«Wir müssen nicht sterben, denn wir sind schon im Paradies»
Mit diesen Worten begrüsst uns Koni Jöhl auf der Alp Oberchäseren. Wie wahr! Hier hoch über dem Linthal zwischen Mattstock und Speer ist es ohne Zweifel paradiesisch. Das einzige was fehlt, ist ein Zuber eiskaltes Wasser, das ich mir zur Abkühlung über meinen verschwitzen Kopf schütten kann. Im Paradies herrscht zurzeit nämlich Wassermangel. Die Alp Oberchäseren ist der zweite Stopp auf unserer dreitägigen Wanderung entlang des Toggenburger Höhenwegs von Wildhaus bis nach Ebnat-Kappel. Am Ende der Tour werden wir die insgesamt 45 Kilometer und über 2‘000 bewältigten Höhenmetern in den Oberschenkeln spüren.
Mein Highlight der Tour sind die beiden Hüttenübernachtungen. Ganz ohne Strom und Dusche und mit einem Plumpsklo, für das man zuerst um sieben Ecken gehen muss, war das für uns ein spezielles Erlebnis. Ich war zwar als Dreikäsehoch schon öfters z’Alp, aber die Einfachheit des Lebens dort oben hatte ich irgendwie wieder vergessen. Keine Steckdose, wo man schnell mal das Smartphone laden kann. Wasser, das aufgrund des Wassermangels mit dem Helikopter hoch transportiert werden muss und dessen Kostbarkeit wir uns plötzlich wieder bewusst werden. Und das stetige Kuhglockengebimmel rund um die Hütte, das mich am Abend sanft in den Schlaf wiegt und am nächsten Morgen bei der Dämmerung weckt. Zusammengefasst war es ein jäher Schritt zurück zur Einfachheit und ein bisschen ungeplantes «digital detox» mit dem Fazit, dass das Leben auch ohne alle 5 min Twitter-Timeline checken durchaus seinen gewohnten Lauf der Dinge nimmt.
Wir genossen die drei Tage Auszeit im Toggenburg und haben versucht, die Stimmungen auf den beiden Alpen mit der Kamera einzufangen. Da wir unglaubliches Wetterglück hatten und viel zu viele Bilder knipsten, zeige ich euch hier meine Lieblingsmomente auf den beiden Alpen und erzähle euch dann in Kürze mehr über die einzelnen Etappen des Toggenburger Höhenwegs.
Ochsenhütte Alp Selun
Rund 20 Personen finden im Massenlager oberhalb des Stalls der Ochsenhütte ein gemütliches Plätzchen zum Schlafen. Die Hütte liegt inmitten der idyllischen Weidelandschaft der Alp Selun am Fusse der markanten Churfirsten. Myrta Baumgartner ist um das wohl ihrer Gäste besorgt und tischt uns zum Abendessen ein leckeres viergängiges Menü auf. Zum Dessert gibt’s frischgepflückte Heidelbeeren. Köstlich! Die letzten Sonnenstrahlen des Tages geniesst man auf dem Bänkli vor der Hütte und trinkt dabei einen Mungecafi. Die Kühe zeigen sich hier oben auch von ihrer fotogensten Seite. Da es auch Mutterkühe in der Herde hat, ist beim Spaziergang über die Alpweiden etwas Vorsicht geboten.
Am nächsten Morgen erwachen wir ganz ohne Wecker pünktlich um sechs Uhr zum Sonnenaufgang und starten den zweiten Wandertag im Sonnenschein vor der Hütte mit Züpfe, Konfi und Chäs.
Alp Oberchäseren
Die Alp Oberchäseren, die auf dem Gemeindegebiet von Weesen eingeklemmt zwischen Mattstock und Speer liegt, kann bis zu 40 Personen im Massenlager beherbergen. Mich haben hier die zerklüfteten Hügelformationen besonders beeindruckt. Die Sonnenterrasse vor der Hütte ist bei Wandergästen ein beliebter Zwischenstopp auf dem Rückweg vom Speer ins Tal. Wir gönnen uns hier als Überbrückung bis zum Abendessen ein währschaftes Plättli und essen danach den ganzen Topf Chäshörnli leer, damit am nächsten Tag auch ja die Sonne scheint. Zur Verdauung gibt’s den Hauskafi „Granate“ und danach geht’s ab ins Bett. Das Aufessen wird am nächsten Morgen mit einer zauberhaften Morgenstimmung belohnt. Wer braucht schon eine Dusche und Strom, wenn man solche Momente miterleben darf?
Hinweis: Diese Reise wurde von Ostschweiz Tourismus unterstützt – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
…ich wohne in dieser Gegend – man kann ihr auch Paradies sagen :-)
Liebe Anita,
mit Bildern wie diesen beweist du, dass es ein Paradies auf Erden wirklich gibt und die Schweiz verdammt nah da dran liegt :-) WOW, atemberaubend schöne Aufnahmen! Dein Blog ist ein echter Glücksspender. Kaum klickt man sich hier durch die Beiträge bekommt man Fernweh, Lebenslust und Glück in einem <3
Herzliche Grüße
Anke