Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Bei den unruhigen Nächten wenige Tagen vor der Reise, wo ich vor lauter Nervosität bereits morgens um vier Uhr hellwach im Bett lag. Oder bei dem Moment, wo ich im Rückspiegel einen letzten Blick auf den Athabasca Gletscher werfe und mir dabei eine Freudenträne die Wange runterkullert. Ehrlich, all die Emotionen, die ich während den 230 Kilometern auf dem Icefields Parkway durchlebt habe, sind schwer in Worte zu fassen. Und zwischendurch hätte ich mir gewünscht einen Moment innezuhalten, die Hand eines lieben Menschen zu drücken und gemeinsam diese wilde Schönheit mit allen Sinnen aufzusaugen.
Doch ich war allein. Und genau diese Tatsache war es, die mir den Schlaf raubte. 230 Kilometer schnee- und eisbedeckte Strasse, kein Natelempfang, keine Tankstelle und kein Laden. Hallo Wildnis! Als eine der landschaftlich schönsten Strasse der Welt zieht der Icefields Parkway zwischen Lake Louise und Jasper in den Sommermonaten Roadtripper aus aller Welt an. Im Winter dagegen lassen sich die Autos, die einem Begegnen beinahe an einem Finger abzählen. Es besteht Winterpneu- und Schneekettenpflicht – zumindest wenn man das Schild an der Abzweigung auf den Icefields Parkway in Lake Louise ernst nimmt. Für mich hielt dieser Roadtrip einige Challenges und Premieren bereit. Zum ersten Mal selbstständig und ohne dreimaliges «bist du sicher, dass dies der richtige Zapfhahn ist» Tanken, um ein triviales Beispiel zu nennen. Jetzt schüttelst du vielleicht leicht verwirrt den Kopf und denkst dir „was ist denn das für eine?“. Die Erklärung ist einfach. Ich besitze kein Auto, bin in der Schweiz zu 99.9% mit dem ÖV unterwegs und habe in den letzten Jahren ausschliesslich bei Roadtrips in den USA, Norwegen und kürzlich in Kroatien an meiner Fahrpraxis gearbeitet. Mit dabei immer meine allerliebste Reisebegleitung, die zwar keinen Führerschein hat, dafür jeweils das Tanken und Navigieren übernommen hat. Vielleicht könnt ihr euch jetzt ansatzweise vorstellen, wie nervös mich die Solo-Fahrt über den Icefields Parkway gemacht hat. Im Nachhinein easy peasy. Ich erwischte einen prächtigen Tag, die Strasse war zwar schneebedeckt aber griffig und mit Mumford & Sons im Ohr fährt’s sich eh gut. Am liebsten hätte ich alle fünf Minuten gestoppt und Fotos geknipst. Doch mein Zeitbudget war auf fünf Stunden beschränkt. Immerhin genügend Spielraum, um die „Pflichtstopps“ einzubauen, die ich euch nachfolgend zusammengestellt habe. Eine gute Übersicht über die Highlights entlang das Bow und Icefields Parkway zwischen Banff und Lake Louise gibt es hier: Icefields Parkway Travel Card.
Eins kann ich euch garantieren: die Fahrt über den Icefields Parkway übersteht ihr nicht ohne Nebenwirkungen. Mich hat die Traumstrasse gnadenlos mit dem Roadtrip-Virus infiziert und ich hätte am liebsten gleich kehrt um gemacht und ihn in die Gegenrichtung abgefahren.
Stopp #1: Peyto Lake und Bow Summit
Kurz bevor man den Bow Summit passiert – mit knapp 2‘100 m ü. M. der höchste Punkt des Icefields Parkway und der höchste Punkt Kanada’s der von einer öffentlichen Strasse gequert wird, zweigt eine kleine Strasse linker Hand zu einem Parkplatz ab. Hier befindet sich ein beliebter Ausgangspunkt für Ski- und Schneeschuhtouren. Für den rund 15-minütigen Fussmarsch zum Bow Summit lookout sind gute Winterschuhe von Vorteil. Ich bin an diesem Morgen die Erste beim Aussichtspunkt und treffe einzig auf ein paar Tierspuren im Schnee, die auf einen Luchs deuten. Gänsehautfeeling garantiert.
Stopp #2: Mount Cephren
Der markante Mount Chephren kann man kaum übersehen. Vor ihm liegt der zugefrorene Waterfowl Lake.
Stopp #3: Saskatchewan River Crossing
550 Kilometer weit fliesst der Saskatchewan River von den Rocky Mountains bis er schliesslich im Süden Manitobas in den Winnipegsee mündet. An der Stelle, wo die Brücke über den Saskatchewan River führt, trifft er auf die zwei Flüsse „Howse“ und „Mistaya“.
Stopp #4: Columbia Icefield
Mein persönliches Highlight war nebst dem wunderbaren Blick auf den Peyto Lake der Stopp beim Columbia Icefield mit dem vom Parkway aus sichtbaren Athabasca Gletscher. Die reine Schönheit dieser Landschaft aus Eis und Felsen hat mich tief im Herzen berührt.
Stopp #5: Beauty Creek
Mit etwas Glück kann man entlang des Icefields Parkway Tiere erspähen. Treue Begleiter sind die Raben, zumindest im Winter. Kaum ist das Auto gestoppt, hüpft bereits ein vorwitziger Kerl herbei. Beim Dickhornschaf kommt der Name wohl nicht nur von den dicken Hörnern, sondern auch von ihrem sturen Dickkopf. Die zeigen sich nämlich absolut unbeeindruckt, wenn sich ein Auto nähert, und bleiben standhaft stehen. Auf Höhe Beauty Creek besteht die Chance, das eine oder andere seltene Karibu zu erblicken.
Wenn ihr im Winter eine Fahrt über den Icefields Parkway plant solltet ihr beachten, dass euer Auto den Verhältnissen entsprechend ausgerüstet ist. Da Mietautos meist nur Alljahresreifen haben, empfiehlt es sich, mit einem 4×4 unterwegs zu sein. Es sei denn, ihr seid Profis im Ketten anlegen (das war ja mein persönliches Horrorszenario). Den aktuellen Strassenzustand könnt ihr hier nachschauen: Alberta road condition. Es kann sein, dass der Parkway nach einem heftigen Schneefall kurzzeitig gesperrt wird. Ansonsten ist wichtig, dass euer Auto aufgetankt ist – die einzige Tankstelle entlang der Strecke ist im Winter geschlossen – und dass ihr Proviant für unterwegs einpackt. Ganz einsam ist man aber nicht. Mir ist immer mal wieder ein Auto entgegen gekommen. Viele nutzen den Parkway als Ausgangspunkt für Skitouren im Backcountry.
Diese Reise wurde von Travel Alberta und Canusa unterstützt – vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Atemberaubende Fotos! Das ist wirklich wie durch eine Postkarte zu fahren =)
Viele Grüße,
Fiona
Danke Fiona :)
Wow. Das klingt irgendwie nach meinem persönlichen Traum.
Mir fehlen die Worte. Es muss atemberaubend schön gewesen sein und sicherlich eine Erfahrung, die man nie vergisst.
Wie immer wunderschöne Fotos.
Ich habe nun richtig starkes Fernweh nach Kanada (obwohl ich noch nie dort war) und könnte mir auch vorstellen länger zu bleiben …
Hallo Sussy, oh ja, ich könnte mir auch vorstellen, dort länger zu bleiben und ich werde sicherlich eines Tages zurückkehren, um die Strecke nochmals zu fahren :)
Wow! Wirklich, das sind Postkartenmotive.
Die Reise scheint ein wahr gewordener Traum zu sein.
Hallo,
genau das habe ich mir unter dem Titel vorgestellt… solche Postkarten hätte ich gekauft!!! :)
Super Bilder!
VG
Verena
Danke dir Verena :)
Der absolute Wahnsinn diese Fotos!!!!!!!!!!!
Ich muss dahin!!! :-)
Ich habe mir definitiv die richtige Kataloge nach Hause bestellt um eine Reise zu planen :)
Tolle Bilder übrigens!
Danke vielmal!