelmässig der Bus Nr. 30 dorthin. Das Busticket kostet für 75 Minuten 1.50 Euro. Wir haben diesen Aussichtspunkt leider erst am letzten Tag entdeckt – hier wäre nämlich eine schöne Fotolocation für ein Sonnenaufgangsfoto. Unbedingt auch einen Blick in die Kirche werfen.
Zum Santuario della Madonna di San Luca pilgern
Wir dachten ursprünglich, dass man von der Kirche Santuario della Madonna die San Luca, die hoch über der Stadt auf dem bewaldeten Colle della Guardia thront, einen tollen Blick über die Stadt geniesst. Nichts da. Die Vorderseite der Kirche hat keine Plattform und ist nicht zugänglich. Der Weg lohnt sich trotzdem. Weniger wegen der Kirche, sondern wegen des längsten Bogengangs der Welt, der bei der Porta Saragozza startet und in knapp vier Kilometer zur Kirche hochführt. Die Einheimischen nutzen die Strecke gerne fürs tägliche Work-out. Wer bei 30° Grad oben ankommt, weiss wieso. Um 19 Uhr wird der Zugang zur Kirche geschlossen.
Sommerfeeling auf der Piazza Maggiore geniessen
Im Juli und August findet auf der Piazza Maggiore das «Il Cinema Ritrovato» statt. Vor der historischen Stadtkulisse werden alte italienische Filme aufgeführt. Der Eintritt ist kostenlos und auch wer kein Wort Italienisch versteht, wird die Abendstimmung auf Bolognas zentralem Platz geniessen.
Kulinarische Entdeckungen: Beste Restaurants und Delikatessen in Bologna
Sich durch die besten Gelaterias probieren
Selbstverständlich haben wir uns das Ziel gesetzt, die beste Gelateria in Bologna ausfindig zu machen. Überzeugt hat uns «La Sorbetterie die Castiglione». Ebenfalls empfehlenswert sind die Gelateria «Galliera 49» und «Gelatauro». Liebhaber spannender Eiskreationen kommen hier voll auf ihre Kosten.
Die «richtigen» Spaghetti Bolognese essen
Kein Geheimnis ist, dass die richtigen Spaghetti Bolognese «Tagliatelle al ragù» heissen und zum kulinarischen Pflichtprogramm gehören. Ende Juli haben viele Osterias leider Sommerpause (das wäre somit auch das einzige Manko an der von uns gewählten Reisezeit). Durchgehend geöffnet hat die Osteria dell’Orsa und dort haben wir den Klassiker probiert.
Best of Emilia-Romagna
Die Region Emilia Romagna gilt zu Recht als es der Bauch Italiens. Sei es Parmigiano-Reggiano, Parmaschinken oder die Pastagerichte – der Genuss steht an erster Stelle. Ein Restaurant, das die regionale Küche wunderbar aufnimmt und uns mit seiner Mittagskarte begeistern konnte, ist das Gessetto Ristorante. Der Freund schwärmt noch jetzt von diesem wunderbaren Teller mit Parmaschinken und Burrata.
Pizzaplausch
Im Ranzani13 gibt es Pizza, Burger und Bier. Also nicht unbedingt das repräsentativste Restaurant der Region, aber nicht minder fein. Eine Reservation ist empfehlenswert. Ich habe im Vorfeld online reserviert und das hat prima geklappt.
Fine Dining
Da die Lieblingsosteria unseres B&B Gastgebers (All’Osteria Bottega) leider Sommerpause hatte, empfahl er uns als Alternative das im Guide Michelin 2016 gelistete Sale Grosse. Die Küche konzentriert sich auf Fischgerichte. Gute vegetarische Alternativen stehen ebenfalls zur Auswahl. Eindeutig der kulinarische Höhepunkt unserer Bologna Städtereise.
Casa Bertagni Bed & Breakfast im Herzen von Bologna
Übernachtet haben wir im zentral gelegenen Bed & Breakfast Casa Bertagni (Partnerlink). Aktuell hat das im vergangenen Jahr eröffnete Gästehaus drei Zimmer. Auf die nächste Sommersaison werden noch mehr Zimmer dazukommen. Wer persönliche Tipps von Locals schätzt, der ist hier am richtigen Ort. Auf dem Zimmer wartet ein Stadtplan mit auserlesenen Essenstipps vom Besitzer und beim Frühstück teilte er uns noch seinen kulinarischen Lieblingsplatz mit und bot gleichzeitig an, sich um die Tischreservation fürs Abendessen zu kümmern. Ein super individueller Service! Für drei Nächte inklusive Frühstück haben wir 450 Euro bezahlt.
Ein wirklich schöner, gut geschriebener und faktenreicher Reisebericht. Habe sofort Lust auf Bologna bekommen. Herzlichen Dank
Das freut mich – danke fürs Feedback :)
Liebe Anita
Wir waren heute im Caffè della Sette Chiese. Es war eine Katastrophe.. Die Pasta wurde fast kalt serviert und anstelle der hausgemachten Limonade gab eine solche von Schweps. Wir gehen davon aus, dass es einen Besitzerwechsel gab.
In Sorbetterie die Castiglione waren heute auch, Sehr leckeres Eis und auf jeden Fall zu empfehlen!!
Liebe Grüsse Anita 😉
Liebe Anita, herzlichen Dank fürs Feedback und tut mir leid, dass euer Zwischenstopp beim Caffé della Sette Chiesa nicht erfreulich verlaufen ist. Wir haben dort nicht gegessen, sondern wie im Beitrag geschrieben nur die Limonada getrunken, die damals nicht von Schwepps, sondern hausgemacht war. In den 5 Jahren seit unserem Besuch in Bologna kann es aber natürlich schon auch sein, dass die Besitzer gewechselt haben.