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Wanderung im Naturparadies Hinteres Lauterbrunnental

Mitten im Gewusel des Bahnhofs Lauterbrunnen stehend, kann sich kaum jemand vorstellen, dass keine 20 Minuten entfernt eine wilde Alpenlandschaft Natur pur bietet. Wir kämpfen uns mit unseren Rucksäcken durch den nicht versiegen wollenden Besucherstrom. Lauterbrunnen ist ein Drehpunkt für die Fahrt aufs Jungfraujoch oder aufs Schilthorn und gleichzeitig Zieldestination für Adventure Touristen aus aller Welt. Das Postauto ist an diesem Freitagnachmittag bis zu den Trümmelbachfällen gut gefüllt. Nach der Seilbahnstation Stechelberg verbleiben noch sechs Fahrgäste im Postauto. Eine vierköpfige Wandergruppe und wir.

Harziger Aufstieg beim Start der Wanderung

Unser Ausgangspunkt für die Rundwanderung durchs Hintere Lauterbrunnental ist die Endstation in Stechelberg. Obwohl die Wettervorhersage bewölktes, aber trockenes Wetter vorausgesagt hat, giesst es nun Bindfäden vom Himmel. Definitiv kein „anmächeliges“ Wanderwetter, mit dem uns das Hintere Lauterbrunnental empfängt. Doch uns bleibt keine Wahl. Unser Nachtlager befindet sich 850 Höhenmeter weiter oben und keine Seilbahn fährt dorthin. Einmal mehr nehmen wir uns das Sprichwort „es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“ zu Herzen. Mit Regenjacke und Schirm gegen den Regen gewappnet stapfen wir los. Während den nächsten 2.5 Stunden gibt’s nur eine Richtung – bergauf, und zwar ordentlich. Der immer dicker werdende Nebel verschluckt Schritt für Schritt die Landschaft rundherum. Die einzige Konstante ist das stetige Rauschen der zahlreichen Wasserfälle, die dieses Tal landschaftlich prägen. 72 sind es an der Zahl. Doch diese versteckten sich heute in den Wolken und so ganz ohne Bergpanorama ist der Aufstieg eher Pflicht statt Kür. Unterwegs ist wenig los und ausser einem vorwitzigen Geissbock beim Berghotel Tschingelhorn, ein paar Kühen und zwei pitschnassen Wanderpärchen kreuzt niemand unseren Weg.

Lauterbrunnen-Wasserfaelle
Tschingelhorn-Ziegen
Wandern-im-Nebel

Kerzen statt Strom im Berghotel Obersteinberg

Ebenfalls pitschnass sind wir bei unserer Ankunft beim Berghotel Obersteinberg. Die Regenjacke hat zwar dicht gehalten, dafür konnte auch der Schweiss nicht raus. Soviel zum Thema «Funktionale Kleidung». Nach dem Kleiderwechsel wärmen wir uns in der Gaststube wieder auf. Das Berghotel Obersteinberg ist ein wahres „Kerzenhotel“, denn hier oben gibt es keine Elektrizität. So ist auch in unserem gemütlichen, aber eiskalten Doppelzimmer die Kerze die einzige Licht- und Wärmequelle. Punkt 19:00 Uhr wird uns das Essen aufgetischt. Suppe, Salat und Reis mit Geschnetzeltem. Dazu ein Glas Dôle und eine flackernde Kerze. Ein Glücksmoment, wie er im Buche steht. Und das Wanderherz wird beim Blick aus dem Fenster gleich nochmals beflügelt. Die dicken Regenwolken verziehen sich langsam. Das Rauschen der Wasserfälle bekommt auf einen Schlag ein Gesicht und die Jungfrau erleuchtet im schönsten Abendrot. Was für ein paradiesischer Fleck. Danach geht’s aber schnurstracks unter die Bettdecke an die Wärme.

Berghotel-Obersteinberg-Doppelzimmer
Berghotel-Obersteinberg-Nachtessen-1
Berghotel-Obersteinberg-Nachtessen-2
Schmadribachfaelle-Lauterbrunnental
Jungfrau-im-Abendlicht
Berghotel-Obersteinberg-Doppelzimmer-Kerzenhotel

Am nächsten Morgen sitzen wir pünktlich um 07:30 Uhr am Frühstückstisch. Auch die anderen Gäste hat der klare Himmel frühzeitig aus dem Bett gelockt. Kurzerhand beschliessen wir die grosse Rundtour in Angriff zu nehmen und stärken uns mit Kaffee, einem «Konfi-Bröttli» und einem Stück rezenten Käse aus der Alpkäserei, die zur Alpwirtschaft Obersteinberg gehört. Einfach, aber gut.

Kerzenhotel-Obersteinberg-Hinteres-Lauterbrunnental-1
Alpleben
Berghotel-Obersteinberg-Fruehstueck

Ein verstecktes Wanderparadies

Danach schultern wir die Rucksäcke und wandern zügig los. Die letzten Nebelschwaden halten sich hartnäckig an den Bergflanken, doch das mindert die Schönheit der Landschaft keineswegs. Vor uns liegt die Wetterlücke mit dem Breithorn links und dem Tschingelhorn rechts, davor herbstlich gefärbte Moränenhügel. Bei dem Ausblick fühlen sich die verbleibenden Höhenmetern bis zum Oberhornsee leichter an als am Vortag. Beim Oberhornsee lässt sich die Auswirkung von Gletscherschwankungen mit eigenen Augen erleben. So wunderschön sich der See an diesem Morgen präsentiert, so unklar ist sein Schicksal. Aufgrund des fehlenden Zuflusses verdurstet er allmählich. Seit 1994 fliesst nämlich kein Schmelzwasser mehr vom Breithorngletscher zum Oberhornsee ab.

Wir lassen den Oberhornsee hinter uns und wandern weiter, vorbei an über 10‘000-jährigen Moorflächen zum Oberhorn. Das Hintere Lauterbrunnental ist seit 1947 (mit einer Erweiterung 1954) auf 26 km2 ein Naturschutzgebiet unter kantonalem Schutz. Deshalb sollte man in den empfindlichen Abschnitten die Wege nicht verlassen, um die seltene und wertvolle Flora und Fauna zu schützen.

Naturschutzgebiet-Hinteres-Lauterbrunnental
Wanderung-Hinteres-Lauterbrunnental-Breithorn
Tschingelhorn-Luetschine
Hinteres-Lauterbrunnental-1
Oberhornsee-2
Oberhornsee-1
Hinteres-Lauterbrunnental-Oberhornsee
Wandern-Berner-Oberland

Beim Oberhorn folgen wir dem Weg in Richtung Schmadrihütte. Alternativ könnte man hier auch einen Bogen zurück zum Berghotel Obersteinberg machen. Doch ich garantiere euch, die grosse Rundwanderung bringt’s. Schöne Ausblicke auf das Lauterbrunnental und die Alpbetriebe, wilde Bäche, tosende Wasserfälle und eine abwechslungsreiche Vegetation. Wäre da nicht das Geräusch der Helikopter, die im Lauterbrunnental herumfliegen, dann würde man sich hier oben weit ab der Zivilisation fühlen. Mich erinnert die Landschaft hier oben an eine Mini-Version von Norwegens Hardangervidda. Bei der Alp Schwand folgt ein steiler Abstieg, der in die Knie geht und uns am nächsten Tag mit Muskelkater an die Tour erinnert. Beim Berggasthaus Trachsellauenen empfangen uns zig Ziegen, für die der Alpsommer an diesem Tag zu Ende geht und wir gönnen uns eine wohlverdiente Portion Meringues, bevor wir die letzten 40 Minuten nach Stechelberg zurück unter die Füsse nehmen.

Oberhorn-Hinteres-Lauterbrunnental
Wandern-Hinteres-Lauterbrunnental-2
Panorama-Jungfrau
Breithorngletscher-Lauterbrunnen
Obersteinberg-Lauterbrunnental
Hinteres-Lauterbrunnental-Panorama
Tal-der-72-Wasserfaelle
Schmadribachfall-Hinteres-Lauterbrunnental
Ziegen-Alpabzug
Berner-Wanderwege

Praktische Infos und Tipps zur Wanderung durchs Hintere Lauterbrunnental

Der Routenverlauf kann nachfolgender Karte entnommen werden. Die Rundwanderung von Stechelberg via Obersteinberg und Oberhorn ist rund 15.5 Kilometer lang, beinhaltet eine Steigung von 1’350 Höhenmetern und ein Gefälle von 1’350 Höhenmetern. Die reine Laufzeit beträgt rund 7 Stunden. Die erste Teiletappe bis zum Berghotel Obersteinberg dauert rund 2.5 Stunden.

Stechelberg ist ab Lauterbrunnen mit dem Postauto erreichbar – bis zur Endhaltestelle «Stechelberg, Hotel» sitzen bleiben. Das Postauto fährt mit wenigen Ausnahmen im Halbstundentakt.

Das Berghotel Obersteinberg bietet ein Massenlager (68 CHF pro Person inkl. Halbpension) sowie Doppelzimmer (88 CHF pro Person inkl. Halbpension) und hat von anfangs Juni bis Ende September geöffnet. An den Wochenenden die Zimmer unbedingt vorreservieren. Mehr Infos zum Hinteren Lauterbrunnental findet ihr auf der Webseite von Stechelberg Tourismus.

Rundwanderung Hinteres Lauterbrunnental: Eckdaten unserer Tour

AusgangspunktBushaltestelle Stechelberg, Hotel
Länge15.6 Kilometer
Höhenmeter↗ 1’352 m ↘ 1’352 m
Dauer 6:30 h
ZielortBushaltestelle Stechelberg, Hotel

Aufgrund der Distanz lässt sich die Rundwanderung auch in einem Tag – ohne Übernachtung im Berghotel Obersteinberg – durchführen

Hinweis: Mein Aufenthalt im Berghotel Obersteinberg wurde von Lauterbrunnen Tourismus unterstützt. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.

Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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