Um vier Uhr in der Früh aufstehen, um mal schnell im ersten Morgenlicht über den Grimselpass in Richtung Obergoms zu fahren. Solche Ideen entstehen, wenn zwei verrückte Ladies eine gemeinsame Wanderung planen. Instagram-Kollegin @nicolehunziker und ich wollten nämlich schon lange einmal gemeinsam in die Berge, nur der zeitliche Aspekt liess uns das Vorhaben immer mal wieder in die Zukunft verschieben. Doch diesmal fixierten wir endlich einen Termin und entschieden uns, die zweite Etappe des Aletsch Panoramawegs abzuwandern. Ich hatte dann plötzlich noch die Idee „das könnten wir ja mit einem Abstecher zur neuen Hängebrücke zwischen Fürgangen und Mühlebach im Goms kombinieren“. Und prompt wurde aus unserer Wanderung ein Mini-Roadtrip vom Berner Oberland über den Grimselpass quer durchs Goms mit anschliessender Wanderung entlang des längsten Gletschers der Alpen.
Fazit: Spontan ist halt immer noch am besten.
Mini-Roadtrip über den Grimselpass
Das Grimselgebiet gehört zu den wenigen Schweizer Regionen, die mit dem öffentlichen Verkehr nur mühsam zu erreichen sind. Es gibt zwar eine Postautoverbindung über den Pass, aber egal, von welcher Richtung man kommt, es braucht viel Zeit. Und wer morgens um 06:00 Uhr auf der Passhöhe die ersten Sonnenstrahlen einfangen möchte, der muss entweder oben übernachten, oder eben wie wir in aller Herrgottsfrühe aufstehen und mit dem eigenen Auto / Töff anreisen.
Von Guttannen her kommend, fürchten wir aufgrund der sich plötzlich auftürmenden Wolken um den Sonnenaufgang. Beim Start um 04:45 in Thun war der Himmel doch noch sternenklar?! Kaum haben wir die Nebelschwaden auf Höhe Räterichsbodensee durchquert, empfängt uns ein wolkenloser Himmel und ein prächtiges Panorama mit den im Morgenrot glühenden Gipfel hoch über dem Nebelmeer. Auf der Passhöhe beim Totensee blinzelt die Sonne bereits hinter den Gipfeln hervor. Traumhafte Momente.
So früh am Morgen ist kaum Verkehr unterwegs und so können wir uns bei der Fahrt in Richtung Oberwald den einen oder anderen spontanen Stopp erlauben. Besonders bezaubernd ist der Blick in Richtung Rhonegletscher, Furkapassstrasse und dem Hotel Belvedere, das sich dort hoch über dem Tal in einer Kurve der Passstrasse befindet. Und durchs Autofenster habe ich auf der Fahrt von Oberwald nach Bellwald noch einige ganz entzückende Gomser Dörfer entdeckt. Hätten wir überall gestoppt, wäre die Wanderung wohl ins Wasser gefallen. Deshalb kehre ich irgendwann mit mehr Zeit ins Goms zurück.
Attraktion «Goms Bridge»
Auf Höhe Bahnhof Fürgangen-Bellwald stoppen wir erneut. Die neue 280 m lange Hängebrücke, die die beiden Wandergebiete Bellwald und Ernen über die Rhone verbindet, wurde am 14. Juni offiziell eingeweiht. Die Brücke hat sich in der Zwischenzeit bereits zu einer Attraktion im Goms gemausert. Und da ich bereits so viel darüber gelesen hatte, wollte ich mir dieses Bauwerk natürlich aus der Nähe anschauen. Beeindruckend ist vor allem der Blick in die Tiefe, wo sich die noch junge Rhone durch den Tannenwald schlängelt.
Unterwegs auf dem Aletsch Panoramaweg
Und dann erreichen wir kurz vor neun Uhr unser eigentliches Ziel – die Talstation Betten. Hier parken wir das Auto, gondeln mit der Seilbahn auf die Bettmeralp und von dort nach einem kurzen Spaziergang durchs Dorf weiter hinauf aufs Bettmerhorn. Mit Blick aufs Matterhorn gönnen wir uns bei der Bergstation das wohlverdiente Morgenessen. Mit Kaffee und Nussgipfel im Magen wandert’s sich einfach besser.
Frisch gestärkt folgen wir dem Aletsch Panoramaweg in Richtung Märjelensee. Der Wanderweg macht seinem Namen alle Ehre. Der Aletschgletscher liegt uns quasi zu Füssen. Bis zum Märjelensee verläuft der Weg mehrheitlich in steinigem Gelände. Zwischendurch ist Trittsicherheit gefordert, aber ansonsten ist der Pfad gut begehbar und nicht besonders anspruchsvoll. Ständiger Wegbegleiter ist das Gebimmel der Schafe, die hier oberhalb und unterhalb des Wanderweges das schöne Alpleben frönen. Bei der Abzweigung «Roti Chumma» steht uns plötzlich noch ein schnusiges Schwarznasenschaf – die Bezeichnung «Wollknäuel» würde es aber wohl treffender beschreiben – gegenüber.
Beim Märjelensee locken zahlreiche lauschige Rastplätze auf grossen Steinen inmitten von Wollgras-Wiesen. Doch das Picknick kann man auch getrost zu Hause lassen, denn die Gletscherstube lockt mit gluschtigen Menüs. Ich bestelle eine Käseschnitte, und da wir so früh dran sind, geniessen wir im Anschluss noch die idyllische Stimmung auf der Terrasse.
Für den Weiterweg auf die Fiescheralp stehen zwei Optionen zur Auswahl. Entweder wandert man um den Tälligrat herum oder man nimmt die Abkürzung durch den Tälligrattunnel. Wir entscheiden uns für Letzteres und tauchen in die dunkle Welt des 1 km langen Tunnels ab. Ursprünglich diente der Stollen der Entwässerung des Märjelensees.
Auf dem letzten Abschnitt gibt’s schöne Ausblicke in Richtung Bellwald und Fieschergletscher sowie neugierige Rinder am Wegrand.
Praktische Tipps zum Aletsch Panoramaweg
Der Routenverlauf kann nachfolgender Karte entnommen werden. Der Aletsch Panoramaweg führt in zwei Etappen von der Belalp zur Fiescheralp. Letzen Sommer haben wir die erste Etappe erkundet. Die zweite Etappe haben wir auf dem Bettmerhorn gestartet. Die Strecke via Märjelensee ist 9.1 km lang, beinhaltet eine Steigung von 180 Höhenmetern und ein Gefälle von 600 Höhenmetern. Die reine Laufzeit beträgt rund 3 Stunden. Das Bettmerhorn erreicht man ab Betten via Bettmeralp mit der Seilbahn. GA-Besitzer müssen für den Zubringer auf die Bettmeralp kein Zusatzticket kaufen – gleiches gilt für die Rückfahrt von der Fiescheralp nach Fiesch. Eine Einzelfahrt Bettmeralp – Bettmerhorn kostet ohne GA 15.40 CHF (mit GA gibt’s 50% Ermässigung). Je nach Länge des Aufenthalts in der Aletsch Arena lohnt sich der Kauf des Wanderpasses.
In der Gletscherstube auf der Märjelenalp kann man nicht nur gut essen, sondern auch übernachten.
ich habe die Nicole schon auf IG gefragt, wo genau das tolle Gletscherfoto entstanden ist. Hier nun habe ich die Antwort gefunden. Wunderschöne Fotos. Toller Reisebericht. Kommt auf meine Liste ???
Danke und Gruß Oliver
Das sind wirklich fantastische Fotos!! Die ersten Bilder mit dem die Berge umhüllenden Nebelmeer finde ich besonders klasse. Insgesamt eins schöner als das andere. Ich würde am liebsten gleich morgen früh selbst losstiefeln und diesen Weg erkunden.
Eine tolle Anregung für den nächsten Wanderurlaub!
Liebe Grüße, Nathalie
Danke dir :)
Prächtige Fotos aus einer nicht minder prächtigen Gegend!
Der Einheimische sagt übrigens «Gommer» statt Gomser.
Danke! (auch für die Lektion Gommer Ditsch ;))