Der grosse Nachbar hat weit mehr zu bieten, als Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung und eine hippe Hauptstadt. In ganz Deutschland verteilt, befinden sich beispielsweise 38 UNESCO-Welterbestätten, die dieses Jahr besonders im Fokus stehen. Ein Blick auf diese Liste ist für mich Inspiration pur. Man entdeckt so viele Orte, die man sich gerne einmal ansehen würde. Wie wär’s mit der Wartburg, der Altstadt von Bamberg oder einem Ausflug in die Hansestadt Lübeck? Mein Finger landet auf Regensburg. Gemäss dem Architekten Norman Foster „eine der schönsten Städte der Welt“. Das letzte Stück Italien, bevor das Land der wilden Germanen begann.
Gereist – Anreise mit dem Zug nach Regensburg
Über schöne Orte soll nicht nur sinniert werden und deshalb nutzten wir das verlängerte Wochenende rund um den „Böögg“ (wem das jetzt keinen Begriff ist, der sollte mal nach Zürich reisen ;)), um der viertgrössten Stadt Bayerns einen Besuch abzustatten. Mit dem Zug dauert die Reise zwar etwas länger, ist dafür aber umso bequemer. Exakt sechs Stunden und einmal umsteigen später, erreichen wir pünktlich Regensburg.
Geschlafen – Unser Hotel in Regensburg
Wir übernachten inmitten der historischen Altstadt im Hotel zum Blauen Krebs. Ursprünglich betrieb der Besitzer, ein Salzburger, nur das Restaurant Dicker Mann, das sich in der engen Krebsgasse befindet. Über die Jahre hat er sich selbst einen Traum verwirklicht und neben dem Restaurant in einem historischen Gebäude ein Hotel eröffnet. Jedes Zimmer ist ein Unikat und mit ganz viel Liebe zum Detail gestaltet. Während wir die Treppenstufen hinauf in den dritten Stock erklimmen, girren und knarren die alten Holzbalken bei jedem Schritt. Genau so, wie ich es mag! Die Kombination Hotel und Brauschänke ist für spät ankommende Gäste wie uns ganz praktisch. Bevor wir schlafen gehen, genehmigen wir uns im Dicken Mann noch ein grosses Stück Wienerschnitzel.
Getan – Sehenswürdigkeiten in Regensburg
Durch das Welterbe flanieren | Altstadt
Regensburg entdeckt man am besten zu Fuss. Der Altstadtkern ist zum grössten Teil autofrei. Charmante Gässchen mit Kopfsteinpflaster laden richtiggehend zum gemütlichen Flanieren ein. Wir starten unseren Rundgang auf dem Haidplatz, gleich angrenzend zur Krebsgasse. Hier gibt es gleich zwei unauffällige Helden von Regensburg zu entdecken. Zum einen ist es eine kleine Tafel, auf der Grundrisse abgebildet sind. Die Tafeln zeigen über die ganze Stadt verteilt eine städtebaulich thematisch zusammengefasste Auswahl an Gebäuden (Plätze, Parks) und regen zum Rätseln an. Zum anderen ist es die kleine Stadtmaus, die demjenigen Glück bringt, der sie berührt.
Ansonsten gibt es in jeder Gasse spannende Details zu entdecken. Mir haben vor allem die vielen grünen Hinterhöfe imponiert und natürlich das wunderschöne Rathaus, das gleichzeitig auch eine echt gruselige Folterkammer beherbergt. Die Geschichte des Gebäudes ist auch eng mit dem Reichstag gekoppelt. Zur Besichtigung des Ratshauses werden regelmässig Führungen angeboten.
Das Welterbe überblicken | Dreieinigkeitskirche
2 Euro kostet der Vogelblick. Ich muss in einer Stadt irgend auf einen Turm hinauf kraxeln, um dann den Blick über die Dächerlandschaft schweifen zu lassen. Regensburg hat einige Türme, aber am bequemsten lässt sich der Turm der Dreieinigkeitskirche erklimmen. Die Aussicht ist die Stufen allemal wert.
Royale Geschichten | Schloss St. Emmeram
Wer regelmässig die Klatschspalten liest, dem ist vielleicht der Name „Thurn und Taxis“ geläufig. Nun, mir war der Name zwar bekannt, ich wusste jedoch nicht, dass sich im ehemaligen Benediktinerkloster St. Emmeram der Wohnsitz der Fürstin Gloria und ihrer Familie befindet. Das Schloss kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden (Kosten je nach Tour ab 10 Euro). Wunderschön sind der alte Kreuzgang und die Gruftkapelle.
Regensburg in Schichten | Document Neupfarrplatz
Römisches Legionslager, mittelalterliches Judenviertel, modernes Geschäftszentrum – nahezu drei Jahrhunderte an urbaner Geschichte, wurden im Rahmen der Neugestaltung des Neupfarrplatzes freigelegt. Einige steinerne Überreste vergangener Zeiten, befinden sich nun unterhalb des rege genutzten Platzes an Ort und Stelle ihres Fundes ausgestellt und zugänglich (Zugang nur mit Führung 5 Euro Eintritt).
Glorreiche Gotik | Regensburger Dom
Einen Blick in den Dom gehört natürlich zum Pflichtprogramm des Erstbesuchers. Der Bau ist auch ein kleines Wunderwerk der gotischen Architektur.
Flair der goldene Stunden | Jahninsel
Regensburg ist eine Studentenstadt und das zeigt sich insbesondere an lauen Frühlingsabenden. Wir überqueren die Steinerne Brücke, um auf die Jahninsel zu gelangen – das Bindeglied zwischen Regensburg und Stadtamhof. Die Wiese entlang der Donau ist mit jungen Leuten bevölkert. Die Essenz zum glücklich sein besteht hier aus ein paar Freunden, einer Flasche Bier, Sonnenstrahlen und dem betörenden Duft von blühendem Flieder. Wir spazieren vom Eisernen Steg bis zur Eisernen Brücke und sind hin und weg ab der einzigartigen Abendstimmung. Regensburg, du bist bezaubernd!
Gegessen – Restaurants in Regensburg
Mittag | Historische Wurstkuchl
Sie sei die älteste Bratwurststube der Welt, sagt man. Gleich neben der Steinernen Brücke, direkt am Donaustrudel befindet sich das Wurstkuchl. Seit 500 Jahren gönnen sich hier Arbeiter eine wohlverdiente Mittagsstärkung. Auch wir geniessen im strahlenden Sonnenschein das klassische Menu – 6 auf Kraut – bestehenden aus Würstchen, Kraut, süssem Senf und einem Schwarzen Kipferl.
Süsse Pause |
Für eine süsse Pause zwischendurch kann ich euch die Confiserie Prinzess empfehlen. Die Pralinen-Auswahl ist schier endlos und es wird Kaffee mit Kaffeebohnen aus der Regensburger Rösterei Rehorik serviert.
Eine weitere feine Adresse ist das Haus Heuport, das sich direkt gegenüber der Westfassade des Domes befindet. Hier gibt es Eisbecher zu moderaten Preisen und einen exklusiven Ausblick auf den Dom.
Abend | Lessing
Das Lessing befindet sich knapp innerhalb des Unesco-Perimeters gegenüber vom Bahnhof. Hier werden in gemütlichem Ambiente moderne, italienisch angehauchte Gerichte serviert. Ideal, um einen kulinarischen Kontrast zum typisch Bayerischen Restaurant zu schaffen und Regensburg von einer modernen Seite kennenzulernen.
Ich muss jedoch zu meiner Schande gestehen, dass wir ein paar Regensburger Kulinarik-Klassiker verpasst haben. Deshalb ist eins klar, wir müssen irgendwann nochmals nach Regensburg zurück. Sei es nur, um beim legendären Dampfnudel-Uli vorbeizuschauen. Asche über mein Haupt! Ich habe ihn erst am Sonntag entdeckt und das Restaurant ist leider nur Mittwoch bis Freitag geöffnet. Weitere Tipps sind die Kreuzschränke mit dem besten Wienerschnitzel, der Tigergreen Bagel Store und Eis bei Stenz. Ach Mensch, wieso gibt’s nur drei Mahlzeiten pro Tag? ;)
Gefeiert
Nach dem Nachtessen haben wir uns nochmals unter die Stundentenschar gemischt. Sehr beliebt ist der Brunnen beim Bismarckplatz. Rund um den Brunnen ist kein freies Fleckchen mehr zu finden. Gemütlicher und romantischer ist hier die Jahninsel. Mit Blick auf die hell erleuchtete Skyline von Regensburg lassen wir den Tag ausklingen.
Hinweis: Mein Aufenthalt in Regensburg wurde von Regensburg Tourismus unterstützt. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Hallo Anita!
Nach Regensburg fahre ich auch immer wieder sehr gern. Hab sehr gute Freunde dort und die bayerische Gemütlichkeit und ein Weißwurstfrühstück sind einfach wunderbar. Toll auch die Jahnwiesen, zum Rumhängen an der Donau und zum Wikingerschach spielen!
LG aus Berlin!
Wikingerschach? Was ist denn das? :)
Auch bekannt als Kubb :-) http://de.wikipedia.org/wiki/Kubb
Ein tolles Spiel!
Oh wie schön! Die zweite Heimat mal von der anderen Seite zu sehen ist schön!
Regensburg ist eine bezaubernde Stadt, in der ich mich immer recht wohlgefühlt habe ;) Grade weil es so viele verschiedene Ecken gibt und man den ganzen Tag viele tolle Dinge erleben kann =D
Viele Grüße
Fiona (worldwildfood)