Manchmal braucht es mehrere Anläufe, bis einem etwas packt. Ging mir zum Beispiel bis zum letzten Wochenende mit dem Frühlingsskifahren so. Ich vertrat lange die Meinung, dass die Skier dann auf den Estrich gehören, wenn man in einer mit Krokussen übersäten Wiese mit der Sonne im Gesicht und dem fröhlichen Vogelgezwitscher im Ohr ein Picknick veranstalten kann. Doch trotz wunderbarstem Frühlingswetter in Zürich packte ich letzten Freitag tapfer Kappe, Handschuhe und Skischuhe in die Tasche und marschierte mit dem Skisack über der Schulter zum Bahnhof.
Allegra Engadin
Pünktlich zum kitschigen Abendlicht erreichten wir nach einer kurzweiligen Fahrt unseren Gastgeber das Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz Bad, das optisch eine frappante Ähnlichkeit mit dem Grand Budapest Hotel aufweist. Das traditionsreiche Grand Hotel des Bains liegt direkt an der Mauritius Quelle, am Ursprung von St. Moritz. Das prächtige Haus wurde anfangs 2002 nach einer längeren Phase des Umbaus von der Luxushotelkette Kempinski wiederöffnet. Nach unserem letztjährigen wunderbaren Aufenthalt in Kempinski Palace Portoroz, war ich gespannt, wie sich das Kempinski Grand Hotel des Bains präsentiert. Ich schätze an den Kempinski Hotels, dass sie gekonnt Luxus mit Lockerheit verbinden und einen guten Geschmack in Bezug auf die Verbindung von Moderne und Tradition beweisen.
Auch hier in St. Moritz wurde bei der Umgestaltung architektonisches Fingerspitzengefühl bewiesen. Das Interieur ist klassisch elegant. Mit lichtdurchfluteten Räumen und Kronleuchtern werden Akzente gesetzt. Wir starten den Abend wie es sich gehört – mit Champagner und Bergblick! Im Anschluss lassen wir es uns im Sra Bua gut gehen. Das asiatische Restaurant hat neben einem Thailändischen Signature Menu eine breite Auswahl an Sushi zu akzeptablen Preisen auf der Karte.
Ein Frühstück für Schlemmer
Am nächsten Morgen werden wir beim Gang zum Frühstücksbuffet mit den Worten „Guten Morgen, unser Frühstücksbuffet wurde mehrfach als das Beste der Schweiz ausgezeichnet“ begrüsst. Jetzt aber! Ich Schlaumeier pariere eine solche Ansage selbstverständlich mit einer Gegenfrage. „Wer hat sie ausgezeichnet?“, will ich wissen. Diesen Punkt liegt der Dame gerade nicht auf der Zunge. Wir haben es dann doch noch herausgefunden – es war die Zeitschrift „Bilanz“. Butter bei die Fische – das Frühstücksbuffet ist sensationell. Lokaler Bergkäse, frisch gehobelter Schinken, knuspriges Brot und frisch gepresster Orangensaft. Ganz mein Ding. Daumen hoch.
Corviglia – ab auf die Pisten
Danach steht der sportliche Teil des Tages an. Wir holen unsere Ausrüstung im Skiraum, der im Sportgeschäft integriert ist. Vom Kempinski zur Talstation der Signalbahn ist es nur ein Steinwurf. Keine fünf Minuten später stehen wir bereits in der Gondel und fahren hoch ins Skigebiet Corviglia. Für mich eine Premiere. Wir wollen natürlich zu allererst ganz hoch hinaus und steuern direkt den Piz Nair an. Die Aussicht von dort oben ist phänomenal und die Abfahrt hinunter zum Lej de la Pesch ebenso. Ich bin total geflasht! Auf der Corviglia wird das geboten, was ich mag – breite Pisten und eine Vielfalt an interessanten Abfahrten. Zudem sind die Pisten an diesem Tag bestens präpariert. Kaum Eisstellen und eine super Griffigkeit. Tendenziell sind die Pisten einfach zu fahren. Selbst schwarze Abfahrten haben nur Teilabschnitte, die wirklich steil sind. Amerikaner neben uns nehmen diese Tatsache etwas irritiert zur Kenntnis „this black slope looks like a blue one“, meint einer neben uns auf dem Lift. Wenn ich den Schwierigkeitsgrad mit demjenigen in Kanada vergleiche, habe ich Verständnis für die Aussage des Herrn. Wirklich „schwarz“ sind die Pisten hier nicht aber für mich ist das völlig in Ordnung. Überraschenderweise ist sogar die Talabfahrt nach Celerina in bester Qualität. Nur ganz unten treffe ich auf den mir verhassten Sulzschnee, ansonsten keine Anzeichen von Sulz.
Zurück im Kempinski gönnen wir uns in der Bar einen Flammkuchen als Nachmittagssnack, bevor wir uns in den Kempinski Spa verkrümeln. Für mich steht eine Alpin Massage auf dem Programm und der Freund lässt es sich derweil am Pool gut gehen. Ich bin ja bei Massagen immer etwas hin und her gerissen ob ich nun den Druck „relaxt“ oder „fest“ wünsche und entscheide mich meist für „etwas dazwischen“. Dieses Mal hätte ich mir wohl besser „relaxt“ gewünscht und muss mir mehr als einmal auf die Zähne beissen, um keinen Schmerzenslaut rauszulassen. Aber wahrscheinlich sind dafür jetzt definitiv mal wieder alle Muskelknoten gelöst. (selbstverständlich hätte ich mich dazwischen einfach mal mit «hei nicht so fest» melden können, aber ihr wisst ja stolz und so)
Den zweiten Abend verbringen wir im Restaurant Les Saisons, das nebst gutem Fleisch auch einige spezielle Hauskreationen auf der Karte hat. Wärmstens empfehlen kann ich die Fondue-Kartoffelravioli mit Perigord Trüffel und Gruyèreschaum. Was für eine köstliche Kombination.
Corvatsch – hoch hinaus
Am Sonntagmorgen geht’s dann noch richtig hoch hinaus. Das Kempinski liegt nicht nur unmittelbar neben der Signalbahn, sondern auch direkt neben der legendären Hahnenseeabfahrt vom Corvatsch. Bis zur Talstation der Corvatsch-Bahn dauert die Busfahrt zehn Minuten. Die Bushaltestelle befindet sich ebenfalls direkt vor dem Hotel und während der Wintersaison fahren die Busse im 10-Minutentakt in Richtung Corvatsch. Der Corvatsch ist gegen Norden ausgerichtet und im Winter ein ziemlicher Schattenhang. Jetzt im März kommt ihm das zugute. Die Sonne ist nun kräftig genug, um auch diesen Ecken zu bescheinen und die Pisten wurden während den kalten Monaten geschont und sind nun in Topform.
Lustigerweise habe wir vor lauter Frühlingsskifahren all die Events verpasst, die an diesem Wochenende in St. Moritz stattgefunden haben. Auf dem Muottas Muragl wurde der Schweizermeister der Lawinenhunde gekürt, der Snowpark Corvatsch war Austragungsort des Freeski World Cups und in St. Moritz ging das Music Summit über die Bühne. Zumindest von der Club Music bekamen wir ein klitzekleines bisschen etwas mit. In der Bar vom Kempinski Grand Hotel des Bains sorgte nämlich auch ein DJ für Stimmung. Ansonsten bietet St. Moritz auch ganz schön viel für diejenigen, die noch nicht von der Lust am Frühlingsskifahren gepackt worden sind.
Infos und Tipps:
- Doppelzimmer Übernachtung / Frühstück ab 500 CHF
- Tagesskipass Corviglia / Corvatsch 75 CHF
- Skipass für Hotelgäste ab 2 Übernachtungen 35 CHF
- Den schönsten Ausblick über das Oberengadin gibt’s vom Muottas Muragl
- Unbedingt mit dem Zug anreisen – die Albulafahrt mit der RHB ist immer wieder ein Erlebnis
Hinweis: Ich wurde vom Kempinski Grand Hotel des Bains eingeladen – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Hallo Anita,
klingt nach einem wunderschönen Wochenende! In St. Moritz war ich bisher nicht, überhaupt hatte ich es bis letztes Silvester noch nicht so mit Wintersport. Aber dein Artikel macht Lust darauf, einmal hinzureisen. Und Kempinski ist sowieso immer eine gute Adresse. Danke für die schönen Eindrücke! Lieben Gruß, Katrin
Danke Katrin. Es war ein wirklich tolles Wochenende und hei, Wintersport ist eine tolle Sache – unbedingt ausprobieren :)