Die eindrucksvollen Gipfel des Torres del Paine Nationalparks im Süden Chiles faszinieren mich schon länger. Oftmals auf Bildern bewundert, war für mich klar, dass wir auf unserer einmonatigen Reise durch Patagonien genügend Zeit dafür einplanen sollten. Der Nationalpark gehört nicht nur zu den Bekanntesten Südamerikas, sondern bildet mit einer der beliebtesten Trekkingstrecken der Region – dem sogenannten W-Trek – in den Sommermonaten ein regelrechter Magnet für outdoorbegeisterte Touristen aus aller Welt.
Als ich im September mit der Detailplanung unsere Reiseroute begann, stellte ich fest, dass die Hüttenschlafpläze in den Refugios entlang des W-Treks (die meisten werden von Fantastico Sur betrieben) bereits nahezu ausgebucht waren. Für uns stellten sich somit folgende Optionen: Zelten oder in Hotels übernachten. Unsere Wahl fiel auf die Hotelübernachtungen mit entsprechenden Tageswanderungen. Dies, weil wir aufgrund der gesamten Reisedauer keine Campingausrüstung aus der Schweiz mitnehmen wollten und beim Mieten vor Ort die Preisdifferenz zum Schluss gar nicht mehr so gross gewesen wäre.
Punta Arenas – der Startpunkt im Süden Patagoniens
Ausgangspunkt für unsere Reise durch Patagonien ist Punta Arenas. Frühmorgens fliegen wir mit Sky Airlines von Santiago de Chile in gut drei Stunden in die südlichsten Gefilde des Landes. Nach einer kurzen Wartezeit am Mietwagenschalter von Europcar, wo wir unserer 4×4 SUV für die nächsten 28 Tage anmieten, kann das Patagonien Abenteuer beginnen. Wobei uns Punta Arenas am ersten Tag wettertechnisch nicht besonders freundlich gestimmt ist und unsere Fahrt zum Faro San Isidro von viel Pflotsch begleitet wird. Ich hatte insgesamt zwei Nächte in Punta Arenas eingeplant – die meisten Touristen bleiben hier maximal eine Nacht. Mir hat Punta Arenas überraschend gut gefallen und die zwei Tage waren im Nu herum. Als Fehlentscheid stellte sich dafür unser Vorhaben, die Seno Otoway Penguin Colony zu besuchen, heraus. Die Zufahrten zu dieser Kolonie sind seit längerer Zeit geschlossen (vermutlich, weil die Tiere nicht mehr dort sind). Macht also nicht den gleichen Fehler und nutzt die Zeit stattdessen für einen Abstecher in den Pali Aike Nationalpark. Zugegebenermassen ärgere ich mich, weil ich mir mit einer Tripadvisor-Recherche die Fahrt ins Blaue hätte sparen können. Tja.. Auf jeden Fall sehenswert ist der wunderschöne Friedhof von Punta Arenas und für ein feines Abendessen können wir die Restaurants Mesita Grande und La Marmita empfehlen.
Puerto Natales – Ausgangspunkt zum Torres del Paine Nationalpark
Die Fahrt nach Puerto Natales kombinierten wir mit einer «Aufwärmwanderung». Und zwar befindet sich gut 5 Kilometer vor Puerto Natales (von Punta Arenas herkommend) der Einstieg zum Mirador Dorotea rechterhand auf einem Privatgrundstück. Die Grundeigentümer verlangen 5’000 chilenische Pesos pro Peron «Wegzoll» für den Aufstieg zum Hausberg von Puerto Natales. Ich finde, das lohnt sich auf jeden Fall. Der Wanderweg ist gut unterhalten und nach einem steilen Aufstieg (ca. 400 Höhenmeter, rund 1.5 Stunden Gehzeit bis zum Aussichtspunkt) gibt es einen tollen Panoramablick über Puerto Natales und die dahinterliegenden Gipfel der patagonischen Anden.
Den Rest des Nachmittags nutzten wir für den Einkauf der Zwischenverpflegung während der Wanderungen im Torres del Paine Nationalpark. Die Auswahl an verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten ist überraschend gross. Als Tipp: Wer gerne Trockenfrüchte und/oder Nüsse als Zwischenverpflegung dabei hat, der findet im «Frutos Secos» eine grosse Auswahl.
Routenübersicht: Torres del Paine auf eigene Faust
Nach einer erholsamen Nacht im gemütlichen Casa Lucy machen wir uns früh auf den Weg Richtung Lago Grey – unsere erste Station im Torres del Paine Nationalpark. Bevor wir uns auf den Weg «in die Wildnis» begeben, steuern wir die Tankstelle in Puerto Natales an. Dies ist nämlich die einzige Tankstelle im Umkreis von 100 Kilometern um den Torres del Paine Nationalpark. Ich hoffte ja insgeheim, dass wir ein Dieselauto erhalten würden. Doch nix da. Unser Ford Escape (ein tolles Auto, wie ich finde), hat eine Reichweite von ca. 500 Kilometer was bei den patagonischen Distanzen nicht gerade beeindruckend weit ist. Mit vollgefülltem Tank wollen wir kurz nach Puerto Natales auf die Y-290 abbiegen, um auf direktem Weg zum Lago Grey zu fahren. Leider ist die Zufahrt zu dieser Strasse jedoch gesperrt und uns bleibt nichts anderes übrig, als den Umweg via Cerro Castillo in Kauf zu nehmen. Die Ruta 9 ist bis Cerro Castillo geteert. Alle anderen Zufahrtsstrassen Richtung Torres del Paine Nationalpark sind Kiesstrassen in mehr oder weniger gutem Zustand (Obacht, Schlaglöcher!). Wir passieren den Parkeingang bei der «Serrano entrance and Ranger Station». Pro Person kostet der Parkeintritt 21’000 chilenische Pesos. Der Eintritt ist für drei Tage gültig, was bedeutend, dass man in diesen drei Tagen beliebig oft aus dem Park raus und rein kann. Wir erreichen den Lago Grey am früheren Nachmittag und nutzen die verbleibende Zeit für eine Wanderung auf dem Lago Grey Beach Trail.
Routendetails Tag 1:
Ursprünglich geplante Route via Y-290: 100 Kilometer / ca. 2 Stunden Fahrzeit (mehrheitlich gravel roads)
Umweg via Cerro Castillo: 150 Kilometer / ca. 2,5 Stunden Fahrzeit (bis Cerro Castillo geteert)
Am nächsten Morgen starten wir nach einem fantastischen Morgenrot direkt mit der Wanderung zum Mirador Ferrier. Im Anschluss fahren wir via Salto Grande / Cuernos Lookout einmal quer durch den Park und verlassen diesen beim Laguna Amarga Eingang. Als Unterkunft für die zweite Nacht haben wir uns eine traditionelle Estancia rausgesucht, die sich direkt an der Parkgrenze befindet, deren Zufahrt aber einen leichten Bogen aussenrum erfordert.
Routendetails Tag 2:
Via Y-150/ Y-180: 100 Kilometer / ca. 2,5 Stunden Fahrzeit (mehrheitlich gravel roads)
Am dritten Tag fahren wir zuerst 80 Kilometer nach Puerto Natales zurück, um aufzutanken. Dies deshalb, weil wir im Anschluss an den Torres del Paine Nationalpark in Cerro Castillo über die Grenze nach Argentinien wollen und wir deshalb gut einen halben Tank Reserve benötigen, um bis zur nächsten Tankstelle auf argentinischer Seite durchzuhalten. Die dritte und vierte Nacht verbringen wir im Hotel Las Torres am klassischen Ausgangspunkt für den W-Trek. Den Rückweg von Puerto Natales nach La Torres kombinieren wir mit einem sehr lohnenswerten Abstecher zur Laguna Azul – inklusive jeder Menge Guanacos. Danach hat unser Auto ein Ruhepause verdient und wir nutzen den vollen Tag in Las Torres für eine Tageswanderung zum bekannten Mirador Base de las Torres.
Routendetails Tag 3:
Über Ruta 9 zurück nach Puerto Natales / Laguna Azul / Las Torres: 250 Kilometer / ca. 4 Stunden Fahrzeit
Tank-Tipp: Die Extrafahrt zurück nach Puerto Natales könnt ihr euch sparen, wenn ihr statt über den Cerro Castillo Grenzübergang via Dorotea nach Argentinien einreist. Ist zwar ein leichter Umweg, dafür spart ihr euch die Zusatzfahrt (wir mussten schlussendlich über Dorotea einreisen, da der Grenzübergang Cerro Castillo aufgrund eines Stromausfalls an diesem Tag geschlossen blieb)
Unsere Wanderungen im Torres del Paine Nationalpark (Tageswanderungen)
Der Klassiker: Mirador Base de las Torres |
Der Aufstieg zu einem der beliebtesten Fotomotive des Torres del Paine Nationalpark ist Teil des W-Treks aber auch als Tageswanderung ab las Torres problemlos machbar. Die Distanz der Wanderung durchs Valle Silencio via Refugio Chileno zum Aussichtspunkt Base Mirador las Torres beträgt knapp 20 Kilometer (hin- und retour). Dabei gilt es, eine Höhendifferenz von gut 1’000 Höhenmeter zur überwinden. Der Wanderweg ist bestens ausgeschildert und führt durch wunderschön knorrige Südbuchenwälder und prächtige alpine Landschaften. Wir haben uns kurz vor sieben Uhr in der Früh auf den Weg gemacht. So schön die Wanderung ist, so häufig ist sie auch begangen. Uns lief der Aufstieg ring. Einzig das letzte, zackig ansteigende Teilstück ab dem Campamento las Torres (ca. 45 Minuten) brachte uns ins Schwitzen. Wichtig ist: Startet die Wanderung so früh als möglich. Auf dem Rückweg ins Tal kamen uns scharenweise Wanderer und Trekker entgegen. Trotz der Distanz und der Höhenmeter ist diese Wanderung für viele Torres del Paine Besucher DAS Highlight ihrer Reise.
Der Vielseitige: Cuernos Lookout |
Ähnlich häufig begangen wie der Mirador las Torres ist der Wanderweg zum Mirador Cuernos. Der Ausgangspunkt befindet sich beim Parkplatz Salto Grande und der Trail führt mehrheitlich eben in gut einer Stunde vom Wasserfall mit schönen Ausblicken auf den Nordernskjöld Lake, den Paine Grande sowie den markanten Los Cuernos über eine Hochebene zum Aussichtspunkt. Der Trail lässt sich gut mit der Fahrt vom Lago Grey Richtung Las Torres kombinieren (rechnet ca. 2 Stunden mehr für die Fahrt ein, damit genügend Zeit für die Wanderung bleibt).
Der Kurze: Lago Grey Beach Trail |
Wir entschieden uns am Lago Grey gegen eine Schiffstour zum Greygletscher und nutzten stattdessen den Beach Trail, um uns dem Eis anzunähern. Der Trail startet bei der Grey Ranger Station (Parkplatz vorhanden) und dauert als Loop ca. 1 – 1.5 Stunden. Ideal bei eher unsicheren Wetterbedingungen, da man schnell wieder zurück im Trockenen ist.
Der Gemütliche: Mirador Laguna Azul |
Wer den Massen ausweichen möchte, der macht mit einer Fahrt zum Lago Azul alles richtig. Leider war der Himmel bei uns an jenem Tag leicht verhangen, sodass die drei Türme auf den Bildern nicht vollständig zur Geltung kommen. Bei der Laguna Azul Ranger Station hat uns niemand nach dem Parkeintritt gefragt. Stattdessen haben wir vom Ranger nette Tipps zu den Trails erhalten. Die Kurzwanderung auf die Sierra Masle ist auf der Übersichtskarte des Nationalparks nicht vorhanden, aber vor Ort bestens ausgeschildert. Nach einem kurzen Aufstieg (ca. 30 bis 45 Minuten) erreicht ihr einen schönen Aussichtspunkt mit Panoramablick über die Laguna Azul und das beeindruckende Bergrelief der Cordillera Paine. Es lohnt sich übrigens, Picknick mitzunehmen. Zurück am Ufer der Laguna Azul hat es herrliche Picknickplätze, die ihr euch nur mit wenigen Leuten teilen müsst.
Der Geheimtipp: Mirador Ferrier |
Mein Wanderhighlight war der Aufstieg zum Mirador Ferrier. Der Trail startet ebenfalls bei der Grey Ranger Station, wo man sich entsprechend anmelden muss. Danach führt der schmale Pfad bald einmal steil ansteigend 700 Höhenmeter bergauf zum Mirador Ferrier. Für den Aufstieg müsst ihr ca. zwei Stunden einrechnen. Dafür werdet ihr fürstlich belohnt – die Aussicht über die Seenlandschaft des Torres del Paine Nationalpark ist unvergleichlich. Und das Beste: Oben auf dem Gipfel waren wir gerade mal zu fünft.
Wo übernachten – unsere Unterkünfte im Torres del Paine Nationalpark
Wie einleitend erläutert, haben wir in Hotels übernachtet. Wer eine Reise in der Hochsaison plant und in den Refugios übernachten möchte, der muss sich sehr früh um die Hüttenschlafplätze kümmern (idealerweise sechs bis neun Monate vorher). Auch bei den Hotels lohnt es sich, so früh wie möglich zu buchen. Als ich mich im September darum kümmerte, war tatsächlich für eine Nacht im Park keine Unterkunft (ausser Zeltplätze) mehr buchbar. Aus diesem Grund reservierte ich eine Übernachtung in der Hosteria Mirador del Payne, die als traditionelle Estancia direkt an der Parkgrenze liegt und durchaus eine gute Alternative zu den Hotels im Park ist (leider blieb uns die schöne Aussicht von dort verwehrt, da das Wetter umschlug).
Hotel Lago Grey |
Im Hotel Lago Grey haben wir für eine Nacht ein Superior Zimmer gebucht und waren ab der Zimmerausstattung durchwegs positiv überrascht. Eine Übernachtung am Lago Grey lohnt sich meiner Meinung nach, weil die Wanderung zum Mirador Ferrier sowie der Beach Trail in der Nähe liegen (als Tagesausflug wäre es eine relativ weite Fahrstrecke). Ein Pisco-Sour als Welcome Drink sowie das Frühstück sind inklusive. Wifi funktioniert nur bei gutem Wetter und das Essen im Barbereich ist nicht weiter erwähnenswert (das Restaurant haben wir nicht besucht).
Kosten: 420 USD pro Nacht (Superior Room mit Frühstück)
Hosteria Mirador del Payne |
Die Hosteria Mirador del Payne bietet meiner Meinung nach ein authentisches Estancia-Erlebnis mit nettem Personal und der Möglichkeit, Reitausflüge zu unternehmen. Auch hier haben wir einen Pisco zur Begrüssung erhalten. Dafür ist der Strom zeitlich limitiert (nur zu bestimmten Zeiten Strom vorhanden) und wifi gibt es nicht (im ganzen Nationalpark hat man keinen Natelempfang). Zum Abendessen wird ein fixes Menü serviert. Bei der Hosteria startet der Trail zum Toro Lake Lookout (ca. 8 Stunden hin-/retour) – es gibt somit auch hier jede Menge zu sehen.
Kosten: 245 USD pro Nacht (Doppelzimmer mit Frühstück) / Abendessen 38 Dollar pro Person
Hotel Las Torres Patagonia |
Das Hotel Las Torres befindet sich direkt beim Ausgangspunkt zum W-Trek und in der Nähe zum Parkeingang, wo die öffentliche Busse hinfahren (Laguna Amarga). Für uns hat es sich gelohnt, hier zwei Nächte einzuplanen, da wir so genügend Zeit für die Wanderung zum Base de las Torres hatten. Auch sonst hat uns das Hotel positiv überrascht. Die Zimmer sind zwar kleiner als im Lago Grey Hotel, dafür ist das in der Bar servierte Essen deutlich besser (Tipp: teilt euch eine Pizza) und das wifi (nur 1 Code pro Person, der auf nur einem Gerät funktioniert) hat ebenfalls funktioniert.
Kosten: 400 USD pro Nacht (Doppelzimmer mit Frühstück)
Für weitere Infos zu Wanderungen im Torres del Paine Nationalpark kann ich euch folgende Blogposts als Lektüre empfehlen:
- Im Torres del Paine gibt es nicht nur beeindruckende Gipfel, sondern auch viele Tiere zu entdecken. Jana von Sonne & Wolken hat sich auf Safari begeben und beschreibt die Tiervielfalt in ihrem Blogbeitrag
- Detaillierte Infos zum W-Trek findet ihr bei Susi von Black Dots White Spots
- Bei Steve findet ihr zahlreiche Patagonien-Artikel mit umfassenden Infos zur nötigen Trekkingausrüstung sowie diverse Wandertipps
Wow, liebe Anita das sieht mal wieder absolut atemberaubend aus! So schön!
Dort möchte ich auch mal hinreisen :)
Liebe Grüße,
Ela
Herrliche Bilder von einer wunderschönen Landschaft!
Absoluter Fernwehauslöser Dein Artikel und deine Bilder! Ich freu mich auf weitere Erlebnisse Eurer Reise!
Danke Yvonne das freut mich! :)
Hallo Anita
Toller Bericht tolle Fotos.
Danke!
Nur eine kleine Korrektur:
Das Restaurant in Punta Arenas ( und auch in Puerto Natales!) heißt Mesita Grande mit e wie Tischchen auf Spanisch und nicht Masita, oder!? Man findet es dann leichter, wenns richtig geschrieben ist. Danke!
Wurde von der Schweizerin Sandra und ihrem Mann Max erfunden. Beste Pizza Chiles!
Gruß aus Wien
Alexandra
Hoi Alexandra Danke für deinen Kommentar sowie den Hinweis – du hast natürlich völlig recht, da hat sich ein Vertipper eingeschlichen und ist nun korrigiert